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Verkäuferregistrierung auf Amazon.nl geöffnet – was der neue Marktplatz im Nachbarland zu bieten hat

Amazon will noch in diesem Jahr seinen sechsten europäischen Marktplatz eröffnen – und zwar in den Niederlanden. Seit letzter Woche können sich europäische Amazon-Verkäufer für den Handel auf Amazon.nl registrieren. Damit greift Amazon den Lokalmatador Bol.com direkt an – der Kampf dürfte spannend werden. 

Eigentlich ist es kaum einzusehen, warum Amazon erst jetzt in den Niederlanden einen eigenen Marktplatz eröffnet. Das verhältnismäßig kleine, aber dicht besiedelte Land ist aus E-Commerce-Sicht nämlich ein hochinteressanter Markt: 96 Prozent der rund 17 Millionen Niederländer nutzen das Internet. Knapp 13 Milliarden Euro Umsatz wurden 2018 mit dem Online-Verkauf von Waren erzielt, gut 10 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Starker Platzhirsch

Dass Amazon diesen reifen E-Commerce-Markt nicht schon früher in Angriff genommen hat, dürfte vor allem an der starken lokalen Konkurrenz liegen: Der niederländische Marktplatz Bol.com dominiert mit einem Marktanteil von 13,9 Prozent den niederländischen Online-Handel. 2,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete die Plattform 2018, über 16 Millionen Produkte sind dort gelistet, in den drei Benelux-Staaten verzeichnet Bol.com insgesamt 15 Millionen Nutzer (monatlich) – und einen Bekanntheitsgrad von über 95 Prozent.

Ein eigenes Fulfillment-Programm unterstützt Dritthändler zudem bei der Belieferung von Kunden in den Niederlanden. Ein weiterer Vorteil: Auf Bol.com gibt es keine Verkaufsgebühr, Verkäufer bezahlen nur eine Kommission pro Verkauf (zwischen 5 und 17 Prozent). Ausländische Händler sind auf Bol.com eher selten (siehe unten). So verkaufen nur knapp 20 der rund 5.000 plentymarkets-Händler über Bol.com; diese realisieren allerdings durchschnittlich monatlich mindestens 350 Aufträge, teilte plentymarkets auf Anfrage mit.

Bol.com ist also ein echter Lokalmatador, der sich vor Amazon.nl nicht verstecken muss. Amazon wiederum hat den Einstieg in den schwierigen, aber lukrativen kleinen Markt jahrelang vorbereitet. Bereits seit 2016 können niederländische Kunden auf Amazon.de in ihrer Muttersprache einkaufen. Seit 2017 steht ihnen zudem auch der Zugang zum Prime-Programm offen. 2018 eröffnete Amazon ein eigenes Büro in Amsterdam und führte erstmals die in den Niederlanden beliebteste Bezahlmethode iDeal ein. Damit war der Grundstein für einen eigenen lokalen Marktplatz gelegt.

Vorteile von Amazon.nl für deutsche Händler?

Deutsche Amazon-Händler, die jetzt den Verkauf in den Niederlanden in Betracht ziehen, werden gleich bei der Verkäuferregistrierung einen entscheidenden Vorteil von Amazon.nl feststellen: Die Registrierung ist, wie im Pan-EU-Programm von Amazon allgemein üblich, sehr einfach. Seit letzter Woche ist im EU-Verkäufer-Konto die Funktion „Verkaufen auf Amazon.nl“ als sechste Länderoption sichtbar. Ein Klick genügt, schon ist der Verkäufer für den Verkauf in den Niederlanden vorgemerkt und wird über das Seller Central über den Start der Plattform informiert. Bei Bol.com sieht die Sache etwas anders aus: Ausländische Händler, die nicht in den Niederlanden oder in Belgien bei der örtlichen Handelskammer registriert sind, dürfen nicht auf dem Marktplatz listen. Zudem verlangt der Marktplatz zwingend validierte EAN-Nummern.

Der Einstieg in den niederländischen Markt ist für ausländische Händler über Amazon.nl also deutlich einfacher als über den Lokalmatador. Dazu kommt: Niederländische Händler sind auf Amazon bisher kaum vertreten, der lokalen Konkurrenz fehlt es also an Erfahrung im Umgang mit Performance-Statistiken, Amazon Ads oder dem täglichen Kampf um die Buy Box. Oder wie es der Sellerforum-User „bauti“ ausdrückt: „Anfangs kann man da wahrscheinlich ganz gute Umsätze machen, solange noch wenige Händler dort aktiv sind.“

Der Kampf Bol.com versus Amazon.nl, der sich in den Niederlanden abzeichnet, dürfte spannend werden – Amazon wird in dem neuen Markt sicher mit großem Marketing-Getöse aufschlagen, muss aber auch gegen das in den Niederlanden weit verbreitete Image einer überteuerten Ramschbude mit schlechtem Service ankämpfen. Bol.com wiederum wird dem Einstieg des Angreifers sicher nicht tatenlos zusehen.

Bildquelle: gar1984 @ bigstockphoto

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