Site icon Blog für den Onlinehandel

idealos Direktkauf-Funktion unter die Lupe genommen

Bereits im Sommer letzten Jahres berichteten wir, dass idealo scheinbar mit einer Marktplatzfunktion für deren Preisvergleichsportal liebäugelt. Auch wenn damals bereits klar war, dass idealo es durchaus ernst damit meint, wurde dies von Deutschlands führendem Preisvergleicher seinerzeit noch als nur einer von mehreren ständigen Tests abgewiegelt, um Händler künftig noch besser unterstützen zu können. Anfang der Woche hat idealo nun zwar keinen Marktplatz, jedoch eine Direktkauf-Funktion, für alle ihre knapp 35.000 Händler geöffnet.

idealo Direktkauf bald wichtiger Marketingkanal?

Endverbraucher werden dann bei Produkten teilnehmender Händler bei Interesse nicht mehr in die Händler-Shops geleitet werden, sondern können das Produkt direkt in idealo beim Händler kaufen.

Dies bedeutet auch, dass etwaige CPC wegfallen und an deren Stelle ein CPO fällig wird. Besonders interessant für Händler: Dieser CPO wird natürlich, im Gegensatz zu den CPC, nur fällig wenn tatsächlich ein Kauf stattfindet.

Für Online-Händler könnte sich idealos Direktkauf, auch da sehr gut kalkulierbar, als sehr gute Marketingalternative entwickeln. Dies wird man letztlich vor allem an zwei Punkten festmachen können:

  1. Höhe der Verkaufsgebühren
  2. Komplexität in der Abwicklung

Wichtig wird u.a. sein, dass die Produktdatenanlieferung für die Händler möglichst einfach sein muss. Würde man hier Amazon als Vergleich heranziehen, dürfte dies jedoch nicht weiter schwer fallen. Jeder Amazon Marketplace-Händler wird bestätigen, wie umständlich und aufwendig es ist, seine Produkte auf Amazon feil zu bieten.

Hinsichtlich der Verkaufsprovision bewegt sich idealo, zumindest in der aktuellen erweiterten Betaphase, in moderaten Bereichen im einstelligen Prozentbereich.

Patrick Lohmeier, Unternehmenssprecher von idealo, erläutert hierzu:

Die Abrechnung erfolgt nach CPO (cost per order). Die Gebühr ist dabei abhängig von der angebotenen Warenkategorie und dem Wert der Ware und wird für jeden teilnehmenden Händler individuell ermittelt. Es handelt sich immer um einen Prozentsatz des Warenwerts ohne Grundgebühr.

Hinzu kommen, wie für den eigenen Onlineshop auch, die Paymentkosten. idealo bietet für die Zahlung „nur“ die technische Schnittstelle, jedoch keine Treuhandfunktion bzw. Paymentservice. Die Zahlung – egal ob via PayPal oder Kreditkarte – geht also direkt auf das PayPal- oder KK-Konto des Händlers. Entsprechend trägt der Händler auch eventuelle Gebühren, die für ihn genau so wie bei einem traditionellen Zahlungsweg über seine eigene Webseite anfallen würden.

Ein Wermutstropfen hierbei ist jedoch ganz klar: die Verkaufsprovision wird bei Retouren derzeit nicht zurückerstattet. Hier darf man gespannt sein, ob idealo dies dauerhaft durchhalten kann.

Man stelle sich nur mal vor, was Modehändler dazu sagen werden. Aber auch jedem anderen Händler – geht man von einer durchschnittlichen Retourenquote im E-Commerce von sieben Prozent aus – tut das weh. Es hängt aber letztlich auch ein Stück weit von der Höhe der Verkaufsgebühren ab.

Erfolgshemmend wirkt sich aktuell noch aus, dass mit PayPal und Kreditkarte (MasterCard und VISA) derzeit nur zwei Zahlarten angeboten werden. Wie Lohmeier versichert, ist jedoch geplant, alle gängigen Zahlungsarten wie Vorkasse, Sofortüberweisung, Lastschrift, per Nachnahme und auf Rechnung bis Ende des Jahres zu integrieren.

Generell bekräftigt Lohmeier im Gespräch, dass sich idealos Direktkauf nach wie vor in der Testphase befindet und noch nichts in Stein gemeißelt sei.

idealo schon lange kein reiner Preisvergleicher mehr

Auffallend ist, dass idealo schon seit längerem kein reines Preisvergleichsportal mehr ist, sondern sich anscheinend mehr und mehr als erste Anlaufstelle für die Produktsuche positionieren möchte.

Etwas anderes bleibt ihnen aber auch gar nicht übrig. Ist Amazon doch schon längst erste Wahl, wenn Käufer nach Produkten suchen. Gleichzeitig versucht Google schon seit längerem Preisvergleichern das Wasser abzugraben bzw. deren Google Shopping und andere vergleichende Dienste in den Vordergrund zu rücken.

Bisher setzt idealo das für mein Empfinden auch recht geschickt um, indem sie bspw. auf einer guten Produktdaten-Basis mächtige Filterfunktionen anflanschen und so zur Online-Produktberatung mutieren.

Oder wie Alexander Hofmann, Geschäftsführer der HOWADO GmbH, in einem Blogkommentar feststellt: „Keine Preissuchmaschine hat eine vergleichbar ausgereifte und daten-mächtige Filterfunktion. Google und ebenso Amazon können dies auf die Schnelle niemals annähernd kopieren oder integrieren.

Als Praxisbeispiel führt Hofmann die aussagekräftige Suche nach einem Notebook an: 15,6″, mit Nummernblock, mattes Display (Arbeit auf Terrasse), Full-HD Auflösung, einmal bei idealo und einmal bei Amazon. Hier biete nur idealo einen schlüssigen Ansatz, bei dem man ca. 40 Notebooks finde und sich dann konkret zwischen diesen (z.B. anhand der Prozessorleistung) entscheiden könne. Amazon und auch Google würden laut Einschätzung von Hofmann hier versagen.

Gleichzeitig bietet idealo, bereits seit längerem, Endkunden auch eine Produktberatung via Live-Chat an und hat Testberichte auf seinem Portal integriert.

Die Einführung einer Direktkauf-Funktion untermauert die Möglichkeit, den Kunden noch enger an sich zu binden.

Fazit: Als Börsianer, der ich nicht bin, würde ich sagen, idealos Direktkauf ist eine klare Kaufempfehlung, gehört zumindest auf die Watchliste. Derzeit sehe ich keinen Grund für Online-Händler dies nicht zu testen. Keinen Sinn macht es möglicherweise, wenn man den Aufwand scheut, für Sortimente, die bei idealo noch nicht wirklich gut vertreten sind, wie Schuhe oder Mode.

Exit mobile version