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Giropay-Interview

Vor kurzem hatte eine eher unscheinbar wirkende Meldung bei uns eine breite Diskussion um die Zahlart "Online-Überweisung" losgetreten. Da sich diese Diskussion für meinen Geschmack sehr auf Sofortüberweisung als Anbieter einschoss, hatte ich dann auch bei Giropay angefragt, wie deren Sicht auf die Situation ist.

Letzte Woche hatte ich nun die Gelegenheit, mit Herrn André M. Bajorat, Geschäftsführer von Giropay zu telefonieren. Mich interessierte neben den allgemeinen Erfahrungen mit Giropay vor allem, aus welcher Situation und mit welchen strategischen Zielen Händler vor allem zu Giropay stoßen.

Basis-Infos zu Giropay

Giropay bietet garantierte Online-Überweisungen in Echtzeit an. Hinter Giropay steht ein Zusammenschluss von Banken, dadurch ist gewährleistet, dass alle Transaktionen direkt über die Server der angeschlossenen Banken laufen (anders als bei Sofortüberweisung, wo die Transaktionen über die Sofortüberweisungs-Gateways übertragen werden. Giropay ist damit nach eigener Aussage "die einzige von deutschen Banken legitimierte Online-Überweisung für das Bezahlen im Internet."

Ein weiterer Unterschied: Die Integration von Giropay in einen Onlineshop läuft nicht direkt, sondern über einen Payment-Service-Provider. Herr Bajorat sieht darin durchaus einen Schnelligkeits-Vorteil für die Integration: Bei Händlern, die bereits mit einem Payment-Service-Provider kooperieren, "muss sozusagen nur ein Hebel umgelegt werden und schon steht Giropay als Zahlart zur Verfügung", so Bajorat.

Ausgangssituation der Händler

Quelle: Giropay – mit freundlicher Erlaubnis

Giropay sieht vor allem den stetig steigenden Risikodruck, der auf den Händlern lastet, als die Hauptmotivation, nach sichereren Zahlarten zu suchen. "Mehr Umsatz ist schon lange nicht mehr gleich Gewinn", resümiert André M. Bajorat die Lage. Die wichtigste Aufgabe für Händler sei es daher, die Fraudrate so gering wie möglich zu halten.

Dass auch Giropay die Stärke der Zahlart Online-Überweisung gerade dort sieht, wo ansonsten Sicherheitssysteme die Möglichkeiten der Händler stark einschränken, zeigt eine Stärken/Schwächen-Matrix für die "wesentlichen Bezahlverfahren" von Giropay (siehe Bild, Klick vergrößert) in den Punkten "Auslieferung an unbekannte Kunden" sowie "Auslieferung an bonitätschwache Kunden".

In Kombination mit der Zahlungssicherheit (die Giropay-Online-Überweisungen sind garantiert) zeichnet die Online-Überweisung zudem die Geschwindigkeit der Buchung aus: Die Buchungen erfolgen in Echtzeit und "durch den elektronischen Loop gibt es beim Händler auch keine Zuordnungsprobleme bei Buchungen mehr", erklärt Herr Bajorat, "Zudem fallen für den Händler auch die lästigen Waren-Reservierungen* und Kosten für Bonitätsprüfungen weg."

Akzeptanz bei Kunden

Die Akzeptanz von Giropay bei Shopkunden ist groß und die Rate der Zahlungsabbrüche durch Kunden liegt bei nur 5% (ohne Abbrüche wegen technischer Probleme oder fehlenden Bankguthaben).

André M. Bajorat hebt hier verständlicherweise vor allem die höhere Sicherheit von Giropay gegenüber Sofortüberweisung heraus. Und der funktionelle Unterschied – direkte Eingabe von PIN/TAN auf den Bankenservern vs. Übergabe dieser Daten an die Bankenserver durch einen Drittanbieter – ist auch generell die Hauptargumentationslinie von Kritikern und Unterstützern. Ob allerdings Shopkunden in der Masse diese Unterschiede tatsächlich so stark wahrnehmen bzw. hier große Sicherheitsbedenken haben, steht auf einem anderen Blatt. Manche (selbst eher kritische Händler) berichteten mir gegenüber von hohen Akzeptanzwerten auch bei Sofortüberweisung.

So scheinen für Shopkunden vor allem Schnelligkeit und Bequemlichkeit die Hauptmotive für die Nutzung der Online-Überweisungsverfahren zu sein. Herr Bajorat sieht genau darin aber auch eine Gefahr: Man haben lange daran gearbeitet, schützende Regeln gegen Phishing in die Köpfe von Bankkunden zu pflanzen. Das System des Wettbewerbers nun berge das "Risiko eines generellen Aufweichens der Phishing-Regeln".

Auf die Frage, zu Lasten welcher Zahlarten eine Giropay-Nutzung hauptsächlich geht, nennt André M. Bajorat vor allem die Vorkasse sowie in zweiter Linie auch die Lastschrift.

Giropay und eBay

Während Sofortüberweisung von manchen Händlern offenbar strategisch auch zum Zurückfahren des "teuren" Paypals eingesetzt wird, sieht Herr Bajorat keine Konkurrenz zwischen Paypal und Giropay, zumal Giropay ja auch eine in das Paypal-Wallet integrierte Zahlart ist. Natürlich zahle man bei Paypal als Händler höhere Gebüren, dies läge daran, dass man bei Wallet-Zahlarten generell natürlich auch die Arbeit bezahlen muss, die in der Verwaltung der Wallets begründet sind, erläutert Bajorat.

Meine Frage, ob er Probleme sähe, wenn eBay-Händler parallel zu Paypal auch Giropay direkt anbieten wollten, verneinte Herr Bajorat:"Wenn Powerseller beispielsweise auch andere Zahlarten über einen PSP anbieten, so sei es durchaus denkbar, dass sie über diesen auch direkt Giropay nutzen könnten", Berührungsängste mit dem strategischen Partner habe er da nicht. (Vielleicht sind hier aber die Kostenunterschiede auch gar nicht so groß, so dass diese von mir skizzierte Option kaum realisiert werden dürfte? Mitlesende Powerseller: Was denken Sie dazu?)

Und ansonsten

Als zusätzlichen Vorteil von Giropay für Händler hob Herr André M. Bajorat noch hervor, dass Giropay für angeschlossene Kunden auch Marketingaktionen durchführe. Meine Frage, ob Giropay eigentlich auch im B2B eingesetzt werde, konnte er nicht beantworten, hierzu müsste man die Payment-Service-Provider befragen, die ja naturgemäß näher am Kunden sind.

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

*für Vorkasse-Kunden

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