Site icon Blog für den Onlinehandel

E-Commerce Wachstum stagniert in Wahrheit wohl schon lange, nur Amazon gewinnt nach wie vor

In den letzten Wochen ließen verschiedene Studien aufhorchen. Ging es jahrelang im E-Commerce mit zweistelligen Wachstumsraten immer nur steil bergauf, gab es dieses Jahr erstmals Wachstumswarnungen. Und schaut man sich mal genauer an, wer denn überhaupt vom Wachstum der letzten Jahre profitierte, dem wird es ganz gruselig zumute. Und das, obwohl Halloween bereits vorbei ist.

bevh, EHI und Bundesverband der Logistiker sind skeptisch

In den letzten Wochen, haben gleich drei Verbände mit ernüchternden Zahlen hinsichtlich der Entwicklung im E-Commerce in 2013 bzw. des erwarteten Wachstums für das laufende Jahr auf sich aufmerksam gemacht:

Nun ist es mit Studien ja immer so eine Sache, was sie mitunter nicht weniger wertvoll machen. Insbesondere, wenn über Jahre hinweg dieselbe Methodik angewandt wird, erlaubt dies durchaus einen guten Vergleich. Die Zahlen des BIEK wirken, da aus der Praxis, hier quasi als Bestätigung für die Studienergebnisse des bevh und die Erhebungen von EHI und Statista.

Amazon treibt das Wachstum an

Bisher ging man davon aus, dass in den letzten Jahren die Top10- bzw. bestenfalls die Top100-Shops überproportional vom E-Commerce-Wachstum profitierten. Pustekuchen, wenn man den Zahlen des EHI Glauben schenken darf und sich diese genauer ansieht. Der EHI ermittelt schon seit langem jährlich die sogenannten Top1000-Shops in Deutschland.

Bei der Auswertung deren Zahlen, stellt sich schnell raus, dass die Top100-Shops in 2013 noch um knapp sechs Prozent zulegen konnten. Rechnet man aus dieser Betrachtung jedoch die Umsätze der Top10-Händler raus, ergibt sich für die Top11 – 100-Händler ein ganz anderes Bild. Dann ist deren Umsatz nämlich um vier Prozent zurückgegangen.

Wer jetzt denkt, die Top10-Händler hätten es gut, irrt sich gewaltig. Für die sieht es auch nicht so toll aus. Denn rechnet man aus deren Umsatz nun die Amazon-Zahlen raus, steht bei dieser Umsatzgruppe plötzlich nur mehr ein Plus von 10 Prozent. Dafür darf man sich dann auch einmal bei Zalando bedanken, denn ohne deren Umsatzwachstum wäre für die Top10 lediglich nur ein mageres Plus herausgekommen.

Doch auch Amazon lässt im Wachstum nach, wie man den EHI-Zahlen entnehmen kann. So war der Versender-Gigant in den letzten Jahren in Deutschland mit einem Wachstum um die 40 Prozent verwöhnt und durfte sich in 2013 nur noch über eine 21-prozentige Umsatzsteigerung freuen.

Neueinsteiger schieben von hinten an

Angeschoben wurde das Wachstum in den vergangenen Jahren zusätzlich von den auf den Rängen 501 – 1.000 liegenden Onlineshops. So konnten diese ihren Umsatzanteil am Gesamtvolumen der Top1000 bisher jedes Jahr ausbauen. Nur vergangenes Jahr erwischte auch sie das Wachstumsloch.

Unterstellt man jedoch, dass der gesamte E-Commerce-Markt in 2013 um mindestens die von den Logistikern ermittelten 9,1 Prozent gewachsen ist, bedeutet dies zwangsläufig, dass vor allem die Umsatzgruppe gewachsen sein muss, die nicht in den Top1000-Shops gelistet sind. Denn für die Top1000 ermittelte der EHI lediglich ein Wachstum von weniger als zwei Prozent, in 2013 auf 30 Mrd. Euro.

Dies macht auch Sinn – schließlich sprießen derzeit allerorten neue kapitalstarke Onlineshops aus dem Boden. Seien es VC- bzw. Media Equity-finanzierte Online-Shops oder auch internationale Online-Händler, die den Markteintritt in Deutschland vollziehen. Hinzu kommen noch die Markenshops und diejenigen der stationären Händler, welche jetzt erst in den Internethandel einsteigen oder ihr Engagement ausweiten.

Dann spielen diejenigen Marktteilnehmer, welche bisher lediglich die Rolle des Großhändlers oder Importeurs inne hatten und jetzt ebenfalls im E-Commerce aktiv werden, schon beinahe keine Rolle mehr.

Anyway – alles Akteure, die es möglicherweise noch nicht in die Top1000-Liste schaffen, aber zusammengenommen dennoch bereits nennenswerten Umsatz machen.

Die gute Nachricht bei aller Schwarzmalerei – ich kenne auch sogenannte „Hidden Champions“, die in keiner Statistik auftauchen, und sich beim Lesen dieses Artikels sicherlich lächelnd zurücklehnen werden. Wissen sie doch um ihre Umsätze, Gewinne und Wachstumszahlen.

Aber auch diese sollten sich nur kurz zurücklehnen.

Exit mobile version