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Barzahlen liefert stationären Händlern neue Kunden aus dem Internet frei Haus

Der neue Zahlungsanbieter Barzahlen hat es sich zum Ziel gesetzt, Kunden das Online-Shopping mit Bargeld zu ermöglichen und beschert dabei ganz nebenbei Einzelhändlern zusätzliche Kunden in den Filialen.

Mit Barzahlen erhält der Kunde bei Bestellabschluss im Online-Shop einen Zahlschein, den er sich ausdruckt und mit zu einem Einzelhandelspartner von Barzahlen nimmt. Dort wird der Zahlschein an der Kasse gescannt und der Kunde zahlt seinen Einkauf in bar. Die Kasse überträgt die Zahlungsbestätigung in Echtzeit an den Online-Shop, der die Ware daraufhin sofort versenden kann. Der positive Nebeneffekt dieses Verfahrens – und vermutlich der Grund warum große Filialisten wie die dm-drogerie märkte Barzahlen-Partner sind – sind Kunden von verschiedensten Online-Shops in den Filialen, die direkt vor Ort vom Sortiment des Einzelhändlers überzeugt werden können.

Aktuelle Barzahlen-Partner sind die dm-drogerie markt GmbH, sowie in einem Pilotprojekt die Berliner Filialen von mobilcom-debitel. Gerade erstere sind bisher nicht für ausgedehnte E-Commerce-Aktivitäten bekannt. Erst kürzlich kündigte dm die Partnerschaft mit Amazon, wo dm seine Eigenmarken online vertrieb. Als Grund wird das Nicht-Erreichen der Umsatzerwartung angeführt. Der Webshop mache kaum mehr als eine durchschnittliche Filiale.

Weitere E-Commerce-Pläne stehen bei dm laut Aussage der Geschäftsführung nicht an. Der Drogerist sieht die Zukunft des Handels mit Drogerieprodukten nicht online. Geschäftsführer Erich Harsch betonte, die Kooperation mit Amazon sei ein Versuch gewesen, die Kunden zu erreichen, die nicht in die Filialen kommen.

Mit Barzahlen erprobt die Drogeriemarktkette nun einen neuen Weg, Kunden online abzuholen und in die Filialen zu locken. Ein Modell, das messbar ist und über die Zahl der angebundenen Online-Shops sehr gut skalierbar.

Aktuell bieten etwa 150 Online-Shops Barzahlen an. Mit dabei sind u.a. hitmeister.de, netzoptiker.de, tausendkind.de, fashioforhome.de und schiesser.de. Weitere Branchen-Größen stehen laut Barzahlen-Geschäftsführer Florian Swoboda in den Startlöchern. Swoboda betonte dabei: „Barzahlen wird sowohl kunden- als auch händlerseitig sehr gut angenommen. In den nächsten Monaten werden zahlreiche weitere Shops angebunden, darunter auch einige sehr bekannte Marken“.

Retouren werden auf dem gleichen Weg abgewickelt wie Einzahlungen. Der Kunde schickt sein Produkt zurück an den Online-Shop, dieser prüft die Ware und gibt die Auszahlung frei. Der Kunde bekommt daraufhin einen Auszahlschein, den er sich vor Ort im Markt auszahlen lassen kann. Der zweite Kundenkontakt am POS, bei dem der Kunde auch noch Geld ausgezahlt bekommt, dürfte für den Einzelhändler noch lukrativer sein, da das Hemmnis für den Kunden, das Geld gleich neu zu investieren, relativ gering sein dürfte.

Das Potential für Bargeldzahlungen im Online-Handel scheint gegeben. Noch immer ist Bargeld das meistgenutzte Zahlungsmittel der Deutschen. Die Deutsche Bundesbank erhebt, dass 82% aller Transaktionen mit Bargeld abgewickelt werden. Die Kreditkarte – anderswo offline, wie online ein beliebtes Zahlungsmittel – besitzen hierzulande nur 33% der Bevölkerung.

Barzahlen adressiert Menschen die oft und vielleicht sogar gerne mit Bargeld zahlen. Für Barzahlen ist weder eine Registrierung, noch eine Kreditkarte oder Online-Banking notwendig. Das System richtet sich laut Aussage von Barzahlen an Kunden, die aus Sicherheitsbedenken nicht online einkaufen wollen, weil Ihnen die angebotenen Zahlungsarten zu unsicher erscheinen, und an Kunden, die online nicht einkaufen können, weil sie nicht über Kreditkarte oder Online-Banking verfügen. Mit Barzahlen müssen online logischerweise keine sensiblen Finanzdaten angegeben werden und der Kunde lebt in dem sicheren Gefühl, ohne Betrugsrisiko einkaufen zu können. Er zahlt dann wie aus dem alltäglichen Leben gewohnt an einer Kasse vor Ort in aktuell etwas über 1.400 Filialen deutschlandweit.

Auch Erweiterungsmöglichkeiten zur mobilen Nutzung sind gegeben. Schon jetzt gibt es alternativ zur gedruckten Variante des Zahlscheins die Möglichkeit, sich einen Zahlcode per herkömmlicher SMS auf das Handy schicken zu lassen. Der Code wird dann vor Ort an der Kasse eingegeben. In Zukunft sind hier auch NFC-Lösungen direkt am POS denkbar, die dann z.B. direkt über eine App realisiert werden könnten.

Laut Barzahlen liegt der Fokus derzeit allerdings eher auf der Gewinnung neuer Einzelhandelspartner. In 2013 sollen noch zwei weitere Partner hinzukommen. Branchengerüchten nach, soll mindestens ein Supermarkt darunter sein. Zudem steht laut Barzahlen die Internationalisierung des Geschäftsmodells an. Kurzfristiges Kernthema ist jedoch aktuell die Etablierung auf dem deutschen Markt. Dazu sollen vor allem noch zahlreiche weitere Online-Shops von Barzahlen überzeugt werden.

Die Chancen des jungen Berliner Unternehmens dafür stehen gar nicht schlecht, bietet Barzahlen Online-Händlern doch tatsächlich die Chance, die Abbrecher zu monetarisieren, die vor Zahlungen online generell zurückschrecken. Bargeld ist eine Partizipationsmöglichkeit am E-Commerce, die die Angst vor dem Online-Einkauf nimmt und dürfte als sinnvolle Ergänzung des Online-Zahlungsportfolios einige Neukunden erreichen.

Es wird allemal spannend zu sehen, ob sich Barzahlen etablieren kann. Und inwiefern es stationären Händlern neue Kunden aus dem Internet in die Geschäfte für Zusatzkäufe spülen wird.

Wir bleiben dran.

Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft. Ergänzt werden diese ausführlichen Artikel von kürzeren Nachrichtensplittern.

Denn wir glauben an den stationären Handel. Er muss nur endlich aus den Puschen (und das meinen wir so!) kommen und das Internet nicht als Gefahr sondern als auch Chance verstehen. Wichtiger Impulsgeber sind hierfür möglicherweise die unter „Local Heroes“ vorgestellten Unternehmen und Ideen.

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