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Otto will Marktplatzpartner ab Frühling 2020 automatisiert anbinden

Seit die Otto Group ihre Öffnung zum Marktplatz verkündet hat, scharrt die Branche mit den Hufen: Wann startet der Marktplatz, den Branchenbeobachter regelmäßig als einzigen deutschen Amazon-Konkurrenten einstufen, denn endlich so richtig durch? Bisher hieß es Hamburg dazu immer reichlich unkonkret wieder: Wir arbeiten dran. Doch jetzt scheinen die Marktplatz-Pläne tatsächlich voranzukommen. Darauf weist eine Passage in der Pressemeldung zum Weihnachtsgeschäft hin. shopanbieter.de hat bei Otto nachgefragt.

Otto hat ein, für sich, beachtliches Weihnachtsgeschäft hingelegt: Um sechs Prozent stieg der Umsatz im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft 2018 – so hohe Wachstumsraten hat Otto schon lange nicht mehr realisiert. Mitten in den Jubelarien der Pressemitteilung versteckte sich allerdings ein spannendes Zitat von Ottos Markeing-Vorstand Marc Opelt: „„2020 werden sich neue Partner automatisiert im Self-Service anbinden. Damit finden unsere Kund*innen in Zukunft noch mehr Produkte auf otto.de.“

Moment mal: Automatisierte Anbindung? An einen Marktplatz, dem Händler bislang vor allem die unendlich langen Onboarding-Zeiten und die ausufernde Warteliste für willige Partner vorwerfen? Auf Nachfrage von shopanbieter.de bestätigt die Otto-Pressestelle:

„Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an der automatisierten Anbindung für Partner an otto.de, das Thema hat nach wie vor oberste Priorität auf unserem Weg zur Plattform. Geplant ist, dass sich Partner ab Frühling 2020 automatisiert und damit bequemer und deutlich schneller als bisher anbinden können – dann wird OTTO ihnen die Technologie dafür zur Verfügung stellen.“

Wie diese automatisierte Anbindung konkret aussehen soll, welche Voraussetzungen Partner dafür erfüllen müssen und ob Otto auch dann noch bei der Partnerauswahl so wählerisch ist wie bisher, das ließ die Otto-Sprecherin offen. Partner, die Artikel aus den Sortimentsbereichen Einrichten & Wohnen, Fashion & Lifestyle sowie Technik anbieten, sollen aber bevorzugt angebunden werden, um Ottos Stellung als Plattform für Home & Living weiter zu stärken. 

Marktplatz-affine Ex-Amazonians für den Vorstand

Immerhin: Die Ankündigung der automatisierten Anbindung für Partner zum Frühjahr 2020 ist ein erstes konkretes Anzeichen dafür, dass Otto seinen Marktplatz mit Verve vorantreibt. Dafür gab es vor allem personelle Hinweise: Seit Anfang Januar ist Bodo Kipper Bereichsvorstand des neuen Bereichs „Handel & Marktplatz“, bei dem der Plattformgedanke schon im Namen steckt.

Kipper ist zudem ein erfahrener Plattformer: Der Ex-Amazonian verantwortete zwischen 2008 und 2015 als Head of Merchant Service das gesamte Marktplatzgeschäft in Deutschland. Danach wechselte er als CEO zum Schweizer Marktplatz-Platzhirschen ricardo.ch. Und jetzt soll er also den Otto Marktplatz vorantreiben. 

Kurz vor Weihnachten wurde dann eine weitere spannende Otto-Personalie bekannt: Sergio Bucher wird zum 1. Februar 2020 als Vorstand Brands und Retail in Hamburg anfangen. Der Ibero-Schweizer gilt als bestens vernetzter Marken-Experte. Er hat in Führungspositionen bei Puma, Nike, Inditex und Cortefiel gearbeitet, zuletzt verantwortete er die Geschicke der britischen Mode-Kette Debenhams. Und auch in seinem Lebenslauf findet sich eine Amazon-Station: Zwischen 2013 und 2016 trieb er den Aufbau von Amazon Fashion in Europa voran.

Bei Otto wird er das Markenmanagement übernehmen – und dabei sicher eng mit Kipper zusammenarbeiten, schließlich sollen über den Marktplatz nicht nur Händler, sondern auch Markenhersteller angebunden werden. So arbeitet beispielsweise auch der Marktplatz der Otto-Tochter mytoys/mirapodo.

Kurz: Es tut sich was bei Otto. 2020 dürfte für die Hamburger – und für alle Online-Händler, die auf der Suche nach einer starken Amazon-Alternative sind – ein interessantes Jahr werden.

Bildquelle: Sergeybitos @ bigstockphoto

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