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Markplatz-Monats-Mashup Juni: Mehrwertsteuersenkung, Real.de wird zu kaufland.de und ein neuer Termin für den Prime Day

Anfang Juni ging es im deutschen Bundestag hoch her: Nach vielen Debatten um das schlagkräftigste Konjunkturprogramm fiel die Entscheidung für eine Mehrwertsteuersenkung: Am 1. Juli sank die Mehrwertsteuer damit von 19 auf 16 beziehungsweise von 7 auf 5 Prozent, gültig für 6 Monate. Statt sich über den vermeintlichen Kaufanreiz zu freuen, brach der deutsche Einzelhandel daraufhin in Gegrübel aus – wie sollte man die Mehrwertsteuersenkung am einfachsten, unkompliziertesten und rechtssichersten an den Kunden weitergeben? Und: Muss man das überhaupt tun? Die Debatten erfassten auch den Online-Handel. Eine kurze Umfrage unter rund 100 Händlern in der Multichannel Rockstars-Gruppe ergab: Rund 75 Prozent der Händler wird die Mehrwertsteuersenkung umsetzen – obwohl 80 Prozent der Befragten ihre Sinnhaftigkeit anzweifeln. Über die Debatten ging die Übernahme von Real.de, immerhin Deutschlands drittgrößter Online-Marktplatz, durch die Schwarz-Gruppe beinahe unter. 

Das Thema des Monats

Seit 1. Juli ist die durchaus umstrittene Mehrwertsteuersenkung in Kraft. Die temporäre Steuerersparnis sollen Händler möglichst unkompliziert und unbürokratisch an den Endkunden weitergeben, doch viele Händler befürchten mehr Aufwand als Nutzen. Was speziell Marktplatz-Händler tun müssen, hat der Händlerbund übersichtlich zusammengefasst– aber gleichzeitig bei seinen eigenen Mitgliedsbeiträgen die Mehrwertsteuersenkung verschlafen. Genau hinschauen lohnt sich auf jeden Fall, denn den Regelungen sind unterschiedlich: Während Amazon beispielsweise bei seinen eigenen Produkten die Steuersenkung 1:1 an die Kunden weitergibt, überlässt der Marktplatz die Ausgestaltung der neuen Regeln bei Drittangeboten den verkaufenden Händlern. Ähnlich gehen Real und Otto vor. Rakuten dagegen legt auf alle Angebote auf dem Marktplatz einen automatisierten Rabatt, der der Steuersenkung entspricht. Damit die nötigen Änderungen schnell und reibungslos umgesetzt werden können, sind auch die Shop-Systemanbieter gefragt, mahnt unter anderem Daniel Schnadt, Co-Gründer von Gambio in einem Kommentar auf Internetworld.de. 

Marktplatz-News aus Deutschland

Ein gutes halbes Jahr nach dem Start sind die Macher des International Marketplace Network (IMN) zufrieden, berichtete Gerald Schönbucher von real.digital auf Internetworld Plus. Rund 300 deutsche real.de-Händler nutzen das Netzwerk für den internationalen Verkauf. Zum Start waren es 25. Auch nach der Übernahme des real-Marktplatz durch die Schwarz-Gruppe, der mittelfristig wohl zu einer Umbenennung der Plattform in kaufland.de führen wird, soll die Zusammenarbeit innerhalb des IMNs normal weiterlaufen

Mit Start von eBays Suchmaschine Cassini vor circa 12 Jahren wurde der ›Best Match‹-Algorithmus eingeführt. Diesen hat eBay nun zur Darstellung personalisierter Suchergebnisse verfeinert. Ziel ist es, stärker an das bisherige Nutzerverhalten angepasste Such-Feeds darzustellen, berichtet Mark Steier.

Die nachhaltig ausgerichtete Berliner Modemesse Neonyt will sich mit den B2B-Online-Orderplattformen ‚The Brand Show Circular‘ und ‚Joor‘ zusammentun und so die abgesagte Messeveranstaltung im Sommer überbrücken. Die Entwicklung einer eigenen digitalen Plattform sehen die Macher als „nicht zielführend“ an. Allerdings ist die Kooperation aus der Not geboren und soll eine Übergangslösung bleiben. Die Winterausgabe der Neonyt soll als klassische Präsenz-Ordermesse stattfinden. ->Fashion United

Der Polizei ist ein Schlag gegen Online-Kriminalität geglückt. Wie die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und das Polizeipräsidium Land Brandenburg am gestrigen Mittwoch verlauten ließen, habe es eine Razzia gegen Nutzer gegeben, die im Zusammenhang mit dem illegalen Marktplatz Crimenetwork.co stehen sollen. Dabei habe es 229 Durchsuchungen in insgesamt 15 Bundesländern gegeben, die schließlich in der vorläufigen Festnahme von 32 Personen mündete. ->Golem

Aus aller Welt

Zalando baut sein Partnerschaftsprogramm „Connected Retail“ weiter aus. Das Modell, in dessen Rahmen stationäre Händler ihre Produkte auf der Zalando-Plattform anbieten können, werde ab dem 1. Juli auch in Polen, Schweden und Spanien eingeführt, verkündete Zalando am Sonntag im unternehmenseigenen Blog. In den ersten Monaten zahlen neue Partner dabei keine Provision, Umsätze werden bis Ende 2020 wöchentlich ausgezahlt. Anfang April hatte Zalando den Service bereits für seine bestehenden Connected-Retail-Partner in Deutschland und den Niederlanden erweitert. 

Der Online-Marktplatz der Österreichischen Post, Shoepping.at, profitiert offenbar immer mehr von der Corona-Krise. Der Geschäftsführer der Betreiberfirma Post E-Commerce, Robert Hadzetovic geht davon aus, noch in diesem Sommer die magische Grenze von 1000 Handelspartnern zu erreichen. Das wären 200 mehr als zurzeit und 400 mehr als Ende März. ->Textilwirtschaft (nur für Abonnenten)

Adidas, Topman und Farfetch gehören zu den namhaften Modemarken, die in Großbritannien Werbepartner für Snapchats neues E-Commerce-Angebot geworden sind. Nachdem die Betaversion der DPAs nur wenige Wochen lang getestet wurde, erzielte die zur Arcadia Group gehörende Modekette Topshop mehr als das Vierfache der für den britischen Markt üblichen Rendite aus Werbeeinnahmen, so die Marke. Auch Adidas und Farfetch sind äußerst angetan vom Snapchat Commerce, schreibt fashionunited.

Walmart will noch in diesem Jahr 1.200 von Shopify lizenzierte Händler in sein Online-Angebot aufnehmen. Damit baut der Einzelhändler seinen Marktplatz für Drittanbieter-Produkte deutlich aus. Mit der Kooperation will Walmart weiter zum Marktführer im Online-Handel Amazon aufschließen. Trotz der in den vergangenen Jahren von Walmart unternommenen Anstrengungen, das 21,5 Milliarden US-Dollar schwere Online-Geschäft auszubauen und profitabel zu machen, steht bisher weiter ein Verlust in den Büchern. ->Internetworld

Marktplatz-Zahlen

Businesskredite in Höhe von bis zu 750.000 Euro können ausgewählte Amazon-Seller ab sofort direkt im Seller Central beantragen. Amazon kooperiert dafür mit der ING-Bank. Dabei handelt es sich zwar um Ratenkredite mit fester Laufzeit, allerdings ist eine vorzeitige Rückzahlung der Kredite laut der Bank jederzeit möglich – ohne zusätzlich Gebühren. Die Konditionen sind insgesamt variabel, der jährliche Effektivzins startet bei 3,4 Prozent. ->shopanbieter.de

Newcomer des Monats

Mit bagmondo.de bringt der Lederwarenverbund Goldkrone einen Online-Marktplatz für seine angeschlossenen Händler an den Start, berichtet Schuhmarkt-News. Die Technologie ermögliche auch den Verkauf über weitere Online-Marktplätze, wie Amazon, Check24 oder Zalando. Goldkrone setzt dabei voll auf die technologische Basis von schuhe.de, dem 2014 gestarteten Online-Marktplatz der ANWR-Gruppe. Auch Backend-Strukturen wie Tools zur Verwaltung der Einkäufe, zur Anbindung von Warenwirtschaftssystemen oder den Kundenservice wurden von schuhe.de übernommen. >>>SchuhMarkt

Die italienische Kaufhaus-Kette Rinascente stand dem Internet lange skeptisch gegenüber, hat aber Anfang Juni einen eigenen Online-Shop gelauncht. Für CEO Pierluigi Cocchini ist das nur der erste Schritt – er plant die Öffnung von Rinascente.it zum Marktplatz. ->Textilwirtschaft (nur für Abonnenten)

Das belgische Warenhaus Galeria Info (die belgische Tochter von Galeria Karstadt Kaufhof will sich bis 2021 zum Online-Marktplatz öffnen. Damit soll das Sortiment stark erweitert werden. Ob das klappt, steht in den Sternen: Der belgische Online-Markt ist fest in der Hand von Bol.com, Amazon und Zalando. >>>Fashion United

Kopf des Monats

Gut zwanzig Jahre nach Gründung der myToys.de GmbH verlassen die langjährigen Geschäftsführer und Gründer Dr. Oliver Lederle, Florian Forstmann und Alexander Lederne das Berliner Unternehmen. Die Führung der Unternehmensgruppe übernehmen von nun an Martin Schierer (CEO) und Tobias Nieber (CFO). Beide sind Otto-Urgesteine und haben beispielsweise die Neuausrichtung der Otto Group Russia gesteuert. 

Und sonst?

Amazon hat den Prime Day 2020 in die Woche vom 5. Oktober verschoben. Das geht aus einer Mail an mehrere Marktplatzhändler hervor, die CNBC zugespielt wurde. Bisher war man von einem neuen Termin im September ausgegangen. Amazon kommentierte den geleakten neuen Termin nicht. 

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