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Zusammenschluss der E-Commerce-Dienstleister: Warum Afterbuy und Dreamrobot zusammen eine neue Plattform bauen

Businessman hand touching MERGER button on virtual screen

Die beiden E-Commerce-Software-Anbieter Afterbuy und Dreamrobot machen gemeinsame Sache. Unter dem Dach einer neuen Holding-Gesellschaft namens ECOMMERCE ONE wollen sie gemeinsam „Stärken vereinen und Synergien zwischen den Systemen nutzen“, wie es in der reichlich sperrigen Pressemitteilung heißt. Für die nutzenden Händler soll sich durch die Kooperation nichts ändern: Beide Tools werden wie gewohnt weiterbetrieben, auch die gewohnte Nutzungsumgebung soll sich nicht ändern. 

Soweit, so Standard. Der interessanteste Teil der Nachricht versteckt sich aber in diesem Satz: „Diese Holding-Gesellschaft bildet eine Plattform für Branchengrößen mit ihren führenden E-Commerce-Lösungen und wird sukzessive ausgebaut.“

Was ist von ECOMMERCE ONE zu halten?

Das Ganze ist größer als die Summe seiner Teile, heißt es so schön – das  gilt nicht immer, aber oft auch für Unternehmenszusammenschlüsse. In der E-Commerce-Dienstleister-Szene ist schon lange mit einer Konsolidierung zu rechnen – schließlich fischen hier sehr viele Anbieter in einem begrenzten Teich (nämlich dem für kleine und mittelständische Online-Händler), den noch dazu mit Shopify ein neuer, extrem starker Player unter Beschuss nimmt. Noch dazu haben viele der kleineren Dienstleister seit Jahren Wachstumsprobleme: Um sich von der Konkurrenz klar abzusetzen, müssten sie neue Features anbieten, doch für deren Entwicklung fehlt ihnen oft das Kapital. Deshalb sind Übernahme-Meldungen im Dienstleister-Bereich der E-Commerce-Branche aktuell an der Tagesordnung. Gestern erst wurde z.B. gemeldet, dass die niederländische Online-Marketing-Agentur 10XCres die deutsche Amazon-Agentur Vorwärts übernommen hat. Wir sehen gerade in der Agenturszene noch eine Konsolidierungswelle auf uns zukommen. Nicht umsonst versuchen unserer Beobachtung nach derzeit immer mehr Agenturen ihr Heil im Wandel zur Digitalberatung.

In einem engen Markt, der für die vielen Dienstleister, die darin spielen wollen, eigentlich zu klein ist, ergibt die Strategie „Kooperieren statt Untergehen“ da durchaus Sinn: ECOMMERCE ONE als übergeordnete Holding hat das nötige Format (und dank der Unterstützung von Oakley Capital auch das nötige Kapital), um weitere E-Commerce-Lösungen zu kaufen und in die eigene Plattform zu integrieren. Bereits jetzt bieten die Systeme Lösungen für viele E-Commerce-Prozesse ab, z.B. ERP, PIM, CRM, Lager- und Logistikfunktionen, Marktplatzanbindungen oder die Integration von stationären Absatzkanälen ins E-Commerce-Backend. 

Bisher haben Dreamrobot und Afterbuy weitgehend die gleichen Funktionalitäten parallel entwickelt; durch die Zusammenarbeit können sie ihre Entwicklungskapazitäten auf neues richten. Richtig interessant wird es, wenn sie das Kapital von Oakley dazu verwenden, weitere Dienstleister aufzukaufen, die die Angebotswelt von ECOMMERCE ONE erweitern – und sich bei den Aufkäufen auf Gewerke konzentrieren, die ihre Systeme bisher nicht abdecken. So könnte ein spannendes Ökosystem für kleinere und mittelständische Händler entstehen – ähnlich wie es Dickschiffe wie Arvato Systems oder Adobe für die ganz großen Player im Gepäck haben.

Auf die Integration kommt es an

Doch das ist noch Zukunftsmusik: Erst einmal müssen Dreamrobot und Afterbuy ihre zwei Systeme aneinander angleichen und so miteinander verweben, dass Dreamrobot-Kunden problemlos die Angebote von Afterbuy nutzen können und umgekehrt. Und die gleiche nahtlose Integration muss dann auch mit jedem weiteren Zukauf gelingen. Nur dann wird ein Schuh draus, der Online-Händlern wirklich weiterhilft.

Bildquelle: © bigstock.com/ tonefotografia

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