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Hilft SEPA bei der Internationalisierung im E-Commerce?

Nicht wenige Online-Händler werden schon einmal auf den Ausdruck SEPA gestoßen sein. Hierbei handelt es sich um die Einführung neuer Zahlungsverfahren, die ausschließlich in EURO durchgeführt werden. Ausgeschrieben steht SEPA für Single Euro Payments Area. Das Ziel ist es, durch Vereinheitlichung mehr Effizienz und Wettbewerb zu erreichen. Entwickelt wurde das Verfahren vom 2002 ins Leben gerufenen European Payment Council.

Seit November 2009 stehen SEPA-Überweisungen bereits bei den meisten europäischen Zahlungsdienstleistern zur Verfügung. Am 01.02.2014 tritt SEPA schlussendlich in Kraft. Für Banken und Unternehmen ist diese Umstellung eine technisch anspruchsvolle Aufgabe.

Doch schauen wir uns einmal an, inwiefern die neue Bezahlmethode das Verhältnis zwischen Online-Händler und Kunden beeinflussen kann. Der größte Vorteil für Händler sind sicher Lastschriften über Ländergrenzen hinaus. Weiterhin wird es ein Fälligkeitsdatum geben, damit Kunden Sorge tragen können, dass ihr Konto am Tage des Einzugs auch gedeckt ist.

Beim Thema Lastschriften werden die Rechte des Verbrauchers gestärkt. Das bedeutet, dass eine Transaktion per Lastschrift erst rechtlich legitimiert werden muss. Dies geschieht durch das sogenannte SEPA-Lastschriftmandat, das ursprünglich schriftlich eingereicht werden musste. Ein Albtraum für alle Online-Händler, da die Kunden es bisher gewohnt waren, alle relevanten Schritte während der Bestellabwicklung im Online-Shop durchzuführen. Das Ausdrucken, Ausfüllen und Verschicken (auch Fax ist möglich) eines Mandates ist sehr aufwändig und stellt eine große Hürde dar. Das bedeutet, dass das Einverständnis zur Abbuchung nicht automatisch durch den Prozess der Bestellung gegeben werden kann

Glücklicherweise hat der Finanzausschuss des deutschen Bundestages ein Begleitgesetz verabschiedet, das die Übermittlung des Mandates via E-Mail ermöglicht. Dies ist zwar immer noch mit einem kleinen Umstand verbunden, aber doch einfacher und zeitsparender als eine Übermittlung des Mandates in physischer Form. Diese Internetlastschrift erfährt politische Rückendeckung. Somit liegt es an den Banken, die Umsetzung so einfach wie möglich zu gestalten. Weiterhin ist natürlich nach wie vor die Zahlung per Kreditkarte oder Zahldienste wie Paypal denkbar. Jedoch würde dies bei groß angelegter Inanspruchnahme zu großen zusätzlichen Kosten für den Shop-Betreiber führen.

Andererseits scheint diese Art der Vereinfachung aber auch einen großen Vorteil zu bieten. Überweisungen in das Ausland sind bisher recht unkomfortabel. Die SEPA-Überweisung bietet Kunden aus dem Ausland eine sichere und anerkannte Methode der Zahlung über Ländergrenzen hinweg. Einmal angemeldet, bietet sich durch SEPA nun auch ein Lastschriftverfahren, das internationalen Standards unterliegt. Ein Grund zur Freude für Online-Händler, die auch im Ausland erfolgreich verkaufen möchten?

So einfach dürfte es kaum sein, potenzielle Kunden aus dem Ausland zu einem Kauf zu bewegen. Denn auch wenn sich ausländische Kunden durch das neue Zahlungssystem beim Kauf sicherer fühlen, führt dies nicht automatisch zu mehr Umsatz. Ein Webshopbesucher aus Italien wird nicht nur auf eine sichere Möglichkeit der Bezahlung Wert legen.
Der Ersteindruck eines Shops bestimmt, ob der potenzielle Kunde im Shop verweilt oder nach wenigen Sekunden weiterzieht. Ausschlaggebend ist natürlich eine sprachliche Anpassung. Gewiss wäre ein universell in der englischen Sprache präsentierter Shop ein Anfang, doch wird damit nur ein geringer Teil der möglichen Kunden angesprochen. Ein Grund ist die weiterhin bestehende sprachliche Barriere. Zusätzlich sollte man auch nicht außer Acht lassen, dass eine fehlerfreie Präsentation der Inhalte in der jeweiligen Muttersprache Vertrauen erzeugt. Hierbei sollte sich der Händler nicht auf Übersetzer-Tools verlassen, da dies unseriös wirkt und viele Erstbesucher vergrault.

Dies setzt sich beim Kundensupport fort. Ob die Kommunikation mit dem Kunden per E-Mail oder Telefon erfolgt: Eine professionelle Betreuung, die für jeden Kunden gut verständlich sein muss, ist unentbehrlich. Je professioneller der Support, desto wahrscheinlicher ist es, einen neuen Bestandskunde gewonnen zu haben.

Auch wenn ein Kundenservice in der jeweiligen Landessprache angeboten wird, ist die Abwicklung über Ländergrenzen hinaus nach wie vor ein Thema. Die Lieferung in ein anderes Land dauert länger als bei inländischen Shops. Kommt es zu Retouren, zieht sich der Abwicklungsprozess bedeutend in die Länge. Um mit Shops im Zielland auf Augenhöhe zu sein, bedarf es der Möglichkeit, die Produkte im Zielland lagern und versenden zu können, um die Lieferzeiten so kurz wie möglich zu halten. Gerade in Zeiten, in denen Lieferzeiten von Amazon als Maßstab genommen werden, ist dies ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Ebenso sollten grundlegende Rahmenbedingungen wie ein rechtlich abgesicherter Shop, klar formulierte AGBs, lokale Shoppingsiegel und mehr dem Zielmarkt angepasst sein, um sicher und erfolgreich verkaufen zu können.

Fazit: Es ist mehr als fraglich, ob SEPA für Online-Händler gewinnbringend ist. Der obligatorische Versand eines Mandates ist weniger komfortabel als der bisherige Checkout-Prozess. Zwar gilt diese Hürde für alle Online-Händler gleichermaßen, doch wird sich zeigen, ob nicht der Offline-Handel davon profitiert. Zudem hilft SEPA kaum beim Verkauf in andere Länder, da die Zahlung nur einen kleinen Aspekt der erfolgreichen Internationalisierung darstellt.

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