Site icon Blog für den Onlinehandel

Was bringt Paypal die On-/Offline-Integration?

Nach der Ankündigung folgt nun der Praxistest: In fünf Filialen der US-Einrichtungskette The Home Depot testet Paypal seit dieser Woche einen neuen Bezahldienst für stationäre Einkäufe. Der Probelauf ist vorerst nur auf Paypal-Mitarbeiter beschränkt und läuft unter größter Geheimhaltung. Jedoch hat das Ebay-Tochterunternehmen bekanntgegeben, dass dabei zwei Zahlungsvarianten zum Einsatz kommen: So können Kunden an Terminals durch Eingabe ihrer Telefonnummer bezahlen, wenn diese zuvor mit einem Paypal-Konto verknüpft wurde. Als Alternative steht die Kaufabwicklung mittels einer speziellen Paypal-Karte zu Verfügung.

Für Paypal ist das Angebot einer stationären Bezahlmöglichkeit nur ein Teil der geplanten On-/Offline-Integration: So hat Ebay in den vergangenen zwei Jahren eine Reihe von Location Based Services gekauft, darunter den lokalen Werbedienst Where.com, den Suchdienst für lokale Warenverfügbarkeiten Milo sowie die Barcode-Scan App RedLaser. Stellt man diese Akquisitionen – die für Ebay selbst nur begrenzt Sinn machen – in einen Zusammenhang mit Paypal, wird die Stoßrichtung schnell klar: Paypal könnte seine Kunden per Mobiltelefon mit lokalen Angeboten versorgen, die dann auch stationär mit Paypal bezahlt werden sollen.

Doch wie erfolgsträchtig ist eine solche On-/Offline-Verknüpfung für den Payment-Marktführer? Zweifel sind angebracht, da sich nicht nur im mobilen bzw. ortsbezogenen E-Commerce, sondern auch im Bereich zukunftweisende POS-Lösungen bereits eine Reihe von Anbietern gut positioniert haben. So steht Near Field Communication (NFC) als Bezahltechnologie der gar nicht mehr so fernen Zukunft bereits in den Startlöchern. Die Technologie ermöglicht Bezahlvorgänge mittels der einfachen Berührung zwischen einem mit NFC-Chip ausgestatteten Handy und einem als Datenempfänger fungierenden Bezahlterminal. Bereits 2013 soll laut Juniper Research jedes fünfte Handy weltweit mit einem NFC-Chip ausgestattet sein und auch in Deutschland macht sich bereits der von den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica O2 gegründete Bezahldienst Mpass für die neue Bezahltechnologie bereit. Im August will zudem der Deutsche Sparkassen- und Giroverband damit beginnen, Millionen von Sparkassen-Cards mit NFC-Chips auszurüsten. Ob der Markt angesichts dieser schon recht konkreten Aktivitäten ausgerechnet auf Paypal als Neueinsteiger im POS-Umfeld wartet?

Keine Kernkompetenz

Ähnliche Zweifel dürften im Hinblick auf die Marktchancen von Paypal im Bereich lokale Angebote / mobile Couponing angebracht sein. Hier gibt es bereits eine große Anzahl an Anbietern wie Groupon, Coupies, KaufDa usw. Jüngere Meldungen deuten zudem darauf hin, dass bei den Schnäppchen-Portalen bereits ein Konsolidierungsprozess im Gange ist. So konnte der unangefochtene Marktführer Groupon bei seinem Börsengang Ende 2011 für einen Aktienanteil von lediglich fünf Prozent zwar eine Summe von rund 700 Millionen Dollar einstreichen. Doch wurde rund um die Aktienausgabe auch bekannt, dass Groupon mit seinem rasanten Expansionskurs alleine 2010 ein Minus von ganzen 413 Millionen Dollar erwirtschaftete. Die vor einigen Tagen gestartete Kooperation mit der Deutschen Telekom deutet jedenfalls darauf hin, dass Groupon künftig sparsamer mit seinen Ressourcen umgehen will.

Weder das Bezahlen am POS noch das Vermitteln von lokalen Schnäppchen gehören zur Kernkompetenz von Paypal. Deshalb wird interessant werden, wie viel Energie der Payment-Dienst künftig in diese Nebenbereiche investiert. Doch der größere Impact dürfte von x.commerce ausgehen, der E-Commerce-Plattform von Ebay, Magento und Paypal.

Exit mobile version