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Wie zahlen eigentlich die Griechen, Polen, Rumänen und Russen?

Quelle: EOS – Klick vergrößert

Das untersuchte das Finanzservice-Unternehmen EOS in seiner "Vier-Länder-Studie 2007" und stellt fest: die Zahlungsmodalitäten und -gepflogenheiten variieren in diesen dynamisch wachsenden Ländern doch deutlich. Befragt wurden in jedem Land 200 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen (vor allem Handel) mit Ausnahmen Rumäniens, hier waren es nur 45 Betriebe. Angaben zum Schwerpunkt B2B oder B2C wurden nicht explizit gemacht doch weisen die Ergebnisse darauf hin, dass der Schwerpunkt im B2B liegt. Die Ergebnisse in der Kurzübersicht zeigt nebenstehende Tabelle.

Griechenland

Hier werden traditionell sehr lange Zahlungsziele gesetzt (105) Tage, die Außenstände betragen 25 % und rund 20 % der Unternehmen gaben an, dass die durchschnittlichen Außenstände pro Debitor (!) 10.000 Euro betragen. Und das, obwohl 92 % der Unternehmen die Bonität ihrer Vertragspartner prüfen lassen. Generell sind die Unternehmen pessimistisch, dass die Lage sich verbessern werde: 35 % glauben, die Zahlungsmoral werde sich verschlechtern. "Griechen tendieren dazu, alles bis zum Schluss liegen zu lassen." kommentiert Lysandros Tsakiridis, Geschäftsführer EOS Matrix S.A. die kulturellen Hintergründe der Zahlungsgepflogenheiten. Die von Liquiditätsengpässen geplagten griechischen Unternehmen schalten lieber Inkassodienstleister ein, als Anwälte – letzteren wird weniger Erfolg zugetraut.

Polen

Zwar werden hier nur 9 % der Rechnungen fristgerecht bezahlt, dennoch liegen die durchschnittlichen Außenstände der befragten Unternehmen auf niedrigen 10 %. Das liegt evntl. daran, dass die meisten polnischen Unternehmen (67 %) eigene Mitarbeiter für das Forderungsmanagement beschäftigen und zusätzlich auch mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten (77 %). Das Zahlungsziel liegt in Polen im Schnitt bei 32 Tagen, tatsächlich bezahlen tun die polnischen Unternehmen ihre Rechnungen rund 37 Tage nach dem Zahlungsziel. Die polnische Wirtschaft wächst und das füllt auch die befragten Betriebe mit Zuversicht: 48 % von ihnen erwarten eine Besserung der Zahlungsmoral in der Zukunft. Dass sie mit ihrem Optimismus richtig liegen könnten, unterstreicht auch eine Untersuchung der Landesbank Baden-Württemberg. Danach "ändert sich an der guten konjunkturellen Lage in Polen 2008 wenig. Anhaltende Lohnsteigerungen und eine verbesserte Lage am Arbeitsmarkt beflügeln auch 2008 den privaten Konsum.".

Rumänien

Rumänien ist ein interessanter Markt: Um 6 % stieg das Bruttoinlandprdukt in 2007 – und das in Folge, denn bereits seit 2001 wurden Jahr für Jahr 5 % Steigerung erreicht. Die Außenstände betragen durchschnittlich 15 %. Als Gegenmaßnahmen versenden 40 % der Betriebe ihre Produkte gegen Vorkasse, 33 % verlangen Barzahlung und 29 % lassen die Kunden Bürgschaftsgarantien beibringen. Außerdem holen neun von zehn Betrieben Bonitätsauskünfte über ihre Geschäftspartner ein. Die Zahlungsziele liegen bei durchschnittlich 36 Tagen, rund 67 % der Schuldner zahlen auch in dieser Zeit. Die Rumänen sind noch optimistischer als die Polen: 51 % glauben daran, dass die Zahlungsmoral sich verbessern wird. Vielleicht beschäftigen sich die Betriebe deshalb vergleichsweise wenig mit dem Forderungsmanagement: Nur 20 % verfügen über eigene Mitarbeiter in diesem Bereich und auch nur 55 % beschäftigen externe Unternehmen zur Beitreibung der Außenstände.


Russland

Auch in Russland schnurrt der Wirtschaftsmotor: 6,5 % soll der BIP in 2008 betragen. Das zeigt sich auch im Neukundenanteil der befragten Unternehmen, der mit 20 % besonders hoch ist. Man vertraut sich dennoch, nur die Hälfte der Unternehmen prüfen ihre Geschäftspartner auf Bonität – und zwar weniger über Bankauskünfte, sondern lieber via Internet- und Medienrecherche. Das scheint aber zu funktionieren, denn durchschnittlich 84 % der Unternehmen erhalten ihr Geld – bei einem Zahlungsziel von im Schnitt 78 Tagen – termingerecht. Dabei sind die Zahlungsziele branchenabhängig sehr unterschiedlich: Während der Handel und die Industrie nur 32 Tage einräumen, gilt im Dienstleistungssektor eine Frist von rund 161 Tagen. Verspätete Zahlungen gehen in Russland durchschnittlich 86 Tage nach dem Zahlungsziel ein. Immerhin: 50 % der befragten Unternehmen gaben an, gar keine Forderungsausfälle zu haben! Vielleicht, weil in Russland so viele Mitarbeiter mit dem Forderungsmanagemen beschäftigt sind, wie nirgends sonst: Man erledigt diese Arbeit selbst (besonders im Dienstleistungsbereich), nur 17 % aller Firmen nutzen externe Dienstleister.

Alle Ergebnisse gibt es zum kostenlosen Download hier: "EOS Vier-Länder-Studie 2007" (PDF, 1,3 MB). Sehr interessant für alle, die planen, sich (im B2B) in diesen Ländern zu engagieren.

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

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