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Kreditkartenausfälle geringer als Ladendiebstahl

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scheckkarteJedes Jahr legt die Deutsche Card Services ihre Auswertung der aufgelaufenen Transaktionen vor, einen Schwerpunkt bildet dabei stets auch die Auswertung des E-Commerce im „E-Commerce-Report“ (früher PAGO-Report).

Die darin vorgelegten Zahlen zu den Zahlarten sind interessant, vor allem deshalb, weil der Statistik eine gigantische Anzahl an Transaktionen zu Grunde liegt: Eben allen Online-Käufen, bei denen die Bezhalung über die Deutsche Card Services abgewickelt wurden.

Das sind vor allem anderen Zahlungen per Kreditkarte, und hierzu liegen nun die 2010er Zahlen vor. Danach gingen die Betrugsfälle mit Kreditkarte um 7% – und damit deutlich – zurück, Ärgerlich aber: Die Rückbelastungen aufgrund formal inkorrekter Transaktionen (abgelaufene Karte, kein Datum angegeben etc.) stiegen an. Insgesamt liegt die Chargeback-Quote im europäischen E-Commerce bei der Kreditkarte im Mittel bei 0,34%, dem Wert von 2009.

Ebenfalls wie im letzten Jahr sind teilweise auch die Händler selbst Schuld an Rückbuchungen, denn auch logistische Mängel führen zu Rückabwicklungen, etwa wenn Lieferungen sich stark verzögern und/oder die Kunden über Verzögerungen schlecht informiert werden.

Visa steht bei den Chargebacks mit etwas besseren Werten da als Mastercard, wenn die Käufer Männer sind, bei Frauen gibt es keine Unterschiede zwischen den Karten. Viel wichtiger für Händler jedoch: Der Einsatz von 3DSecure vermindert die Chargeback-Quote um zwei Drittel! Besonders aufmerksam müssen Händler in den UK und/oder mit Kunden aus dem Vereinigten Königreich sein: Hier zeigen alle Kartenzahlungen höhere Chargeback-Quoten, insbesondere gilt dies für Marstercard-Zahlungen.

Erstmals steht im deutschen E-Commerce die die ELV (Elektronische Lastschrift) an Platz zwei, sie ist hinter die Kreditkarte gerutscht, die bisher nur im europäischen Handel dominierte, dort aber kräftig. Gewinner ist das Giropay-Verfahren, das bei der Deutschen Card Services schon einen Marktanteil von 17% aufweist – und gegenüber dem offenen ELV auch die höheren Warenkorbwerte erzielt: „Durchschnittlich erzielter Warenkorbwert bei unsicherem Kontoverfahren ELV sinkt auf mehr als die Hälfte, steigt dagegen beim sicheren Verfahren giropay deutlich an.“

Zurück zu den Risiken: Zusammen mit dem Rückgang der ELV ist auch die Rücklastschriftquote gesunken, sie beträgt nun nur noch knapp 3%, hängt jedoch enorm von der Warenkorbhöhe ab: Bei Warenkörben zwischen 100 und 500 Euro lag sie bei 3,348%, bei Warenkörben über 500 Euro aber nur noch 1,370%:

Hauptgrund: Immer weniger Lastschriften werden mangels Deckung des einkaufenden Kontoinhabers vom Kreditinstitut zurückgewiesen. Hier sank der Anteil von 71,41% auf 66,28%, wie die Deutsche Card Services ermittelte. Erfreulicherweise kamen außerdem weniger kostenaufwändige Rücklastschriften zustande, weil Konto-Nummer und Name nicht identisch oder falsch waren oder weil von einem Sparkonto abgebucht werden sollte.

So schön die Zahlen zu eigenen Benchmark-Vergleichen anregen, im Hinterkopf sollte man dabei stets behalten, dass das Risikomanagement der Deutsche Card Services vergleichsweise sehr hoch entwickelt sein dürfte! Dennoch können sie Denkanstöße geben, das eigene Riskmanagement weiter zu entwickeln.

Bleibt noch das Kapitel „Europäisches Kaufverhalten“: Hier hat der Montag als kaufstärkster Wochentag den Dienstag abgelöst. Zudem rutschen die Onlinekäufe auch in der Tageszeit weiter nach hinten: Zwischen 20 und 22 Uhr (Vorjahr zwischen 16 und 18 Uhr) wird in Deutschland und den UK am stärksten online bestellt. Die Deutschen sind daneben auch an den Sonntagen sehr kaufaktiv, sie zeigen sich in der Krisenzeit aber etwas vorsichtiger und zögerlicher beim Onlineshopping. Der durchschnittliche Warenkorbwert im europäischen E-Commerce ist auf 65,35 Euro gesunken. Schön für Händler: Insgesamt verteilt sich der Umsatz mittlerweile gleichmäßiger auf das Jahr, wobei der Dezember natürlich dennoch der umsatzstärkste Monat ist.

Apropo die Deutschen: Hier zeigen sich die Frauen bereits „kaufaktiver“ als die Männer. Und auch im europäischen Schnitt holen sie auf und machen bereits 40% der Käufer(innen) aus und erzielen im Schnitt höhere Warenkorbwerte als die Männer (nicht so in Deutschland).

Nachholbedarf haben die deutschen Shops weiterhin darin, Kunden aus dem europäischen Ausland zu gewinnen. Das größte Problem ist nach wie vor die Sprachenhürde, die UK-Webshops für ausländische Kunden weitaus attraktiver macht, als deutsche Shops. Aufgeholt im E-Commerce hat Spanien, das nun hinter Deutschland und Großbritannien zur drittstärksten europäischen E-Commerce-Nation aufgestiegen ist.

Alle kostenlos zugänglichen Daten gibt es hier, die Presseauswertung hier.

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

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