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Gute Shops, schlechte Shops?

Was ist ein guter Shop, welche neue oder re-lanchte Plattform setzt Maßstäbe? Im folgenden stelle ich drei neue bzw. runderneuerte Plattformen sowie eine ganz kleine private Boutique zur Diskussion.

1.) Woonio
Da ist zuerst einmal das eloquent angekündigte Projekt "Woonio". Woonio ist ein Onlineshop, der manufakturierte Möbel (bislnag Tische) nach dem Modell der Mass Customization verkauft. Konkret: Man kann seinen Tisch nach Modell auswählen und dann Größen und Holzarten bzw. sonstige Materialien selbst auswählen. Das funktioniert aber je nach Modell auch nur eingeschränkt, bei einem relativ einfachen Modell lassen sich beispielsweise Beine und Platte nur gemeinsam konfigurieren, zwei unterschiedliche Hölzer sind nicht drin. Bei anderen Modellen können sich die Konfigurationsmöglichkeiten aber durch aus sehen lassen…

Ich finde die Idee gut, die Site aber nicht soooo toll. Z.B. suche ich fast jede Mal wieder den Einstieg, gehe dann über "Showroom". Wenn ich nämlich den direkten Einstieg ("Gestalten Sie…") nutze, lande ich nämlich immer direkt bei einem einzigen Modell und auch die Auswahl unter "Modellauswahl" zeigt mir (IMMER) nur "Electra"! Und beim Konfigurieren erschließt sich mir nicht immer sofort, welche Möglichkeiten es gibt, bzw. nicht gibt. So habe ich bei dem einfachen Modell Choo schon ewig hin- und herkonfiguriert, bis mir irgendwann klar wurde, dass die Beine eben NICHT separat gewählt werden können, obwohl es separate Links zur Konfiguration von Füßen und Platte gibt.

Auch, dass ich eine Konfigurationseinstellung mit "Schließen" übernehme, finde ich seltsam – und den Bedienblock für die Anzeige habe ich auch etwas spät erst wahrgenommen und verstanden. Zuvor hab ich immer versucht, am Tischbild selbst zu drehen. Und schließlich finde ich es schade, dass die Tischplatte in Aufsicht (wenn der Tisch entsprechend gedreht wird) nur "benebelt" dargestellt wird. Manche Sachen funktionieren mit Klick (Detailansicht durch Klick auf Minibild rechts), andere bei Mouseover (Infos unter dem Produktbild), wobei dann die letzteren von ersterem überlagert werden. Und hier hilft dann kein "Schließen-Button", nur durch Herumprobieren kann man herausfinden, dass die Großbilder der Details sich der Bedienung durch den Bedienblock widersetzen und nur per Klick ins "Irgendwo" geschlossen werden. Kurzum: Die ganze Bedienweise finde ich uneinheitlich.

Dafür finde ich aber die Gesamtsite recht aufgeräumt und die Platzierung der Zusatzinfos wie Spendenprojekt etc. gut gelöst. Und wie gesagt, die Idee fasziniert mich. Ich bin gespannt, wie sich die Modell-Auswahl entwickelt…

2. ecco
Der Fischmarkt vermeldete neulich stolz den Relaunch von ecco. Neugierig rief ich die Site auf und war ebenfalls sehr enttäuscht. Mit deaktiviertem Flash sieht man erst mal nix – ok, das ist ja nicht schlimm. Aber das ich NIX finde, um die Site mal auf deutsch umzuschalten, finde ich schon schlimm. Da schwebt ein Schuh rum und ich weiß nix mit der Site anzufangen, denn alles ist auf Englisch. Da hilft mir dann auch ein STORELOCATOR wenig. Der ist ja das von Fischmarkt hauptgelobte Teil der Site. Ist auch hübsch, wenn der Globus sich dreht und ein Shop irgendwo auf der Welt vorgestellt wird – aber eben wieder nur in Englisch. Das ist wieder mehr für staunende Marketingler gemacht, denn für die Kunden der Welt scheint mir. Sonst würde man doch die Shops jeweils in Landessprache vorstellen, oder (wobei der Text ja eh bei jedem Shop rund um die Welt derselbe ist!)? Überhaupt: Mensch, ich komme doch mit einer deutschen IP daher, könnte man dann nicht wenigstens eine Sprachwahl "deutsch" anbieten? Und im Länderauswahl-Pulldown mal "Germany" nach oben setzen – wir leben doch nicht mehr im Web anno 2002!

Die Shops in "Germany" können auch nicht ausgewiesen werden, eine PLZ oder ein Ort muss zwingend sein. Schade, ich hätte gern mal gesehen, wie viele ecco-Shops es so gibt in diesem Land. Ausgeworfen werden die Läden – nicht nur ecco-Shops, sondern alle Shops, die ecco-Schuhe führen – dann in Google-Maps. Ach darum. Na, ok – aber ist das nun wirklichs so sensationell? Die "inhaltlichen Inhalte" reißen mich auc nicht vom Hocker – Ausnahme: das Bild zur Firmengeschichte. Das ist schlicht genial! Und über dem Scrollen zur Firmengeschichte finde ich dann doch ganz am Ende noch einen Umschalter: Winzige, mittelgraue Schrift auf weiß. Wie gesagt: Da ist man heutzutage schon mehr Service gewohnt…

3. Hess-natur
Hess-natur hat seinen Shop auch erneuert. Das ist schon eine Weile her. Gefällt mir! Wenn ich nicht über .de gehe, sondern über .com werde ich zur Länderauswahl geleitet. Na also, danke schön. Was mir gefällt: Auch hier wird ganz exzessiv mit großen Fotos gearbeitet, aber die Funktionen wurden darüber nicht vergessen. Der Warenkorb ist hier eine Tüte und immer im Blick. Sie ist natürlich immer im Blick, zeigt die Anzahl der Positionen darin an und lässt sich ausklappen, um zu sehen, was darin liegt. Mir gefällt die Suche – z.B. nach Größe. Wie oft suche ich seitenweise Listen von Schäppchen durch, um immer erst in den Details zu sehen, dass meine Größe nicht vorhanden ist! Auch perfekt für mich: Die Möglichkeit, bei einer Listenansicht "ALLE" Produkte auf einer Seite anzusehen. Das Layout ist aufgeräumt, die Produktinformationen übersichtlich. Bewertungen gibt es – leider sind aber noch sehr wenige da. Was mir fehlt, ist der direkte Übergang zu passenden Artikeln. So ist es leider ziemlich aufwendig, die zu einem Blaser passende Hose zu finden. Insgesamt finde ich die Site schön UND funktional. Prima so.

4. Navabi
Navabi ist einer Boutique in Aachen. Deren Besitzerin heißt Maryam und hat auch online geöffnet – mit einem wirklich sehenswerten kleinen Shop. Nach einigem "Üben" via ebay liefert sie mit ihrem Onlineshop heute in die ganze Welt. Weil ihre Hausbank nicht mitspielte, suchte sie Investorinnen und ansonsten packt die ganze Familie mit an. Das ist nicht ungewöhnlich für ein kleines privates Webshop-Projekt; ungewöhnlich ist aber das Ergebnis. Denn der Shop ist – meiner Meinung nach – wirklich sehenswert, weil sehr liebevoll gemacht: Das Layout ist eigen, aber nicht zusammengeklatscht, sondern aus einem Guss. Die Kund(inn)en-Ansprache ist persönlich und authentisch, die Serviceleistungen sind sehenswert (werfen Sie auch mal einen Blick auf die Zahlarten!) und werden auf der Startseite prominent benannt. Das Besondere ist aber die Artikeldarstellung: Jeder Artikel wird an einer Puppe hochwertig fotografiert dargestellt – und zwar auch in jeder Farbe! Die Bilder sind zoom- und verschiebbar. Das Beste aber: Maryam führt jedes Produkt in einem Video selbst vor! Erzählt etwas dazu und gibt auch Kombinations-Tipps. Überhaupt: Kombinationsmöglichkeiten zeigt der Shop jede Menge und fungiert damit für seine Kundinnen praktisch als Styling-Berater.

Für die unterschiedlichen Länder (Dänemark, Egypten…) gibt es eigene Domains, aber auch eine Länderwahl zentral oben – dort, wo man sie auch sucht. Der Shop ist für die anderen Länder ins Englische übersetzt, die Videos untertitelt. Insgesamt finde ich es wirklich faszinierend, was hier in Familienarbeit und ohne Großinvestor auf die Beine gestellt wurde!

Gute Shops, schlechte Shops: Was denken Sie? Was finden Sie gut, was schlecht?

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

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