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Shop Corner – Mega-Menüs sinnvoll einsetzen

Mega-Menüs sind durchaus eine Bereicherung für Online-Shops: Kunden finden schneller, was sie suchen. Aber welche Probleme bergen solche Menüs in Bezug auf SEO?

Die Optimierung der internen Verlinkung wird von vielen Shop-Betreibern immer noch vernachlässigt. Für einen Testlauf wurden daher insgesamt 1.426 Online-Shops untersucht. Ein Crawler hat dafür die Websites besucht und dort jeweils zehn unterschiedliche Seiten heruntergeladen. Interne Links, die im Quellcode aller zehn Seiten zu finden waren, wurden dann als Template-Links gezählt, also als solche, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf allen Seiten der Website vorkommen.

Wie man in Tabelle 1 sieht, verfügt mehr als die Hälfte der Shops über eine recht geringe Anzahl an internen Template-Links. Immerhin ca. 20 % aller Shops haben allerdings mehr als 100 Template-Links. Damit soll nicht gesagt werden, dass die Grenze, ab der die Anzahl der Template-Links schädlich sein kann, bei 100 liegt (dazu später mehr unter „Wo liegt das Problem?“).

Anzahl der Links im Template Anzahl der Shops Anteil der Shops
< 50 820 57,50 %
50 – 100 321 22,51 %
101 – 200 191 13,39 %
201 – 300 55 3,86 %
301 – 500 31 2,17 %
501 – 1.000 7 0,49 %
> 1.000 1 0,07 %

Tabelle 1: Verteilung der Template-Links (1.426 untersuchte Shops)

Der „Gewinner“ dieser Analyse hatte übrigens insgesamt 1.250 Template-Links.

Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, verfügt der Shop www.luna-pearls.de über eine dreistufige Navigation, die dann manchmal schon so viele Links enthält, dass diese nicht mehr auf den Bildschirm passen. Dann kann man allerdings ein solches Mega-Menü unter Usability-Aspekten nicht mehr gutheißen.

Auch wenn eine hohe Anzahl an Template-Links viele Ursachen (z. B. überfrachtete Footer) hat, zeigt sich in der Praxis, dass dafür oft so genannte Mega-Menüs verantwortlich sind, die von immer mehr Shop-Betreibern eingesetzt werden. Diese sind nicht per se kritisch zu werten, aber oftmals zeigt sich, dass hier primär auf die Usability geschaut und etwas aufbaut wurde, das zwar gut zu bedienen, aber in Bezug auf SEO schlecht ist.

Übrigens: Die in Abbildung 1 unten rot markierte Anzeige der internen Links stammt von dem Firefox-AddOn LinkParser (http://www.seerobots.com/linkparser). Dieses zeigt für jede Seite die Anzahl der internen und externen Links an. Für eine schnelle Analyse der internen Verlinkung eignet sich dieses AddOn gut – zumindest um zu sehen, ob eine Website es bei den internen Links „etwas übertreibt“.

Abbildung 1: Ein gewaltiges Mega-Menü auf www.luna-pearls.de

Wo liegt das Problem?

Das Problem besteht zunächst in der Implementierung von Mega-Menüs. Auch wenn die Links der Mega-Menüs beim Besuch eines Shops zunächst unsichtbar sind: Im Quellcode sind alle in der Regel zu finden. Typischerweise werden hier verschachtelte <ul>-Listen verwendet. Das Aufklappen und Ein- und Ausblenden der Menüs erfolgt über JavaScript und CSS. Aber, wie erwähnt: Die Links sind trotzdem alle im Quellcode vorhanden und zählen bei Suchmaschinen daher als Links – auch, wenn Sie nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.

Jeder interne Link ist ein Signal für Suchmaschinen, um zu verstehen, welche Seiten im Vergleich zu anderen wichtiger sind. Eine Seite, die oft intern verlinkt wird, erhält ein höheres Linkgewicht als eine, die nur einmal auf der vierten Website-Ebene verlinkt wird. Und je höher das interne Linkgewicht, desto höhere Chancen auf ein Ranking hat eine Seite.

Nun könnte man argumentieren, dass es durchaus legitim sein kann, auf 1.250 Rubrikenzu verweisen, um diesen ein hohes Linkgewicht zuzuweisen. Die interne Verlinkungsenergie ist aber leider eine endliche Größe. Die Linkenergie, die eine Seite hat und an die Unterseiten abgeben kann, wird quasi durch die Anzahl der internen Links geteilt. Wer also nur 50 Template-Links hat, sorgt dafür, dass jede verlinkte Seite 1/50 der Linkenergie einer verlinkenden Seite abbekommt. Wer das mit 1.250 Seiten macht, wird eben nur 1/1.250 der Linkenergie weitergeben können.

Noch wichtiger ist dabei, dass mit Template-Links Schwerpunkte gesetzt werden können. Jeder Shop wird Rubriken oder Marken haben, die besonders wichtig sind, während andere im Vergleich dazu eher unwichtig sind. Es macht also in der Regel keinen Sinn, über das Template alle Marken eines Shops zu verlinken, wenn über 20 der Marken 90 % der Umsätze generiert werden. Dann ist es sinnvoll, nur diese 20 zu verlinken, um diesen mehr Linkgewicht zukommen zu lassen.

Mega-Menüs sind also per se nicht schlecht oder gut für SEO. Man muss sie eben gezielt einsetzen, um die wichtigsten Seiten zu verlinken (Rubrikenseiten, Markenseiten, evtl. sogar Top-Seller-Produktseiten).

Eindeutigkeit

Ein weiterer Aspekt, über den nachgedacht werden sollte, ist die Eindeutigkeit der Verknüpfung. Wie man bei dem Beispiel in Abbildung 1 sehen kann, werden im Mega-Menü auch Marken verlinkt. Da es Marken aber in verschiedenen Kategorien gibt, wird z. B. „Tommy Hilfiger“ viermal verlinkt:

Wenn man mal davon absieht, dass der Shop für die simple Suchanfrage „tommy hilfiger“ ohnehin wohl nie zu finden sein wird: Welche dieser Seiten sollte eine Suchmaschine auswählen, wenn jemand nach „tommy hilfiger“ sucht? Welche wäre die richtige?

Wer eine Seite für „tommy hilfiger“ stärken möchte, wäre besser beraten, nur eine einzige Markenseite aufzubauen und diese im Template nur einmal zu verlinken.

Grundregeln für Shops

Für Shop-Betreiber können die folgenden Grundregeln abgeleitet werden:

Wer trotzdem ein Mega-Menü nutzen, aber aus Usability-Aspekten dort eine Vielzahl an Links unterbringen möchte, kann übrigens den Weg gehen, das Menü anders als normal darzustellen. Typischerweise finden sich im Quellcode verschachtelte <ul>-Listen, in denen die einzelnen Links erscheinen – und so für Suchmaschinen zu sehen sind. Einige Shops gehen den Weg, dass das Mega-Menü erst beim Öffnen per AJAX nachgeladen wird und – je nach Implementierung – für Suchmaschinen komplett „unsichtbar“ ist. Ein solcher Ansatz mag im Einzelfall – vor allem abhängig vom Shopsystem – in der Implementierung sehr aufwendig sein, so dass es vor allem bei kleinen Shops viel praktikabler ist, über eine Änderung der Navigationsinhalte nachzudenken.

Abbildung 2: Oberrubriken werden über das Mega-Menü gestärkt, Unterrubriken nicht.

Fazit

Mega-Menüs können für Usability und SEO gleichermaßen positiv sein. Dafür bedarf es aber einer sorgfältigen Planung und einer gezielten Auswahl der Seiten, die man über solche Menüs stärken möchte.

Wie das funktioniert, erfahren Sie in der aktuellen suchradar-Ausgabe #46.

 

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