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Einspruch: Der große Logistik-Quatsch

Manch Experte wurde in der Vergangenheit ja nicht müde zu betonen, wie wichtig versandkostenfreie Lieferung, auch für Cent-Artikel, für den Erfolg sei. Wir haben dazu seit jeher eine etwas differenziertere Meinung. Aber spätestens seitdem diese Botschaft nun wirklich keiner mehr hören konnte, wurde uns Same day delivery und stundengenaue Zustellung als dringlicher Kundenwunsch eingetrichtert. Ohne, wird es schon bald nicht mehr gehen, beim Buhlen um die Gunst des Kunden. Ob es wirklich so ist, können wir getrost den Kunden entscheiden lassen. Nun dreht sich das Rad nochmal weiter und ich lese im Newsletter von Internet World heute, dass Amazon künftig in einigen US-Großstädten auch am Sonntag ausliefert. Da darf man gespannt sein, wohin das noch alles führen soll.

Vielleicht ja aber wieder zurück auf Los. Denn ebenfalls heute lese ich im etailment-Newsletter, dass DPD und GLS sich mit dem Gedanken tragen, Mehrfach-Zustellversuche abzuschaffen. Der Online-Kunde solle doch bitteschön selbst zum Paket bzw. zur Paketstation kommen.

Anders sei die steigende Zahl der täglich versendeten Pakete bald nicht mehr zu stemmen. Ob das klappt, weiß man nicht. In Schweden, Dänemark oder Finnland ist dies jedoch längst üblich: Wer online einkauft und ein Paket bekommt, wird vom Paketdienst über den Zustelltag informiert und holt sich anschließend die Sendung selbst im Paketshop ab. Die Zustellung bis an die Haustür gibt es nur gegen Aufpreis: In Schweden ist sie doppelt so teuer wie die Ablieferung im Shop.

Allemal besser als, wie die DHL, überdimensionierte Paketkästen, in denen die Zusteller Pakete hinterlegen können, aufzubauen. Davon abgesehen, dass diese Kästen nur für Ein- und Zweifamilienhäuser zur Verfügung und für Mietshäuser bislang ungeeignet sind – wenn der Onlineshop mit DPD oder GLS versendet, darf der stolze Einfamilien-Hausbesitzer demnächst doch wieder zur jeweiligen Paketstation laufen. Da fragt sich mancher, wer sich denn mit diesen Kästen sein Eigenheim verschandeln werden wollen wird. Und dafür auch noch 99 bis 179 Euro berappt!

Aber wenn man sich schon fragt, kann man sich auch gleich fragen, wie erfolgreich wohl so Dienstleistungen wie Cardrops werden könnten. Dieser Service liefert Päckchen in den Kofferraum des geparkten Wagens. Um den Kofferraum als Postfach nutzen zu können, wird von Cardrops ein spezielles Kit installiert, das die Position des Wagens meldet und den Zugriff regelt.

Wir jedenfalls sind gespannt, wie es denn nun künftig mit der Logistik weitergehen wird. Geht es zur 24/7-Zustellung mit minutengenauer Information wann das Paket beim Empfänger ankommen wird oder wird das Rad doch wieder zurückgedreht? Ich persönlich tippe eher auf Zweiteres. Alleine schon da ich mich frage, wer den Irrsinn mit Same day delivery etc. bezahlen soll. Der Kunde will nicht und der Händler kann nicht. Der verdient ja sowieso schon kein Geld mit seinem Onlineshop.

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