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Checkliste: Auswahl eines Kreditkarten-Akquirers

Wer Kreditkartenzahlungen anbieten möchte, sieht sich mit einiger Arbeit konfrontiert. Denn das Clearing setzt nicht nur einen Vertrag mit dem jeweiligen Kreditkartenunternehmen (‚Issuer‘) voraus, es muss auch ein Dienstleister für die Abwicklung (‚Akquirer‘) beauftragt werden. Der Markt solcher Dienstleister ist allerdings riesig – wie sollte ein Händler vorgehen, um den für ihn idealen Akquirer zu finden?

Einer der größten Payment-Dienstleister in Deutschland hat eine Checkliste zusammengestellt, die die wichtigsten Punkte für die Entscheidung pro oder contra einen Akquirer knapp aber präzise listet:

In die Karten geschaut: Checkliste bietet Entscheidungshilfe bei der Auswahl des Akquirers

Die Kreditkarte ist im Einzelhandel auf dem Vormarsch: Bis 2012 soll der Anteil der Kreditkarten-Zahlungen auf über 40 Prozent ansteigen, bestätigt aktuell eine Studie des EHI Retail Institutes aus Köln.

Auch im Onlinehandel hat sich die Kreditkarte als eines der führenden Bezahlverfahren etabliert; vor allem, da sie eine einfache und schnelle Zahlung, auch grenzüberschreitend, ermöglicht. Vor diesem Hintergrund generiert ein Händler im Durchschnitt höhere Umsätze, wenn er die Kreditkarte als Zahlungsmittel akzeptiert. Denn Konsumenten, die per Kreditkarte bezahlen, geben bei ihren Einkäufen tendenziell mehr Geld aus.

Komplexe Zahlungsabwicklung

Entscheidet der Händler, Zahlungen per Kreditkarte anzunehmen, ist die Zusammenarbeit mit einem Akquirer erforderlich. Dies sind Banken oder andere Finanzinstitute, welche Kartenzahlungen für den Shopbetreiber abrechnen. Wie komplex die Abwicklung einer Kreditkartenzahlung ist, macht folgendes Beispiel deutlich:

Der Kunde gibt seine Kreditkartendaten  im Webshop direkt oder auf einer sicheren Bezahlseite eines Payment Service Providers, die im Webshop integriert ist, ein. Die Daten werden über eine gesicherte Verbindung übertragen. Der Payment Service Provider ist für die sichere und technische Abwicklung des Zahlungsprozesses zwischen Händler und der nachgelagerten Akzeptanz-Bank des Händlers (Akquiring-Bank), verantwortlich. Außerdem führt der Dienstleister in der Regel ergänzende Maßnahmen zur Betrugserkennung und Vermeidung von Zahlungs-ausfällen durch. Die Akquiring-Bank sendet die Transaktionsanfrage über den Kartenanbieter, beispielsweise Visa oder MasterCard, an die kartenausgebende Bank des Karteninhabers, dem sogenannten Issuer. Das Ergebnis der Transaktion geht auf demselben Weg zurück. Die Abwicklung der Geldströme erfolgt dann zwischen Issuer und Akquirer und wird durch den Akquirer an den Händler ausbezahlt. Die einzelnen Prozesse werden in Echtzeit im Hintergrund abgewickelt, Händler und Kunde erhalten bereits nach wenigen Sekunden eine Nachricht, ob die Zahlung erfolgreich durchgeführt werden konnte.
Augen auf bei der Wahl des Akquirers

Die Breite des Angebotes und die Flexibilität der Prozesse sind von Akquirer zu Akquirer unterschiedlich. Auch das Serviceverständnis ist nicht bei jedem Anbieter gleich ausgeprägt. Umso wichtiger ist es, den richtigen Partner zu finden. Nachstehende Checkliste bietet Händlern Orientierung, wenn sie vor der Entscheidung für einen Akquirer stehen.

1. 3D-Secure:
Das 3D-Secure-Verfahren („Verified by Visa“ oder „MasterCard Secure Code“) schützt vor Kartenmissbrauch bei der Kaufabwicklung im Internet. Für die Zahlung per Kreditkarte wird zusätzlich ein Passwort abgefragt, das zuvor zwischen dem Karteninhaber und seiner kartenausgebenden Bank vereinbart wurde. Damit ist sichergestellt, dass der Zahlende der rechtmäßige Karteninhaber ist. Kommt es dennoch zu einem Betrugsfall, haftet nicht der Händler, sondern die kartenausgebende Bank. 3D-Secure wird heute von allen Akquiring-Banken unterstützt und sollte zu gesondert ausgewiesenen Konditionen angeboten werden.

2. JCB, Diners & Co.:
Nicht nur im internationalen Handel ist es von Vorteil, wenn der Akquirer neben Visa und MasterCard noch weitere Kreditkarten im Portfolio hat, die einfach aufgeschaltet werden können. Diners oder JCB sind hierfür Beispiele.

3. Internationale Währungen:
Für den grenzüberschreitenden
Online-Handel eignen sich Kreditkarten durch die weltweite Verbreitung als Zahlungsmittel ganz besonders. Um die unterschiedlichen Währungen als Händler flexibel handhaben zu können, sollte der Akquirer die Umrechnung von Fremdwährungen in Euro als Service anbieten. Um Währungsverluste zu vermeiden, profitieren Händler mit hohem Auslandszahlungsverkehr von der Zusammenarbeit mit einem Akquirer, der eine große Anzahl an Fremdwährungen auszahlen kann. Die angebotenen Transaktions- und Auszahlungswährungen sind somit ein entscheidendes Kriterium.

4. Reporting auf Knopfdruck:
Ein einfacher Zugang zu Transaktionsdaten, Reports und Statistiken sorgt für maximale Transparenz. Idealerweise stellt der Akquirer die Daten online und jederzeit abrufbar zur Verfügung. Transparent sollte übrigens auch die Gebührenstruktur sein.

5. Elektronisches Chargebackmanagement:
Bei der Abwicklung von Kreditkartenzahlungen kann es zu Rückbuchungen kommen. Das Risiko erhöht sich, wenn das Verfahren 3D-Secure nicht eingesetzt wird oder der Kunde per Mail- oder Telefon-Order bestellt. Der Akquirer sollte für den Fall von Rückbuchungen umfassende automatisierte Services zur Verfügung stellen, damit der Händler schnell und termingerecht reagieren kann. Dazu gehört beispielsweise die Zuordnung des Chargebacks zur Ursprungstransaktion. Von Vorteil sind außerdem die elektronische Verarbeitung der Informationen, ein verlässliches Frühwarnsystem sowie ein umfassendes Reporting.

6. Alles aus einer Hand:
Dienstleister, die als Payment Service Provider und als Akquirer arbeiten, bieten Händlern besonderen Mehrwert: Die  Abstimmung von Prozessen und die Kommunikation ist mit nur einem Ansprechpartner denkbar einfach. Ein weiterer Vorteil: Sind Prozesse aus dem  Risikomanagement zur Betrugserkennung zwischen Payment-Service-Provider und Akquirer eng aufeinander abgestimmt, steigt die Effektivität der Maßnahmen enorm. Gleichzeitig profitiert der Händler von einem integrierten Berichtssystem, das die lückenlose Dokumentation von Buchungen und Transaktionen garantiert. Nicht zuletzt bietet der Payment-Service-Provider – alternativ zur Kreditkarte – weitere Bezahlverfahren an, die der Händler einfach zubuchen kann.

7. Service, Support und Verfügbarkeit:
Steht aus technischen Gründen die Zahlung per Kreditkarte nicht zur Verfügung, bricht der Kunde den Kauf mit großer Wahrscheinlichkeit ab. Um Umsatzeinbußen zu vermeiden, ist eine hohe Systemverfügbarkeit ein Muss. Ist der Akquirer zusätzlich beratend tätig, beispielsweise rund um die Anforderungen der Kreditkartenorganisationen, und stellt er ein kompetentes Supportcenter zur Verfügung, profitiert der Händler zusätzlich.

8. Mehr Zahlungsverfahren:
Ein breites Angebot an Bezahlverfahren wirkt sich positiv auf den Geschäftserfolg aus. Denn je mehr Auswahl ein Kunde hat, umso eher wird er auch den Kauf tätigen. Ist der Kreditkarten-Akquirer in seiner Rolle als Bank auch berechtigt, Zahlungen per giropay oder Lastschrift zu akzeptieren, erzielt der Händler zusätzliches Umsatzpotenzial und kann die Zahlungen über nur ein Finanzinstitut abwickeln.

Autor: Christa Wagner, Executive Vice President Division Consumer Goods bei der Wirecard AG

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