Vor kurzem musste durfte ich mich anlässlich der Suche nach dem "innovativsten Onlinshop des Jahres" mit unterschiedlichsten Shops beschäftigen. Richtig innovativ waren dabei aber leider die wenigsten.
Was übrigens auch aus den Begründungen für die Nennungen sprach. Da wurden z.B. als "Innovation" benannt:
- "Der Shop entwickelt sich auch im 6. Jahr stetig weiter und bietet seinen Kunden eine unglaublich große Produktpalette"
- "Ist zumindestens meiner Meinung nach innovativ, da sich die Seite seitdem ich sie kenne (ca 8 Monate ) ständig verändert und verbessert und immer mehr angeboten wird."
Anlass genug, sich zu überlegen, was man selbst als eine echte Innovation ansieht. Meine Antwort: Ein Konzept, dass ein echtes Kundenproblem aufgreift und löst, finde ich innovativ. Und so bin ich beim Ökodorf Brodowin gelandet:
Das Konzept: Die Idee einer wöchentlichen Lieferung einer "Biokiste" mit Lebensmitteln ist alles andere als neu. In Brodowin wurde das Konzept aber ganz konsequent ausentwickelt.
Zielgruppengerecht: Denn die Kunden von Biokisten sind besser verdienende – und damit berufstätige Menschen, meist mit Kindern. Das bedeutet, die Zielkunden sind anspruchsvoll – reine "Zufallskisten" sind daher nicht unbedingt passend. Und die Kunden sind i.d.R. nicht zuhause, wenn die Biokiste kommt.
Glaubwürdig: Brodowin ist mehr als ein einzelner Hof, Brodowinist ein "Ökodorf" und lebt auch von den Besuchen der Kunden, die mit ihren Kindern zu Ausflügen und Dorffesten vorbeikommen. Und dabei nebenbei die Glaubwürdigkeit überprüfen…
Brodowin geht weiter als andere Biokisten-Versender:
- Die Biokiste wird bis vor die Wohnungstür geliefert, auch in Abwesenheit. Das funktioniert sehr gut, bei meiner Freundin steht pünktlich Dienstags die Biokiste im 6. Stock des Berliner Altbaus (ohne Fahrstuhl) vor der Tür. Inkl. der Biomilch in Flaschen. Das ist verlässlich und sehr bequem.
- Kunden können nicht nur Ausschlusslisten hinterlegen (die dann mal mehr oder minder beachtet werden), sondern jede Kiste individuell zusammenstellen. Bis zu XY Stunden vor der Lieferung, bequem per Kunden-Login – und somit auch abends, wenn die Kinder im Bett sind oder schnell mal vom Büro aus. Wer nichts tut, bekommt seine Standards, wer wegen einer Party mehr oder wegen einer Reise weniger braucht, kann dies genau so einfach tun, wie man einen Warenkorb befüllt.
OK, für den Innovationspreis passt(e) dies nicht so recht. Aber ist das konsequente Ausrichten auf die Konstellationen der Zielgruppen nicht genau das, was Innovation treibt? Ist die Bereitstellung von Lösungen für die Problemeder Kunden nicht die beste Innovation?
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
PS: Nielsen zufolge wird E-Commerce immer alltäglicher – und damit auch der Kauf von alltäglichen Gebrauchsgütern via Web. ECIN: "Den Analysten zufolge wird sich der Anteil von alltäglichen Verbrauchsgütern am eCommerce-Volumen bis 2012 verdreifachen – jedenfalls auf dem US-Markt." Doch dieser Trend gilt weltweit. "Gute Aussichten werden insbesondere Nischenanbietern, beispielsweise von Kosmetikprodukten, Wein oder ökologischen Lebensmitteln prognostiziert…"