Site icon Blog für den Onlinehandel

Vom Shop zum Shop-Netzwerk

Während sich E-Commerce-Experten bereits viel Gedanken gemacht haben, wie sich das boomende Soziale Netz in Online-Verkaufskonzepte integrieren lässt, ist man von einer Adaption der Funktionsprinzipien des Web 2.0 noch weit entfernt: Denn Facebook, Xing und Co. setzen konsequent auf die Vernetzung ihrer Nutzer und der von ihnen erzeugten Daten – warum sollte sich diese Funktion des Web als Plattform nicht auch im kommerziellen Internet durchsetzen?

So verfügen sämtliche gängigen Shopsysteme bereits über eine Vielzahl an Schnittstellen u.a. zu Warenwirtschaftslösungen, Bezahldienstleistern und Logistikern. Was allerdings noch nicht gang und gäbe ist, sind Schnittstellen zwischen den Shops. Das mag auf den ersten Blick vielleicht paradox klingen – schließlich ist es ja das Ziel der meisten E-Commerce-Betreiber, sich von ihrem Wettbewerbsumfeld abzugrenzen.

Doch gerade wenn es um die sich rapide ausbreitenden Hersteller- und Markenshops geht, hat man es nicht mit einer direkten Konkurrenz zu tun. Vielmehr würde die Einbindung des Sortiments der Hersteller das eigene Onlineangebot merklich attraktiver machen.

Wieviel Potenzial in diesem Konzept liegt, zeigt sich gut im Mode- und Bekleidungsbereich

Hier sind Hersteller und Marken wie Mexx oder Trigema schon heute bei den Plattformen Neckermann und Otto direkt vertreten. Ordert der Kunde einen Artikel aus diesem Sortiment, werden die Bestellungen automatisch an den Hersteller weitergeleitet, der sich in der Folge um die komplette Versandabwicklung kümmert. Neckermann generiert auf diesem Wege bereits 113 Mio. Euro Umsatz für seine Partner. Und Amazon spricht von 30% Umsatzanteil durch und für Partner über Amazon Marketplace.

Der Knackpunkt ist das Thema Datenaustausch

Während in den fortschrittlichsten Fällen die Warenverfügbarkeit bereits per SOAP-Schnittstelle in Echtzeit sichtbar gemacht wird, setzen weniger weitgehende Ansätze auf regelmäßige Daten-Ex- bzw. Importe, was natürlich sowohl für den Kunden wie auch für die beteiligten Partner eine deutlich weniger komfortable Lösung darstellt.

Heute geht es bei der Shop-Integration noch vor allem um die Erweiterung des Sortiments von Onlineshops oder Shopping-Plattformen durch die Einbindung des Portfolios von Drittanbietern. In einem weiteren Schritt ist jedoch das Entstehen ganzer Shop-Netzwerke denkbar, bei welchem sich Onlineshops autonom zu einem Cluster an thematisch komplementären E-Commerce-Angeboten zusammenschließen.

Technisch ist das alles andere als Zukunftsmusik, denn gerade Open Source Shopsoftware-Anbieter wie Magento und Oxid setzen bereits konsequent auf ein entsprechendes Connector-Prinzip.

Eine aktuelle Studie aus Frankreich und den USA mit dem Titel „Deriving Value from Social Commerce Networks“ hat sich empirisch mit den entstehenden Shopping-Netzwerken beschäftigt und kommt dabei zu einem durchgehend positiven Fazit. So ließ sich beobachten, dass der Zusammenschluss von Onlineshops grundsätzlich einen handfesten wirtschaftlichen Mehrwert herbeiführt.

Gemäß der Studie liegt der Hauptnutzen des Netzwerks dabei darin, die einzelnen Shops für die Kunden leichter zugänglich zu machen. Aus den einzelnen Webshops entstehe auf diese Weise eine Art „virtuelle Shopping-Mall“. Am stärksten von dem Netzwerk profitieren dabei nicht unbedingt die Shops mit dem breitesten Kunden-Appeal.

Vielmehr sind es gerade E-Commerce-Angebote, die sich eher am Rand des Netzwerks bewegen, die durch das Netzwerk-Prinzip die größten Erleichterungen im Hinblick auf den Zugang zum Kunden erzielen. In letzter Konsequenz erlauben es Shop-Netzwerke den beteiligten Händlern so, die Abhängigkeit von Google oder Preisvergleichsportalen zu verringern und selbst gewissermaßen eine intermediäre Funktion zu übernehmen.

Shopflip – die erste Versuchung

Wir hatten bereits vor einigen Jahren mit shopflip einen ersten (gescheiterten) zaghaften Versuch gemacht Onlinehändler zusammenbringen. Die Idee hinter shopflip war eine lose Marketingkooperation, mittels der Shop-Betreiber Marketing für thematisch passende Sortimente anderer Händler bei sich einbinden konnten. Dafür hätte es sog. Shopflips gegeben, die man wiederum in Werbung bei anderen Onlineshops einlösen hätte können.

Nette Idee, ist aber nie aus der sog. Betaphase hinausgekommen. Größtenteils da wir es nie ernsthaft betrieben haben. Zum anderen Teil jedoch da die Händler nicht bereit für diese Art Zusammenarbeit war.

Auch ein ambitioniertes Folgeprojekt anderer E-Commerce-Macher ist grandios – trotz deutlich mehr Engagement – gescheitert.

Shopware kündigt erstes vernetzbares Shoppingsystem an

Nun macht sich der etablierte Shop Software-Anbieter Shopware auf den Weg, das Thema Händlerkooperationen neu aufzurollen. Wie Exciting Commerce berichtet, hat Shopware vergangenen Freitag unter dem Motto „Die Zukunft des E-Commerce“ den ersten Shopware Community Day veranstaltet und dabei für Herbst u.a. Shopware Connect angekündigt, das weltweit erste vernetzbare Shoppingsystem.

Shopware Connect will als „dezentraler Marktplatz“ fungieren und es Shop(ware)-Betreibern erlauben, Produkte anderer Shopbetreiber (z.B. ergänzende Sortimente von Markenherstellern, etc.) direkt mitzuführen.

Der Datenabgleich zwischen den Systemen soll auf Basis einer „Open API“ erfolgen und sich nicht auf Shopware-Händler beschränken. Auch Oxid- und Magento-Shops sollen sich andocken lassen.

Auch wenn die Tücke im Detail liegt, wer haftet zum Beispiel wenn das im eigenen Shop eingebundene Produkt abgemahnt wird, meines Erachtens ein großer Schritt in die mögliche Zukunft von kleineren und mittleren Onlineshops. Diese sehe ich schon lange in der großen Gefahr künftig von den großen der Zunft und von Marktplätzen verdrängt zu werden. Daher müssen neue Strategien her – die Vernetzung ist eine davon.

Übrigens: Der überwiegend größte Teil des Artikels stammt von unserem Ratgeber Handel im Wandel. Offensichtlich ein Trendsetter und hier kostenlos als PDF zum runterladen.

Exit mobile version