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Amazon will den stationären Handel überflüssig machen

Während Google und Ebay darüber nachdenken, durch das Angebot von Location Based Services am lokalen Handel mitzuverdienen, will Amazon den stationären Handel offensichtlich gleich ganz überflüssig machen. Das Onlinemagazin Slate berichtet nun unter Berufung auf die US-Ausgabe der Financial Times, der Onlinehändler plane seine Versandlogistik so auszubauen, dass er in vielen Ballungsräumen eine Lieferung noch am gleichen Tag garantieren könne.

Nachdem Amazon lange von der in den USA geltenden Umsatzsteuerbefreiung für Versandhändler profitiert habe und diesen Vorteil mit juristischen Mitteln verteidigte, habe der Onlinehändler nun seinen Frieden mit der Sales Tax geschlossen. Der Grund: Amazon greife nach dem Heiligen Gral im Versandhandel, der Lieferung am Bestelltag.

In der Tat ist Amazon derzeit dabei, von seiner bisherigen Strategie abzurücken, die USA von einigen wenigen, in abgeschiedenen Staaten gelegenen Versandzentren aus zu erschließen. Stattdessen plant der Onlinehändler neue, Metropolen-nahe Logistikzentren unter anderem in New Jersey, Virginia und Texas. In Kalifornien sollen sogar mehr als zehn Versandeinrichtungen mit einem Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Dollar entstehen. Daneben rüstet Amazon seine Logistik auch technisch auf: Das Unternehmen hat den Hersteller von Lager-Robotern Kiva Systems übernommen und testet in einer Reihe von Städten eigene Abholstationen.

Slate erwartet, dass Amazon den bisherigen 24-Stunden Prime-Services zum Standard machen und dafür Prime-Kunden die Lieferung noch am gleichen Tag anbieten werde. Während der amerikanische Einzelhandel stets das Thema Umsatzsteuer zum Knackpunkt im Kampf gegen Amazon gemacht habe, habe der Onlinehändler nun die ultimative Waffe entdeckt, um den stationären Handel zu marginalisieren, meint Slate-Autor Farhad Manjoo:

„Physical retailers have long argued that once Amazon plays fairly on taxes, the company wouldn’t look like such a great deal to most consumers. If prices were equal, you’d always go with the “instant gratification” of shopping in the real world. The trouble with that argument is that shopping offline isn’t really “instant”—it takes time to get in the car, go to the store, find what you want, stand in line, and drive back home. Getting something shipped to your house offers gratification that’s even more instant: Order something in the morning and get it later in the day, without doing anything else. Why would you ever shop anywhere else?“

Der ganz auf die USA gemünzte Bericht dürfte auch für die Situation in Deutschland Relevanz haben. Die geringeren Distanzen und der hohe Logistik-Standard ermöglichen hier Amazon schon heute hohe Liefergeschwindigkeiten. Somit dürfte die Lieferung am Bestelltag für den Online-Marktführer keine große Hürde darstellen.

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