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Warum Amazon den Markt mit Eigenmarken überschwemmt

Displayfolien von Nupro, Frühlingskleider von find., Handtücher von Pinzon oder Möbel von Strathwood – hinter all diesen Produkten steckt Amazon. Sie gehören zur Eigenmarken-Strategie des Online-Marktplatzes, die seit letztem Jahr massiv vorangetrieben wurde. 2018 scheint Amazons Jahr der Eigenmarken zu werden.

Als Amazon 2014 in den USA mit einer Eigenmarke für Windeln auf den Markt ging, führte der Schritt zu viel Spott und Hohn: Denn die sehr günstigen Produkte hatten einen Haken – sie hielten nicht dicht. Zwei Monate nach der Einführung und viele kreative Wortspiel-Überschriften zum Thema ausgelaufene Windel später zog Amazon seine Windeln wieder zurück und legte die Idee mit den Eigenmarken erstmal auf Eis.

Drei Jahre später kehrten die Amazon’schen Eigenmarken dann zurück und zwar mit der Verve, die man vom Bezos-Konzern kennt: Innerhalb eines Jahres launchte Amazon in den USA mindestens 60 Eigenmarken aus den Bereichen Mode, Gebrauchsgüter, Elektronik, Schuhe, Taschen, Kosmetik, Möbel und vielem mehr. Seit Anfang 2018 hat sich der Zahl der Amazon-Eigenmarken auf mindestens 70 erhöht, hat recode kürzlich gezählt. Auch in Deutschland und Europa finden sich auf den Amazon-Marktplätzen immer mehr Produkte, die ganz offen auf den ersten oder auch versteckt erst auf den zweiten Blick als Amazon-Töchter erkennbar sind. Erst Anfang April kam mit der Modemarke Truth & Fable der neueste Eigenmarken-Sproß dazu.

Amazon-Eigenmarken, die aktuell in Deutschland vertrieben werden

Produkte des täglichen Bedarfs:

Bekleidung:

Kurzwaren:

Kosmetik

Babybedarf

Möbel

Das Hauptaugenmerk der Eigenmarkenstrategie liegt aktuell ganz klar auf Mode, aber auch lukrative Nischen wie etwa Baby-Artikel deckt Amazon mit eigenen Marken ab, in diesem Fall mit Windeln, Feuchttüchern und Babynahrung der Marke Mama Bear. Andererseits zielt der Marktplatz mit seinen Eigenmarken auch auf Segmente, dessen führende Hersteller sich bei der Zusammenarbeit noch zieren – beispielsweise mit mittlerweile drei eigenen Möbelmarken, von denen eine auch in Deutschland (nämlich Strathwood) zu finden ist. Bestseller und Sortimentslücken sind also für eine Amazon-Eigenmarke von hohem Interesse.

„Amazon zielt nicht auf das Luxussegment, aber im mittleren Preisbereich hat der Marktplatz bereits bewiesen, wie schnell er gefährlich werden kann„, sagte Thomas Köhler, der mit seiner Agentur CE21 Markenartikler beim Einstieg auf Amazon berät,gegenüber Internetworld.de. „Für kleine und mittelständische Marken stellt die Eigenmarkenstrategie von Amazon eine echte Gefahr dar.

Tatsächlich scheint Amazon bei der Konzeption seiner eigenen Labels ähnlich vorzugehen, wie das Marketplace-Händler bereits oft genug schmerzlich beim eigenen Geschäft erleben durften: Markt beobachten, lukrative Produkte identifizieren, diese Produkte selbst produzieren – und dann die bestehenden Hersteller auf dem Marktplatz mit den eigenen Produkten preislich unterbieten.

Noch ist das Geschäft mit den Eigenmarken im Verhältnis zum gesamten Amazon-Kuchen verschwindend klein: Rund 450 Millionen US-Dollar hat Amazon 2017 mit seinen Eigenmarken umgesetzt, 85 Prozent davon entfallen auf die Produkte der Amazon-Basics-Reihe. Das sind gerade mal 0,2 Prozent des Gesamtumsatzes. Aber: Das Geschäft wächst und das Tempo, das Amazon in Sachen Eigenmarken an den Tag legt, ist enorm hoch. In diesem Jahr dürfte das Thema Eigenmarken für Amazon ganz oben auf der Agenda stehen.

Speziell Marketplace-Händler sollten deshalb ein waches Auge auf Amazons Eigenmarken-Aktivitäten in ihrem Feld haben – und, falls die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen, darüber nachdenken, ihre Sortiments-Nische mit eigenen Private-Label-Marken zu besetzen, bevor Amazon es tut. Noch stehen Europa und Deutschland nicht im zentralen Fokus, was die Entwicklung von Eigenmarken angeht – und das heißt für Händler: Noch bleibt Zeit, um selbst aktiv zu werden.

Was es beim Aufbau einer eigenen Handelsmarke zu beachten gibt, können Sie übrigens in Ausgabe 5/15 unseres Magazins shopanbieter-to-go detailliert nachlesen.

Bildquelle: © bigstock.com/ kadmy

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