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Erlebnis-Shopping – die Zukunft oder einfach nur ein Buzzwort?

Kürzlich ging ja mit SpreadBooster eine neue E-Commerce-Plattform an den Start. Deren Anspruch lautet Erlebnis-Shopping für die breite Masse anzubieten. Das freut vor allem auch Exciting Commerce, der die Händler regelmäßig dazu auffordert, mehr Erlebnis in den Onlinehandel zu bringen. Doch braucht die Welt überhaupt mehr Erlebnis im E-Commerce?

Ich meine – nicht diese Art Erlebnis. Sicherlich gibt es eine Nische für Erlebnis-Shopping. Wobei letztlich ja noch überhaupt nicht klar ist, was sich hinter diesem Begriff eigentlich verbirgt.

Was ist Erlebnis-Shopping überhaupt?

Wikipedia beispielsweise kennt den Begriff noch gar nicht. Bei Focus wird darüber nur mit Zusammenhang von sog. Penny Auctions, wie Swoopo oder jetzt eben auch SpreadBooster, gesprochen.

Das Prinzip dieser Penny Auctions ist einfach. Die Anbieter bieten Produkte mit verdeckten Preisen an. Mitspieler können den aktuellen Preis gegen ein Gebot von beispielsweise 50 Cent einsehen. Und entscheiden, ob sie das Produkt zu diesem Preis kaufen möchten oder nicht. Gleichzeitig senkt/hebt das Gebot den Verkaufspreis um x Cent, falls der Mitspieler nicht zuschlägt.

Doch das kann ja noch nicht das künftige Erlebnis im E-Commerce gewesen sein. Letztlich zieht dieses Geschäftsmodell doch nur eine verhältnismäßig geringe Zahl an Spielfreudigen an. Für die Masse taugt es sicherlich nicht.

Live-Shopping und Shopping-Clubs

Sind dann Live-Shopping-Portale und Shopping-Clubs das Erlebnis der Masse im Onlinehandel?

Geht sicherlich schon in die Richtung Erlebnis, auch wenn die Live Shopping-Portale in letzter Zeit genauso schnell wieder geschlossen werden, wie sie eröffnet wurden. Auch der „Pate“ von schutzgeld.de (erstes Live-Shopping-Portal in Deutschland) meinte in einem Kommentar bei Exciting Commerce kürzlich „Letztlich ist es ein Gebot der reinen Logik, daraus abzuleiten, dass das Businessmodell so nie tragen wird. Und in der Anzahl kaufender Kunden bewegt sich eben nichts."

Schutzgeld.de hat aus dieser Erkenntnis übrigens schon vor längerem die Konsequenzen gezogen und den Markt als erstes wieder verlassen. Dieses Geschäftsmodell klappt wohl nur beim Urgründer woot so richtig gut. Preisbock scheint sich in Deutschland noch recht wacker zu schlagen, auch wenn diese mittlerweile ebenfalls auf weitere Geschäftsmodelle setzen.

Bei Shopping-Clubs sind sich die Experten auch nicht sicher, ob das Geschäftskonzept langfristig tragfähig sein wird. Da viele Marken ihre Produktionen drosseln und über weniger Überhänge verfügen, welche sie dazu inzwischen z.T. selbst in eigenen Onlineshops verkaufen, geht Thorsten Boersma zum Beispiel davon aus, dass die Bedeutung der Shopping-Clubs zurückgehen wird. Auch die steigende Anzahl der Shopping-Clubs und die starke Zunahme der parallel laufen Aktionen, verwässert seiner Ansicht nach das Konzept.

Sichtlich angetan war Boersma jedoch von den genannten Zahlen während seines Interviews mit Vente Privée.

Positiver berichtete Jochen Krisch kürzlich in seiner Internet World Business-Kolumne in Ausgabe 21/09 über den amerikanischen Shopping Club Gilt Groupe. Diesen würde alle aufregend und toll finden. So seien Shopping Clubs einer der heißesten E-Commerce-Trends, jetzt auch in den USA.

Krisch kann sich gut vorstellen, dass Guilt Groupe schon bald den bisherigen Branchenprimus Vente Privée an Umsatz überholt. Dies läge seiner Meinung nach auch daran, dass man in den USA nicht die Restposten sondern die Live Shopping Events seien, die dieses Konzept so attraktiv machten.

Da wären wir also wieder beim Erlebnis-Shopping.

Andere sind da kritischer. In einem Interview mit der Internet World Business in Ausgabe 22/09 äußerte sich Mytoys-Gründer Oliver Lederle skeptisch, was Social Commerce angeht. So stellt er fest, dass zuviel Schnickschnack um den Shop herum oft eher hinderlich ist. Viele Ideen, wie beispielsweise Shopping-Clubs, würden sich auch schon wieder abnützen.

Auch wenn er es nicht ausschließen möchte, glaubt auch er nicht wirklich, dass sich die Art und Weise wie wir im Web einkaufen in Zukunft ändern wird. Er denkt zwar, dass es in Zukunft eine buntere Vielfalt an Shopping-Konzepten geben wird als heute. Doch welche Marktanteile diese Modelle erobern, müsse man erst einmal abwarten.

Buzzword Erlebnis-Shopping

Ich halte Thema Erlebnis-Shopping im E-Commerce derzeit für stark überbewertet. Klar, wird es in Zukunft mehr und mehr solcher Geschäftsmodelle, wie Live-Shopping oder Shopping Clubs geben. Einige wird es auch noch ein paar Jahre danach geben. Doch dass diese es schaffen über die Nische hinaus zu kommen – Ausnahmen bestätigen die Regel – bezweifle ich.

Ich behaupte, Kunden möchten im Webshop mehr oder weniger zielgerichtet kaufen. Das Erlebnis beim Einkaufen sucht man woanders.

Erlebnis-Shopping bedeutet im Onlinehandel Kundenbewertungen anzubieten und eine optimale Produktdarstellung, auch über Produktvideos oder sog. Style-Finder. Aber sonst?

Auch die Händler selbst scheinen nicht sonderlich an den erlebnisorientiertem Handel im Internet zu glauben. Die kürzlich durchgeführte Umfrage „Welche Anforderungen stellen Händler an eine Versandhandelssoftware?“ zeitigte zumindest nahezu keinerlei Interesse seitens der Händler an entsprechender Verkaufsunterstützung.

Zukunft E-Commerce 3.0

Lesen Sie nächste Woche im zweiten Teil des Artikels, was Handels- und E-Commerce Experten zum Thema Erlebnis-Shopping und Zukunft E-Commerce sagen und was den Onlinehandel tatsächlich revolutionieren bzw. zum Erlebnis machen wird.

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