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Mobile Commerce: Zahlen und Fakten

Prognosen, Umfragen und Studien: Zahlen zur aktuellen Bedeutung des Mobile Commerce in Deutschland sind meist sehr unscharf. Umso bemerkenswerter sind die Fakten, die wir in der dritten Ausgabe von Shopanbieter to go vorgestellt haben. Erstmals haben nämlich die Preissuchmaschine Idealo und der Online-Marktplatz Rakuten Einblick in ihre Traffic-Daten und den Anteil ihrer mobilen Besucher gewährt. Die Ergebnisse sind verblüffend. Nur so viel vorab: Online-Händler, die ihren Shop noch nicht für Smartphones und Tablet-PCs optimiert haben, sollten dies nachholen. Schleunigst!

Dass Mobile Commerce eines der wichtigsten Themen der Zukunft ist, hören Onlinehändler schon seit mehreren Jahren auf sämtlichen Branchen-Messen und Kongressen. Wann diese Zukunft jedoch zur Gegenwart werden würde, da sind sich die Experten uneinig. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick in die Vergangenheit. Im August 2009, eigentlich ja noch nicht so lange her, entwarf der ECC Köln drei unterschiedliche Szenarien, wie sich der M-Commerce bis zum Jahr 2014 entwickeln könnte:

Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
Smartphone-Käufer 20 % 50 % 80 %
Pro-Kopf-Ausgaben 60 Euro 70 Euro 90 Euro
Marktvolumen 300 Mio. Euro 920 Mio. Euro 1,8 Mrd. Euro

Quelle: ECC Köln

Die Experten gingen in ihrem Szenarienentwurf davon aus, dass im Jahr 2014 25 Millionen Deutsche ein Smartphone nutzen. Im optimistischsten Szenario ergab sich somit für dieses Jahr ein Mobile-Commerce-Marktvolumen von 1,8 Mrd. Euro.

Tablet-PCs haben Siegeszug des Mobile Commerce beschleunigt

Die Wirklichkeit hat die Prognosen der Experten deutlich übertroffen. So besitzen aktuell nicht 25 Millionen, sondern 40 Millionen Deutsche ein Smartphone. Noch viel wichtiger aber: Im Jahr 2010, also kurz nach der Veröffentlichung der Studie, stellte Apple das erste iPad vor und läutete damit den Siegeszug der Tablet-PCs ein. Und diese kommen aktuell auf eine Verbreitung von 24 Millionen in Deutschland. So ergibt sich, dass aktuelle Studien davon ausgehen, dass in diesem Jahr nicht 1,8 Mrd. Euro im M-Commerce umgesetzt werden, sondern 6,6 Mrd. Euro!

Aussagekräftiger als Studien und Prognosen sind grundsätzlich nachprüfbare Fakten. Und solche Fakten finden Online-Händler in der dritten Ausgabe von shopanbieter to go. Hier haben Idealo und Rakuten verraten, wie sich die mobile Nutzung ihrer Web-Portale in den letzten Jahren entwickelt hat. Idealo ist mit rund 10 Millionen Besuchern monatlich die beliebteste Preissuchmaschine in Deutschland. Rakuten bietet auf seiner Plattform mehr als 24 Millionen Produkte von über 7.000 aktiven Händlern an und zählt somit zu den größten Online-Marktplätzen in Deutschland.

Jeder dritte Besucher nutzt mobilen Internetzugang

Bildnachweis: alice_photo / fotalia.com

Laut der Daten, die in der shopanbieter to go veröffentlich wurden, kommt Rakuten aktuell auf einen mobilen Nutzungsanteil von 35 %. Bemerkenswert ist dabei nicht nur der momentane Wert, sondern auch die rasante Entwicklung. Vor einem Jahr lag die mobile Nutzung nämlich noch bei 19 %, vor zwei Jahren sogar nur bei 10 %. Um sich diese Daten noch einmal vor Augen zu führen: Mehr als jeder dritte Besucher ruft Rakuten mit einem Tablet oder Smartphone-PC auf! Hätte Rakuten sein Webportal nicht für die mobile Nutzung optimiert, würden viele der Besucher sofort wieder abspringen! Oder gar nicht erst kommen – schließlich gilt die Mobile Usability auch als Ranking-Faktor bei Google.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Idealo ab. Hier liegt die mobile Nutzungsrate aktuell bei 31,1 %. Im Vorjahr betrug diese 22,4 %. Bei Idealo und Rakuten verteilt sich die mobile Nutzung jeweils zu rund 60 % auf Smartphones und 40 % auf Tablet-PCs.

Die Kerndaten zum Shoppingverhalten per Smartphone hat intelliAd in dieser Infografik zusammengefasst.

Auswertungen von intelliAd Media von über eine Million-Onlinekäufen zwischen dem 15.1. und dem 15.4. 2015 in vier Branchen ergaben, dass Zugriffe allein über Smartphones im Schnitt für 21 % des Traffics der betrachteten Shops verantwortlich waren.

Schlechtere Conversion Rate bei Tablets und Smartphones

Die mobilen Nutzer tragen bei beiden Portalen – und glaubt man den intelliAd-Daten auch generell in Onlineshops – also bereits erheblichen zum Gesamt-Traffic bei. Doch wie sieht es in punkto Umsatz aus? Hierzu veröffentlicht Rakuten zwar keine Daten, wohl aber zu den durchschnittlichen Conversion Rates. Diese liegen bei Tablet-PCs und Smartphones deutlich unter der von Besuchern mit Desktop-PCs. Nimmt man den Desktop als Maßstab mit dem Faktor 100 %, liegt der Tablet-PC bei 68 % und das Smartphone bei 41 %.

Laut intelliAd-Zahlen waren Smartphones nur für 9 % der Käufe verantwortlich – bei 21% Trafficanteil ein mageres Ergebnis. Oft wird der Kauf mit dem Smartphone also nur vorbereitet, aber nicht abgeschlossen. Der Grund hierfür dürfte oft in der Beschränkung durch die kleinen Bildschirme liegen: Nach wie vor ist das Kauferlebnis per mobiler Geräte meist deutlich schlechter, als per PC oder Tablet.

Und so maß intelliAd Media in obengenannter Untersuchung (Link siehe Tabelle/Infografik) eine durchschnittliche Conversion Rate per Smartphone von nur 2 % (gegenüber 5,2 % am PC und 3,7 % am Tablet). Allerdings: Innerhalb der betrachteten Branchen gab es hier enorme Unterschiede, sie variierten zwischen „unterirdisch“ (0,4 % bei Luxusmode bzw. 0,7 % bei Elektronik sowie Inneneinrichtung) bis großartig (Online-Apotheken mit 5,8):

Shopping via Smartphone: Vier Branchen im Vergleich

Apotheke

Fashion

Printprodukte

Interior

Durchschnitt

Conversion
Rate

5,8%

1,8%

2,7%

0,7%

2,0%

Anteil
Conversions

4%

3%

12%

7%

9%

Anteil
Traffic

9%

11%

13%

18%

21%

Kaufgeschwindigkeit*

55 h

141 h

71 h

106 h

121 h

Quelle: IntelliAd Media, Customer-Journey-Analyse. Untersucht wurden über eine Million-Onlinekäufe zwischen dem 15.1. und dem 15.4. 2015.
*durchschnittliche Dauer in Stunden vom Erstkontakt bis zum abgeschlossenen Kauf (pro User)

Dass der Tablet-PC von vielen zunehmend als vollwertiger Ersatz für das Notebook oder den PC zuhause genutzt wird, zeigt auch eine weitere Statistik von Idealo. Die Preissuchmaschine hat nämlich die Verteilung der Zugriffe über Desktop-PCs, Tablet-PCs und Smartphones über eine Woche verteilt visuell dargestellt. Während an Arbeitstagen der Desktop-PC vor dem Smartphone und dem Tablet-PC liegt, dreht sich das Verhältnis am Wochenende. Hier liegt der Tablet-PC vor dem Smartphone. Der Desktop-PC liegt nur auf Platz 3. Besonders deutlich führt der Tablet-PC an Sonntagen, wenn viele Internetnutzer zuhause sind.

Bei Smartphones dagegen verteilen sich die Käufe relativ konstant über die Wochen, wenngleich auch hier der Sonntag etwas stärker ist. Dies liegt vermutlich daran, dass Smartphones generell noch immer mehr zur Recherche genutzt werden – der eigentliche Kauf erfolgt dann oft per PC. Oder eben auch per Tablet vom Sofa aus.

Mobile Commerce ist nicht immer mobil

Dass Tablet-PCs überwiegend zuhause genutzt werden, belegt auch eine weitere Idealo-Statistik. So hat Idealo die Verteilung der Nutzung nach Uhrzeit analysiert. Zu den klassischen Bürozeiten, also zwischen 8 Uhr und 17.30 Uhr liegt der Desktop-PC auf Platz ein. Ab dann ändert sich die Nutzungsverteilung völlig. Der Desktop-PC rauscht ab auf Platz 3, das Smartphone sichert sich den zweiten Platz und der Tablet-PC liegt deutlich an der Spitze. Die Hauptnutzung von Idealo findet zwischen 19 Uhr und 22 Uhr statt. Und die meisten Besucher nutzen die Preissuchmaschine in dieser Zeit per iPad und Co!

Interessant dürfte für Online-Händler noch eine weitere Zahl sein. Und zwar hat Idealo ermittelt, welche zehn Kategorien besonders häufig mit einem Mobilgerät aufgerufen werden. Dies dürfte ein Indiz dafür sein, welche Sortimente mobile Internetnutzer besonders ansprechen. Shops mit diesen Produkten sollten deshalb noch dringender als alle anderen für die mobile Nutzung optimiert werden. Und so sieht die Top-10-Liste von Idealo aus:

  1. Smartphones: 27 % mobile Aufrufe
  2. LCD-Fernseher: 18 %
  3. Tablet-PCs: 12 %
  4. Sneakers: 9 %
  5. Notebooks: 8 %
  6. Kühlschränke: 6 %
  7. Laufschuhe: 6 %
  8. Parfüm: 5 %
  9. Grills: 5 %
  10. Spiegelreflexkameras: 5 %.

Die mobilen Internetnutzer vergleichen also besonders gerne die Preise von technischen Geräten – aber nicht nur diese. Fest steht jedenfalls, dass alle Shop-Betreiber den rasanten Anstieg des Mobile Commerce registrieren und falls nötig reagieren sollten. Denn spätestens die stark variierenden Konversionsraten beim Smartphone zeigen sehr deutlich: Richtig aufgestellt lässt sich mobil viel mehr erreichen!

Wie Online-Händler ihre Shops auf den Siegeszug des M-Commerce vorbereiten können, zeigt die dritten Ausgabe von shopanbieter to go – dem kostenlosen Praxis-Magazin für Onlinehändler und E-Commerce-Manager. Dort werden auch viele weitere spannende Fakten zur mobilen Nutzung von idealo und Rakuten veröffentlicht.

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