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Hermes und Alibaba – tun sie’s? Oder nicht?

Mitte November flammten – mal wieder – wilde Gerüchte auf: Alibaba habe in den Verkaufsverhandlungen rund um Ottos Logistik-Tochter Hermes klar die Nase vorn. Und die Verhandlungen seien „sehr fortgeschritten“, hieß es aus den üblichen gut informierten Kreisen. Die Spekulationen sind alles andere als neu – aber was bedeutet eine etwaige Übernahme von Hermes durch Alibaba für den deutschen E-Commerce?

Mitte 2018 ließ die Otto Group vernehmen, dass man auf der Suche nach einem „großen strategischen Partner“ für Hermes sei. Die Paketzustellung in den größten E-Commerce-Märkten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, der 2010 gegründete E-Commerce-Service-Dienstleister Hermes Nextec, das 2014 entstandene Berliner Same-Day-Delivery-Start-up-Unternehmen Liefery sowie der internationale Versandlogistiker Borderguru stünden für eine Beteiligung zur Disposition. 

Schon bei der Ankündigung schlugen die Spekulationen über mögliche Käufer hoch, vor allem der Name Alibaba fiel immer wieder. Dann war lange nichts mehr zum Hermes-Verkauf zu hören. Mitte November wollte nun Wortfilter aus „gut informierten Kreisen“ gehört haben, dass die Verkaufsverhandlungen mittlerweile sehr fortgeschritten seien – und dass zwei Kaufinteressenten die größten Aussichten hätten, nämlich der US-Logistiker FedEx, und: Alibaba. Angeblich sollen dazu diese Woche neue Informationen bekannt werden, so Steiers ungenannte Quelle. 

Alibaba schraubt an einem Logistik-Netzwerk – ähnlich wie Amazon

Dass Hermes für Alibaba ein interessantes Investitionsobjekt wäre, ist keine Raketenwissenschaft. Schließlich bahnt sich ein Angriff des chinesischen E-Commerce-Riesen auf den europäischen Markt schon länger an. Im Februar hat Alibaba angekündigt, am belgischen Flughafen Lüttich ein gigantisches Logistikzentrum auf einer Fläche von mehr als 220.000 Quadratmetern einzurichten, 75 Millionen Euro wird der Logistik-Hub kosten.

Lüttich ist ein weiterer Baustein für Alibabas weltumspannenden Logistik-Plan: Geschaffen werden soll ein System, mit dem Pakete innerhalb von maximal drei Tagen an jeden Punkt der Werde geliefert werden können. Vergleichbare Stützpunkte wie in Lüttich stehen bereits in China, Malaysia und Ruanda, ein weiterer soll in Bulgarien entstehen.

Zusätzlich zu den großen Zentren baut Alibaba – von der Branche weitgehend unbemerkt – auch immer mehr kleinere Logistikflächen in Europa. Funfact: Die fieberhafte Bautätigkeit erinnert stark an die Logistik-Investitionen Amazons, das Deutschland mit einem immer dichteren Netz aus Logistikzentren, Sortierzentren und Verteilzentren überzieht.

Wer übernimmt die letzte Meile für Alibaba?

Was Alibaba für die ehrgeizigen Pläne zur weltweiten 3-Tage-Lieferung noch fehlt, ist eine Lösung für die letzte Meile. Die Pakete müssen ja schließlich von den Logistikzentren zum Kunden gelangen. In China hat Alibaba bereits gezeigt, wie es strategisch mit dem Problem umgehen könnte – und in diverese lokal eKEP-Dienstleister wie STO Express, ZTO Express, YTO Express oder Best ein investiert und alle an die hauseigene Logistik-Plattform Caininao angebunden.

Ähnliche strategische Investments in KEP-Dienstleister rund um den Globus würden also ins Bild passen – und an dieser Stelle wird Hermes mit seiner starken Präsenz in Deutschland, vor allem aber in Großbritannien, Frankreich und anderen europäischen Ländern hochinteressant für Alibaba. 

Zudem sind sich die beiden Unternehmen bereits bekannt: Seit 2016 partnert die Hermes-Tochter Border Guru mit Alibaba. Für Cainiao managt die BorderGuru GmbH im Hermes-Verbund die gesamte logistische Abwicklung des Cross-Border-Versands für Kunden aus Europa in Richtung des boomenden chinesischen Marktes. Da ist es nicht gerade weit hergeholt, auch über eine Partnerschaft in die Gegenrichtung nachzudenken. 

Bildquelle: © unsplash.com/ Marten Bjork

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