Umsatzbooster Preisportale
Die Zeiten, in denen das Internet noch wie ein weißer Fleck auf der Landkarte war und man mittels der richtigen Suchmaschinenoptimierungsmaßnahmen schnell organischen Traffic generieren konnte, sind bereits seit einigen Jahren vorbei. SEO-Marketing ist zwar nach wie vor Pflicht, aber gerade für kleinere Anbieter wird es immer schwieriger, eigenen Such-Traffic aufzubauen. Auch die einzuplanenden Kosten sind heutzutage deutlich höher als zu den frühen Goldgräberzeiten des Internets. Doch auch eine gute Positionierung in den organischen Suchergebnissen garantiert den Erfolg nicht zwingend.
So kann es durchaus sein, dass auch die Cost per Order (CPO) und damit auch der verbundene Return of Investment (ROI) auf das eingesetzte Budget bei bezahlten Werbemaßnahmen günstiger ist. Zumindest ist bezahlte Werbung i.d.R. kalkulierbarer, vorausgesetzt man setzt die investierten Euros richtig ein. Dass ein funktionierendes Controlling einer der wichtigsten Eckpfeiler ist, haben wir in dieser Ausgabe ja bereits öfter erwähnt.
Wie Kunden suchen
Fittkau & Maaß hat in einer W3B-Umfrage 29.000 Online-Käufer zu ihren Recherchegewohnheiten vor dem Online-Kauf befragt. Deren Antworten wurden von der Fachzeitschrift Internet World Business, wie nebenstehend ersichtlich, in eine übersichtliche Grafik überführt.
An erster Stelle liegen natürlich Suchmaschinen. Sie werden von 19 Prozent der befragten Teilnehmer als Einstieg in die Suche genannt. Doch fast gleichauf liegt der Einstieg über Webseiten mit Testberichten. Diese nutzen fast 18 Prozent der Befragten. Ebenfalls noch hoch im Kurs sind mit mehr als 15 Prozent Preisvergleichsportale.
Offline-Kanäle, wie die Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis oder der gute alte Katalog, sind für die Recherche ebenso wichtig.
Andere Studien ermittelten, dass mit 97 Prozent fast alle Online-User nach Produkten und Dienstleistungen im Internet recherchieren. 55 Prozent nutzen dabei auch Produktsuchmaschinen.
Aufgrund der extremen Wettbewerbslage ist es naturgemäß nicht einfach, Kunden über Preisportale zu gewinnen – dafür sind gewonnene Kunden aber auch vergleichsweise sichere Käufer. Schließlich lenken die Produktsuchmaschinen häufig sehr qualifizierten Traffic auf den eigenen Online-Shop, da über deren Webseite bereits eine Vorselektion der Käuferinteressen stattgefunden hat. Branchenkenner sprechen von Konversionsraten im zweistelligen Bereich, die bei Besuchern, die über Produktsuchmaschinen in den Onlineshop kommen, realisierbar seien.
Last exit Preisportal
Preisportale sind für viele Käufer der letzte Anlaufpunkt vor dem Kauf – d.h., nachdem die gesamte Recherche erledigt ist und der Kunde sich für ein Produkt entschieden hat, sucht er die besten Angebote via Preisportal.
Als Beispiel nennt Dominik Wojcik, Geschäftsführer vom SEO-Berater Trust Agents, in einem Adzine-Artikel einen Fernseherkauf: Er sucht einen Fernseher bei Google, klickt auf das erste Ergebnis und landet auf der Produktseite eines Shops. Ihm gefällt der Fernseher, also sucht er nun nach Produktname + Test in Google und landet auf einer Preisvergleichsseite. Nachdem er die Bewertungen gelesen hat, klickt er wiederum auf den Link eines der gelisteten Shops und kauft den Artikel.
Tatsächlich wählen Verbraucher dann nicht unbedingt den billigsten Anbieter für den Kauf aus, oft genug erhält der zweite oder dritte Shop in der Liste den Zuschlag. Denn gerade der Umstand, dass in der Listenübersicht eines Preisportals die oben gelisteten Anbieter sichtbar günstiger sind, als das Gros der darunter aufgeführten, verstärkt die Sorge mancher Kunden, an einen unseriösen Online-Händler zu geraten. So ist der Preis für Preisportal-Kunden zwar ein sehr wichtiger Faktor, das „Zünglein an der Waage“ bilden dennoch oft die „weichen“ Faktoren.
Ausschlaggebend für eine Kaufentscheidung können ein ansprechendes Shop-Design und eine klare Nutzerführung werden. Eindeutige Bestellwege mit übersichtlicher Warenkorb-Darstellung und der Versandkosten, sowie vertrauensbildende Maßnahmen, wie Gütesiegel, vermitteln dem Kunden das kaufentscheidende Gefühl von Sicherheit und Professionalität. Auch eine größere Breite an Zahlmöglichkeiten im Shop verhindert Kaufabbrüche im Bestellvorgang.
Zudem gibt es neben der reinen „Billigpreisstrategie“ auch andere Strategien, mit denen ein erfolgreiches Preisportal-Marketing betrieben werden kann. So identifizierte mpEXPERT.com fünf unterschiedliche Strategien zur Kundengewinnung via Preisportale:
- Tiefpreisstrategie: Auf der Ergebnisliste der oberste sein
- Auf der ersten Ergebnisseite erscheinen: Nicht ganz vorn, aber auf der ersten Seite gelistet werden
- Präsent in Angebotslücken: Vorrangig Produkte listen, die andere nicht anbieten
- Präsent auf „Hochpreis“ Preisportalen: In Preisportalen listen, die generell eher höherpreisige Anbieter führen
- Fokussierte Präsenz und präsent in Nischen: Nur in bestimmten, thematisch eng ausgerichteten Preisportalen listen
Preissuchmaschinen entwickeln sich zur Online-Produktberatung
Früher ging es bei Preissuchmaschinen mehr oder weniger ausschließlich darum, möglichst viele Produkte von möglichst vielen Händlern zu aggregieren und so Endkunden den besten Preis bieten zu können. Durch geschickte Reichweitensteigerung über die gängigen Suchmaschinen reichte dies als Geschäftsmodell vollkommen aus.
Doch sicherlich nicht erst seitdem Google sein Google Shopping als Erlösquelle betrachtet und Amazon verstärkt versucht sich als Produktsuchmaschine Numero uno zu positionieren , reicht dies ob des starken Wettbewerbs heute beileibe nicht mehr aus. So versuchen die verschiedenen Preisportale mehr und mehr eigene Serviceleistungen gegenüber dem Endkunden aufzubauen.
Billiger.de, laut Eigenaussage Deutschlands bekanntester Online-Preisvergleich, erhöht die Beratungsqualität seines Portals durch das jüngst live geschaltete „Testsieger“-Feature. Das Filtertool ermöglicht Verbrauchern, Produkte nach Testbericht-Bewertungen zu sortieren und so einen Überblick über die Top 100-Produkte aus der jeweiligen Kategorie zu erhalten. Damit können Nutzer auf billiger.de nicht nur Testberichte zu ausgesuchten Produkten abrufen, sondern erhalten durch das „Testsieger“-Ranking ein verlässliches Werkzeug zur bequemen Informationsbeschaffung.
Diese Funktion erleichtert es vor allem jenen Verbrauchern, die noch keine konkrete Kaufentscheidung getroffen haben, sich auf dem umfangreichen Markt zu orientieren und bequem fundierte Informationen mit hilfreichem Mehrwert zu erhalten.
Ähnliches gilt für die teilweise sehr mächtigen Filterfunktionen von idealo, wie auch Alexander Hofmann, Geschäftsführer der HOWADO GmbH, in einem Blogkommentar feststellt: „Keine Preissuchmaschine hat eine vergleichbar ausgereifte und daten-mächtige Filterfunktion. Google und ebenso Amazon können dies auf die Schnelle niemals annähernd kopieren oder integrieren.“
Als Praxisbeispiel führt Hofmann die aussagekräftige Suche nach einem Notebook an: 15,6″, mit Nummernblock, mattes Display (Arbeit auf Terrasse), Full-HD Auflösung, einmal bei idealo und einmal bei Amazon. Hier biete nur idealo einen schlüssigen Ansatz bei dem man ca. 40 Notebooks finde und sich dann konkret zwischen diesen (z.B. anhand der Prozessorleistung) entscheiden könne. Amazon und auch Google würden laut Einschätzung von Hofmann hier versagen.
Gleichzeitig bietet idealo, bereits seit längerem, Endkunden auch eine Produktberatung via Live-Chat an und hat ebenfalls Testberichte auf seinem Portal integriert. Diese Transformation zur Online-Produktberatung und -auswahl, könnte auch notwendig werden. Schließlich dürfte deren Positionierung zwischen Google und Amazon immer schwieriger werden. Sicherlich nicht ohne Grund testet idealo derzeit sogar Marktplatz- oder, wie idealo es nennt, Checkout-Funktionen, um auch diese Händler noch besser zu unterstützen.
Und auch Deutschlands möglicherweise erster Online-Preisvergleich eVendi, gegründet 1997, geht neue Wege. So erweiterte das Unternehmen kürzlich, als einer der ersten Anbieter im deutschen Markt, sein Angebot auf sogenannte B-Ware. Für Händler entsteht so eine weitere Möglichkeit, Retouren, Ausstellungsstücke und Restposten effizient zu vermarkten.
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Peter Höschl bewegt sich seit 1997 beruflich im Internethandel, gilt als E-Commerce Experte und verfügt über große gelebte Praxiserfahrung. Er ist Autor mehrerer Fachbücher und einer Vielzahl von Fachartikeln zu allen Aspekten des Onlinegeschäfts. Heute berät und begleitet er vor allem mittelständische Unternehmen im E-Commerce.
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