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Interview mit Jennifer Wollensak, D&G-Software

rgbIn einer Zeit, als man mit den Buchstaben AMAZON noch mythische Kämpferinnen und einen großen Fluss in Südamerika verband, entwickelte eine kleine Firma im Schwarzwald bereits Computerprogramme, um das Geschäft von Versandhändlern zu erleichtern. Heute betreut die D&G-Software über 340 Unternehmen und konzipiert Multichannel-Systeme für den mittelständischen Versandhandel. Mit über 25 Jahren Erfahrung im Rücken gelingt es dem Softwarespezialisten, dem Markt immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Im Interview mit shopanbieter.de verrät Jennifer Wollensak, wie das geht.

1. Was ist Ihr Kernprodukt im E-Commerce?

Wir bieten unseren Kunden eine Multichannel-Komplettlösung. Die Basis hierfür bildet unser Warenwirtschaftssystem – das D&G-Versandhaus-System VS/4 – das wir seit über 25 Jahren permanent weiterentwickeln. Mit dem VS/4 decken wir heute also nicht nur alle versandhandelsrelevanten ERP-Funktionalitäten ab, sondern ermöglichen unseren Kunden einen effizienten Handel über alle Vertriebskanäle.

Dazu gehört natürlich auch der E-Commerce in all seinen Facetten. So können verschiedene Shopsysteme in unterschiedlichen Ausbaustufen an unsere Warenwirtschaft angebunden werden. Der Funktionsumfang reicht dabei von einer einfachen Import-/Export-Schnittstelle bis zu einer voll integrierten und hoch automatisierten Lösung mit unserem hauseigenen Shopsystem – je nachdem, welche Anforderungen der Kunde stellt. Und das selbstverständlich auch für mobile Endgeräte. Dasselbe gilt für virtuelle Marktplätze wie eBay, Amazon, MeinPaket.de und Co., die ebenfalls an das Warenwirtschaftssystem angebunden werden können.

Für den Händler bietet das einen enormen Mehrwert: Egal, welcher Kanal bedient wird – Datenpflege und Bestellabwicklung erfolgen zentral im VS/4. Das schafft Transparenz, steigert die Produktivität und bringt auch für den Endkunden Vorteile. Dieser kann u. a. im Kundenbereich des Onlineshops seine Rechnungen nachdrucken oder aus Historiedaten ganz einfach neue Bestellungen generieren. Und auch Click & Collect, also online gekaufte Ware in der nächsten Filiale abzuholen, ist dank der zentralen Datenhaltung ebenso möglich wie ein Umtausch oder eine Retoure von Artikeln aus dem Onlineshop im Ladengeschäft.

2. Wer nutzt Ihr Angebot?

Unser Angebot wird vom kleinen Honigversender mit 5.000 Adressen und 50 Rechnungen am Tag bis zum weltweit größten Reitsport-Versand- und Einzelhändler mit über 40 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und täglich vielen Tausend versendeten Paketen genutzt. Das D&G-Versandhaus-System VS/4 funktioniert also unabhängig vom Sortiment und der Größe eines Unternehmens, da es stufenlos skalierbar ist. Zu unseren Kunden zählen mehr als 340 nationale und internationale Multichannel-Händler wie bspw. Hemden Meister, DieDruckerei.de, Alm Couture, sorger’s, Krämer Pferdesport oder auch einige der Auslandsdependancen von Conrad Elektronik.

3. Was ist eine typische Konstellation/Problemstellung bei Ihren Nutzern, wenn sie zu Ihnen kommen?

Die meisten unserer Interessenten sind mit der bisher eingesetzten Softwarelösung an Kapazitätsgrenzen gestoßen. Gesucht wird deshalb typischerweise ein System, dass das Unternehmen langfristig bei der effizienten Abwicklung seiner Prozesse unterstützt. Und so ein wirtschaftlicheres Arbeiten oder sogar eine Expansion bei gleicher Personalstärke möglich macht. Außerdem kommen immer wieder Interessenten zu uns, die zum Beispiel E-Commerce und Filialhandel über verschiedene Systeme bedienen, die nicht oder nur schlecht miteinander interagieren und so unnötige Aufwände verursachen.

Wir haben in unsere Multichannel-Lösung deshalb bereits im Standard zahlreiche optimierte Workflows integriert – vom Bestelleingang über die Kommissionierung bis zum Retourenmanagement. Diesen Standard können wir durch zusätzliche Module und individuelle Anpassungen flexibel auf jedes einzelne Unternehmen ausrichten. Zudem können von der Filiale über den Onlineshop bis hin zu virtuellen Marktplätzen sämtliche Vertriebskanäle zentral über das D&G-Versandhaus-System VS/4 abgewickelt und Aufwände so deutlich reduziert werden.

4. Wo sehen Sie momentan noch die größten Defizite beim E-Commerce oder welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen noch?

Gerade im Vergleich zum stationären Handel fehlt es im E-Commerce an Probiermöglichkeiten und persönlicher Beratung. Mit Lösungen aus dem Bereich Augmented-Reality, wie etwa einer virtuellen Anprobe für Modehändler, oder Live-Chat-Modulen für die individuelle Beratung gibt es bereits eine Reihe an Funktionen, die diesem Defizit entgegenwirken können, von vielen Händlern aber noch nicht genutzt werden.

Optimierungsbedarf gibt es vor allem auch beim kanalübergreifenden Payment. Aus unserer Sicht muss hier unbedingt an einer Vereinfachung der Bezahlmöglichkeiten und deren Integration in die verschiedenen Vertriebskanäle gearbeitet werden.

5. Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung in nächster Zeit, speziell in Ihrem (E-Commerce-)Bereich?

Mobile Commerce wird für die Kunden und damit auch für uns als Softwareentwickler immer wichtiger und muss weiter ausgebaut werden. Es gibt bspw. bereits erste sinnvolle Ansätze mobiler Zahlungsarten am Markt, die sowohl online als auch in Filialen eingesetzt werden können. Für die Akzeptanz durch den Kunden fehlt aber noch eine einheitliche und vor allem sichere Lösung. Auch das Responsive Design steckt sicherlich noch in den Kinderschuhen und wird sich sukzessive weiterentwickeln, um das mobile Einkaufserlebnis auf den verschiedensten Endgeräten noch kundenfreundlicher zu gestalten.

6. Ein Shopbetreiber nimmt sich heute einen halben Tag Zeit, seine Site/sein Angebot einmal bezüglich Optimierungsbedarfs zu überprüfen. Was ist Ihr Tipp, was er sich heute mal konkret angucken sollte?

Ein Blick auf die aktuellen „Spielregeln“ von Google lohnt sich natürlich immer. Bei der Vielzahl an immer neuen Richtlinien, Mechanismen und Updates benötigt man dabei aber oft Unterstützung durch einen SEO-Experten. Gerade im Bereich der Onpage-Optimierung und Shop-Usability gibt es aber durchaus auch Bereiche, die ein Shopbetreiber selbst unter die Lupe nehmen kann. Ist z. B. die Navigation verständlich aufgebaut, sodass sich der Besucher optimal zurechtfindet? Wird ein Produkt sehr oft über die interne Shop-Suche gesucht, ist das möglicherweise ein Zeichen dafür, dass es über die Navigation nicht gut gefunden wird. Außerdem sollte der Shop Interaktionsmöglichkeiten und eine einfache Kontaktaufnahme mit dem Händler auf allen Seiten bieten. Auch ein Blick auf den Check-out-Prozess lohnt sich. Hier sollte man auf potenzielle Hürden achten, die Kaufabbrüche zur Folge haben könnten. Dazu gehören beispielsweise lange Formulare mit vielen Pflichtfeldern, wenig Auswahl bei den Zahlungsmöglichkeiten oder auch eine Anmeldepflicht um überhaupt bestellen zu können.

Für den Backoffice-Prozess empfehlen wir unseren Kunden außerdem, die Retourengründe abzufragen und diese regelmäßig auszuwerten. Wenn ein Artikel oft zurückgeschickt wird, weil er aus Sicht des Kunden nicht der Beschreibung im Shop entspricht oder größer ausfällt als erwartet, sollte der Shopbetreiber unbedingt Zeit in die Aktualisierung der Artikeltexte und ggf. auch Bilder investieren. Das senkt langfristig die Retourenkosten und steigert natürlich auch die Kundenzufriedenheit.

7. Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen, was fasziniert Sie im E-Commerce am meisten?

Unser Anspruch, den Anforderungen des Markts immer eine Nasenlänge voraus zu sein, hat uns zum E-Commerce gebracht. Bereits vor der Jahrtausendwende haben wir als erster Anbieter eines Warenwirtschaftssystems für Distanzhändler ein eigenes Shopsystem entwickelt, mit dem unsere Kunden den Onlinehandel als Vertriebskanal erschließen konnten. Diese vorausschauende Arbeitsweise ist einer der Gründe, weshalb wir viele unserer Kunden bereits über Jahrzehnte hinweg begleiten. Am E-Commerce fasziniert uns die Schnelligkeit mit der sich die Branche und die Technologien weiterentwickeln und mit der immer wieder neue Anforderungen an uns gestellt werden. Diese mit optimierten Prozessen für unsere Kunden zu meistern macht jeden Tag aufs Neue Spaß. Wenn wir sehen, wie sich ein Unternehmen von einer kleinen „Garagenfirma“ zu einem bekannten und erfolgreichen Versender entwickelt oder dank unserer Software einen weniger stressigen Arbeitsalltag hat, fühlen wir uns in unserer Arbeit immer wieder bestätigt.

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