Manchmal brauchen sogar Vollblut-Unternehmerinnen einen Schubs in die richtige Richtung. Für Anna-Maria Silinger kam dieser Schubs in einem Gespräch mit einem Start-up, das die erfahrende Managerin, die schon ein Unternehmen gegründet und ein zweites als CEO geleitet hat, eigentlich als Geschäftsführerin engagieren wollte – aber nicht durfte, weil die Investoren des Unternehmens keine schwangere Frau an der Spitze ihres Investments sehen wollten. „Das hat mich dann noch mal richtig angespornt“, erzählt Silinger im Podcast-Interview unserer Reihe „Women in E-Commerce“. Heute ist ihr eigenes Unternehmen babyforte zwei Jahre alt – und wächst noch schneller als ihr gleichaltriger Sohn.
Anna-Maria Silinger hat das Unternehmertum im Blut. Schon mit 26 gründete sie ihr erstes Unternehmen, den Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter Alphabloom. „Ich habe nach dem Studium in einem Start-up für medizinische Schnelltests im Marketing angegfangen“, so Silinger. „Da habe ich schnell gemerkt, dass mir die Medizin-Branche liegt – aber auch, dass ich lieber ein Produkt hätte, mit dem man Kunden längerfristig an sich binden kann als mit einem Einmalschnelltest.“ Silinger ging auf Pitch-Tour bei diversen Investoren und hatte bald Geldgeber für ihr eigenes Start-up gefunden. Alphabloom wuchs schnell – und nach fünf Jahren kam der geplante Exit, Silinger verließ ihr erstes Baby. „Wenn man in ein Unternehmen Investoren holt, muss man sich darüber klar sein, dass man ein Stück Entscheidungsgewalt abgibt, dass nun noch andere Interessen im Unternehmen eine Rolle spielen, als nur das des Kunden und das eigene“, so die Unternehmerin durchaus kritisch.
Schon damals wuchs der Wunsch, ein eigenes Unternehmen ohne Geldgeber ganz nach den eigenen Vorstellungen aufzubauen; doch den Sprung ins Bootstrapping wagte Silinger erst dank einem einschneidenden Ereignis. „Ich wurde schwanger, und zwar als ich gerade wieder auf Jobsuche war. Ich hatte mich bei verschiedenen Gesundheitsstart-ups für leitende Positionen vorgestellt und war gerade auf eines gestoßen, das mir sehr zusagte“, erinnert sich Silinger. „Als ich dem Start-up von der Schwangerschaft erzählte, wollten die mich trotzdem einstellen – das fand ich wirklich toll. Aber ihre Investoren waren weniger begeistert – und drohten offen damit, ihr Investment nicht fortzusetzen, wenn ich ins Unternehmen käme.“
Die folgende Ablehnung verstand Silinger vor allem als Ansporn, den lange gehegten Wunsch nach einem ganz eigenen Unternehmen mit voller Energie in die Tat umzusetzen – mit babyforte, einem Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit. „Ich hatte Babyforte schon länger als Nebenbei-Projekt am Laufen“, so Silinger. „In der Schwangerschaft habe ich mich dann voll in das Projekt gestürzt, bis zum letzten Tag vor der Geburt gearbeitet und das Unternehmen gut voran gebracht.“
Unternehmerinnen der Zukunft gesucht!
Das Förderprogramm „Unternehmerinnen der Zukunft“ geht in die dritte Runde. Experten-Coaches und Kooperationspartner begleiten und unterstützen die 20 Teilnehmerinnen ein halbes Jahr dabei, die Markenbekanntheit ihrer Unternehmen zu erhöhen, Prozesse zu optimieren – und ihre Kunden durch digitalen Handel zu erreichen. So können Unternehmerinnen etwa einen lokalen Laden mit E-Commerce-Angeboten erweitern, über digitale Infrastrukturen neue Kunden auf der ganzen Welt erreichen oder die eigene Marke auch online etablieren.
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Auch nach der Geburt ihres Sohnes wuchs babyforte, das als reiner Online-Direktvertrieb mit Verkauf über Amazon und den eigenen Online-Shop konzipiert war, munter weiter; auch weil Silinger auf neue Marketing-Kanäle setzte. „Ein Medizinprodukt rein über Ärzte und Apotheker aufzubauen, ist wegen der starken Lobby der alteingesessenen Pharmaunternehmen extrem aufwändig und eigentlich heute nicht mehr zeitgemäß“, ist die Gründerin überzeugt. Stattdessen setzt Silinger für babyforte vor allem auf Performance Marketing – und auf Influencer Marketing. „Unsere Kunden vertrauen heute anderen Kanälen; sie suchen im Internet nach Informationen rund um die Themen Schwangerschaft und Stillzeit und stoßen dort auf Mama- oder Hebammenblogs, auf Instagram-Kanäle oder aufs Thema spezialisierte Youtuber – und genau dort setzen wir mit unserem Influencer Marketing auch an.“
Auf diese Weise hat Silinger den monatlichen Umsatz von babyforte innerhalb von zwei Jahren verzehnfacht und beschäftigt heute fünf Mitarbeiter. Für dieses Jahr will sie das Wachstum fortsetzen und dafür auch in die USA expandieren. „Der Schritt in die USA ist zunächst einmal ein sehr trockenes rechtliches Thema“, seufzt sie. „Bevor man auch nur ein Produkt verkauft, kommuniziert man eine ganze Weile lang nur mit Anwälten.“ Dennoch ist sie überzeugt, dass sich der Aufwand lohnen wird, sobald die babyforte-PRodutke für den amerikanischen Markt rechtssicher sind. Dann will Silinger zunächst via Amazon in den USA starten, um via FBA die Logistik zu vereinfachen.
Mehr über ihre Pläne für babyforte, über das Gründen und Führen von Unternehmen und über ihre Teilnahme als Coach beim Amazon-Förderprogramm „Unternehmerinnen der Zukunft“ erzählt Anna-Maria Silinger in unserem Podcast-Interview:
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