Seit einiger Zeit greift Google mit Google Suggest den Suchenden bei der Formulierung von Suchanfragen unter die Arme: Noch während der Eingabe eines Suchwortes oder einer -Phrase schlägt Google verwandte Begriffe/Phrasen vor. Die Vorschläge sind dabei Worte/Phrasen, die den bereits eingegebenen Wortteil enthalten UND die eine hohe Suchhäufigkeit bei Google haben. Und genau darin liegt die Crux…
Denn bekanntlich geben viele Nutzer zu Surfen eine URL/einen Domainnamen in Google ein (statt direkt in das Browser-Adressfeld). Dies schlägt sich in den Fällen von Domainnamen, die Keyworte enthalten dann auch bei Google Suggest: Gibt man als Suchwortteil „Wette“ ein, schlägt Suggest nicht nur „Wetter“ und „Wetterbericht“ vor, sondern auch „Wetter.de“, „Wetteronline.de“ und andere.
Ein anderes Beispiel: Gibt man „Handysho“ ein, werden im Suggest auch zwei Shop-Domains gelistet. Man darf nun ja vermuten, dass Suchmaschinen-Nutzer mehr und mehr Suggest-Vorschläge anklicken werden – automatisch erhöht sich das Suchvolumen der im Suggest gelisteten Vorschläge. Google Suggest ist damit eine Art selbstverstärkendes System.
Aktuell nutzt Google für Suggest (in DE) offenbar ausschließlich Worte, die den von den Nutzern eingegebenen Suchstring enthalten, und zwar am Beginn – bei „Wetter“ wird nicht „Donnerwetter“ vorgeschlagen! – oder die typische Schreibfehlerkorrekturen des eingebenen Suchstings enthalten (bei „Donnre“ erscheint als Vorschlag „Donnerwetter“).
In den USA werden (laut Internetkapitäne) auch „hochspezifische“ Websites direkt angeboten und zwar unabhängig davon, ob sie eine zum Suchstring genau passende URL haben: „New York Weather“ erzeugt ganz oben den Vorschlag „www.wunderground.com/US/NY/New_York.html“. Zudem soll es auch Werbeeinblendungen geben, hierzulande habe ich solches aber noch nicht gesehen.
Was bedeutet Google Suggest nun für Onlineshops?
1. Aktuell erzeugt Suggest eine künstliche Beförderung von Shops, deren Domainname mit häufigen Suchbegriffen (z.B. Produkten) gut übereinstimmt. So finden sich in den Vorschlagslisten zu „Produkt XY shop“ beispielsweise oft die Vorschläge „ProduktXYshop.de“ und/der „ProduktXYshop24.de“-Einträge.
2. In den USA zumindest fördert Google bestimmte, besonders hoch rankende Websiten.
3. Suggest kanalisiert die Suchformulierungen/die Keywortauswahl bei Suchanfragen, dies führt dazu, dass die Suchvolumina häufig genutzter Keywort-Versionen/Phrasen weiter steigen, die weniger häufig genutzter dagegen fallen werden.
Punkt drei ist eventuell heute noch wenig dramatisch, immerhin hält sich Google ja aktuell streng an die eingetippte Vorgabe. Allerdings könnte man auch weiter denken: Wenn Google jetzt bereits nach der Suchhäufigkeit von Begriffen geht – vielleicht geht es dann zukünftig noch weiter – und schlägt auch Synonyme oder sonstig „passende Suchanfragen “ vor? Was passiert dann mit all den Domainnamen, die auf weniger genutzte Synonyme setzen, die spätestens dann dank Suggest weiter heruntergedrückt werden würden? Immerhin: Wer heute noch auf Schreibvarianten (Fehlschreibungen) setzt (z.B. „Einkommenssteuer“ statt „Einkommensteuer“) hat mit Suggest jetzt schon ein Problem…
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
Malte Polzin meint
Ich denke wir werden die Vermarktung von Suggest auch noch erleben.
Evtl. für des beste Adword mit einer extra Fee aber limitiert auf eines und natürlich als Werbung gekennzeichnet.
nicola meint
Ja, das denke ich auch – bzw. in den USA scheint dies ja schon so zu laufen.
Herzlich, Nicola Straub
H.P. meint
Würde mich keineswegs wundern.
Allerdings sinkt die Qualität der Suchergebnisse damit denn der Benutzer wird halt häufig auf Werbeseiten landen die anzunehmenderweise (ich nehme mal Adwordskampagnen als Beispiel, die sind oft gruselig schlecht eingestellt was die Ziele anbelangt) kaum als relevant zu bezeichnen sind. Die Frage ist auch wie man bei einer solchen Vermarktung Spam vermeiden würde…
nicola meint
Mein Hauptproblem ist eigentlich ein anderes, nämlich die Kanalisierung unterschiedlicher Suchanfragen auf eine oder wenige „Hauptformulierungen“. EIn Beispiel: Jemand hat einen Onlineshop für Hochbeete und firmieren diesen unter dem Singular-Begriff, z.B. „Hochbeet-xy.de“.
Normalerweise sollte es eine bestimmte Anzahl Suchender geben, die bei Ihren Suchanfragen den Singular „Hochbeet“ nutzen. Wenn Google Suggest nun ber künftig die Suchanfragen auf „Hochbeete“ (also Plural) kanalisiert, weil dieser Begriff (dank höherer absoluter Suchhäufigkeit) oben eingeblendet wird, so wird dieser Anteil der Suchenden mit der Zeit „systematisch“ minimiert – für den Shop ausgesprochen negativ, er verliert eine Nische.
Nun kann man einwenden, dass jeder vernünftige Shopbetreiber SEO immer auch auf den Pluralbegriff machen wird, das stimmt ja auch. Dennoch sehe ich die Chancengleichheit durch Google-Suggest beeinträchtigt, denn selbst dann fällt es u.U. schwerer eine „Singular-Site“ bei „Plural-Suchanfragen“ genauso hoch zu bringen, wie bei den (dann austerbenden) „Singular-Suchen“.
Dies nach ganz davon abgesehen, dass es nach dem aktuellen System NIE möglich ist, direkt in die ‚Suggests‘ zu gelangen, Eigennamen-Domains hat – z.B. „holz-gaenzler.de“…
Herzlich, Nicola Straub
H.P. meint
Ich denke all diese „Anreicherungen“ der Suche werden dazu führen das Suchen nach einzelnen Keywords immer weniger werden da man immer weniger relevante Treffer erhält.
Ich meine das dies keineswegs schlimm ist denn dann machen Google & Co Bekanntschaft mit der Komplexität der menschlichen Sprache, die Folgen dürften weitaus weniger dafür aber genauere Treffer sein. Ob sich dann Werbekampagnen noch sinnvoll fahren lassen wird man sehen müssen, in jedem Falle wird die Verwaltung von Kampagnen Keywordkombinationen weitaus schwieriger werden.
Ich suche heutzutage eigentlich schon kaum noch nach einzelnen Wörtern, die Ergebnisse sind schlicht zu schlecht.