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Local Heroes: EP-Fachhändler bieten online Services statt Waren an

Bei den Handelsketten im Elektronikbereich heißt das Zauberwort ganz klar „Multichannel“: Media-Saturn hat sich mit Online-Warenverfügbarkeiten und Pick-up-Möglichkeiten Anfang 2012 bekanntermaßen als Multichannel-Händler neu aufgestellt und auch die Verbundgruppen Euronics und Expert verfolgen Mehrkanal-Strategien, mit welchen sie die Filialen vor Ort mit einem zentralen Onlineshop zu verbinden suchen. Electronic Partner (EP), mit deutschlandweit mehr als 700 Markenhändlern und einem Innenumsatz von 1,6 Milliarden Euro in 2011 eine der größten Elektronikketten, verweigert sich allerdings dem Multichannel-Trend: Der zentral geführte „Netstore“ wurde nach Konflikten mit den Partnern 2010 wieder geschlossen. Seitdem gilt für das Online-Geschäft das Diktum von EP-Vorstandssprecher Jörg Ehmer, wonach man erst dann zu einem erneuten Engagement im Onlinehandel bereit sei, wenn sich eine sowohl wirtschaftlich wie auch unternehmensstrategisch nachhaltige Lösung erkennen lasse.

Dennoch sieht sich EP nicht als Online-Verweigerer. Die Verbundgruppe betrachtet ihre Homepage als wichtigen Informations- und Beratungskanal und legt großen Wert auf einen informativen Facebook-Auftritt, wo EP inzwischen über mehr als 30.000 Fans verfügt. Den bisher interessantesten Schritt hin zu einer eigenständigen Online-Strategie hat die Handelskette jetzt mit dem Start des Service-Portals Plusanschluss.de gemacht. Für sieben Warengruppen – von Waschmaschine und Herd bis zu Telefonanlage und Computer – werden dort zu Festpreisen die Service-Pakete „Pur“, „Basic“ und „Plus“ angeboten. Ausgehend vom namengebenden Erstanschluss umfassend diese Dienstleistungspakete die in der jeweiligen Warengruppe am häufigsten nachgefragten Einstiegs-Services. Kunden können auf Plusanschluss.de das für sie relevante Dienstleistungspaket auswählen, ihre Adressdaten, Terminwünsche sowie Details zu dem im Mittelpunkt stehenden Produkt eingeben und werden dann von einem EP-Partner in ihrer Nähe kontaktiert. Mit Plusanschluss.de hat sich EP dazu entschieden, zunächst nicht sein Warenangebot online zu vermarkten – gerade im Elektronik-Bereich ist die Wettbewerbsdichte im Netz ohnehin bereits sehr hoch – sondern die Service-Kompetenz seiner Fachhändler im Internet in Produktform anzubieten.

Beratung und Dienstleistungskompetenz spielt für die Positionierung des EP-Fachhandels eine wesentliche Rolle

Service-Pakete als Einstiegspunkt ins Kundengeschäft

„Das Konzept ist keine Alternative zu einem Webauftritt mit Versandfunktion“, stellt EP-Chef Jörg Ehmer klar, „sondern ein weiteres Angebot für unsere Mitglieder, die Möglichkeiten des Internets ihrer Profilierung entsprechend zu nutzen.“ Schließlich sei der Service die klare Stärke der Fachhandelsmitglieder von EP. „Plusanschluss.de gibt ihnen die Möglichkeit, diese Stärke auf einem neuen, zeitgemäßen Weg zu vermarkten“, so Ehmer.

Plusanschluss.de bietet zu sieben Produktkategorien Standard-Dienstleistungen

Keine einfache Aufgabe für die Verbundgruppe war es, die von der Ausrichtung bis zur Preisgestaltung sehr unterschiedlich auftretenden EP-Fachhändler auf gemeinsame Pauschalangebote zu verpflichten. „Wir haben unsere Mitglieder in die Definition der Leistungen und Preise frühzeitig eingebunden“, berichtet Ehmer. Als Resultat dieser gemeinsamen Anstrengung kann die Verbundgruppe bereits zum Start von Plusanschluss mit „mehreren Hundert“ angemeldeten Händlern aufwarten. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Argument, dass Plusanschluss.de für die Fachhändler im Geschäft mit den Kunden vor allem einen Einstiegspunkt bieten soll: „Zu Festpreisen vermarktet wird nur eine dreistufig aufgebaute Basisleistung, auch um die Webseite möglichst einfach halten zu können“, berichtet EP-Chef Ehmer. „Plusanschluss.de lässt somit die Möglichkeit offen, bei komplexeren Anforderungen individuelle Absprachen nach Stundenaufwand zu treffen.“ Was die Teilnahmekonditionen betrifft, setzt EP mit dem Serviceportal auf ein Provisionsmodell: Während für die Registrierung keine Kosten erhoben werden und auch auf eine monatliche Grundgebühr verzichtet wird, fällt bei Auftragsvermittlung eine Provision an, die das Portal refinanzieren soll.

Ausbau des Serviceportals möglich

Vieles wird nun daran liegen, wie gut es EP gelingt, Plusanschluss.de im Bewusstsein der Kunden zu verankern. Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele. So könnte Plusanschluss.de sowohl für Online-Kunden, die ein günstiges Gerät ohne Anschlussservice gekauft haben, relevant sein, wie auch für Käufer von Gebrauchtgeräten oder bei Umzügen. Dennoch ist das neu gestartete Portal kein Selbstläufer. Auf die Markenbekanntheit von EP verzichtet Plusanschluss.de und wie Ehmer ausdrücklich erklärt, wolle die Verbundgruppe lieber „organisch langfristigen Traffic aufbauen als kurzfristig Klicks zu kaufen“. Dennoch wird die erzielte Reichweite für den Erfolg von Plusanschluss.de eine wesentliche Rolle spielen.

Jörg Ehmer ist Sprecher der Geschäftsführenden Direktoren von EP

Im Erfolgsfall soll das Service-Portal weiter ausgebaut werden. Dabei sind verschiedene Szenarien denkbar. „Aktuell geht es für alle Beteiligten erst einmal darum, Erfahrung mit dieser neuen Vermarktungsmöglichkeit sammeln“, erklärt Ehmer. „Wir konzentrieren uns auf die Anschlussleistung, können uns aber durchaus vorstellen, das Angebot auszuweiten und andere Leistungen über ein Internetportal zu vermitteln.“ Obwohl Plusanschluss.de formal nicht von EP sondern von der neugegründeten Plusanschluss GmbH betrieben wird, ist eine Öffnung der Service-Plattform dagegen nicht geplant: „Zurzeit ist die Teilnahme lediglich für Fachhändler innerhalb der Verbundgruppe Electronic Partner vorgesehen“, so Ehmer. Schade eigentlich, denn aus Kundensicht würde die Einbindung von unabhängigen Händlern bzw. Mitgliedern anderer Verbünde durchaus Sinn machen.

Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.

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