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Recap plentymarkets Online-Händler-Kongress 2015

Vergangenen Samstag war es wieder soweit – plentymarkets eröffnete die Veranstaltungssaison im E-Commerce und lud zum mittlerweile achten Mal nach Kassel. 1.600 Besucher kamen, mehr als 40 Vorträge wurden gehalten und 60 Aussteller aus dem gesamten Spektrum des Online-Handels boten ihre Leistungen feil. Den Anfang machten am Vortag eine Pressekonferenz und die von mir mit Spannung erwartete erste Zukunftskonferenz.

Die Pressekonferenz konnte gleich mit der Zahl des Tages aufwarten, als Geschäftsführer Steffen Griesel informierte, dass die plentymarkets-Händler im vergangenen Jahr 2,25 Mrd. Euro Umsatz über ihr System umgesetzt hatten. Der Großteil davon dürfte über angebundene Marktplätze, wie eBay und Amazon, zustande gekommen sein.

Ab Nachmittag ging es dann mit der ersten Zukunftskonferenz weiter. An und für sich ein spannendes Format, bei dem von den Teilnehmern wegweisende Themen für die Zukunft der plentymarkets-Händler in kleineren Workshops erarbeitet werden sollten. Idealerweise hätte plentymarkets diese Ergebnisse für die Weiterentwicklung ihres Systems nutzen können.

Wertvolle Erkenntnisse konnten die beiden moderierenden Geschäftsführer von plentymarkets, Jan und Steffen Griesel, aus der Konferenz sicherlich ziehen. Wenn auch anders, als wahrscheinlich erhofft. So war die Konferenz weniger wegweisend was mögliche Zukunftskonzepte für Online-Händler anbelangt, sondern mehr oder weniger ausschließlich, wo es aus Sicht der plentymarkets-Händler im System und der Kommunikation noch knirscht. Diese Beobachtung liess mich, als Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Veranstaltungstag, zum Schluss kommen: „Die Konferenz war mehr moderierte Therapiestunde, als dass es um Strategien und Konzepte ging.“

Wie ich bereits im Folgesatz ausführte, geht es mir dabei jedoch nicht darum diese Nöte zu bagatellisieren. Denn klar ist, für Händler ein voll- und möglichst stressfrei funktionierendes System überlebensnotwendig. Und die Lösung von bestehenden Systemproblemen dementsprechend wichtig.

Aber eines der größten Probleme von Online-Händlern ist doch, dass sie zwar verdammt hart arbeiten, sich aber jedoch meist ausschließlich im operativen Geschäft bewegen. Es gelingt Ihnen kaum, wenigstens für ein paar Stunden in der Woche den Kopf über Wasser zu halten, um sich Gedanken über Strategie und Zukunftskonzepte zu machen.

Und für diese Beobachtung, war der Ablauf der Zukunftskonferenz Paradebeispiel. So ging es nur in einem einzigen von immerhin fast zwanzig Workshops um Strategien oder Konzepte. In der folgenden Feedback- und Diskussionsrunde ging es dann aber nur noch um Systemfragen bzw. -anforderungen.

Ein aktueller Kommentar eines stationären IT-Händlers bei Kassenzone fasst das Dilemma bzw. die Tretmühle, in dem Händler stecken, gut zusammen: „Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen an alle noch verbliebenen Fachhändler da draussen – Die meisten von uns sind deshalb da weil wir vieles richtig gemacht haben in den vergangenen Jahren. Vieles ist nicht umkehrbar.

Wenn wir nur 50% der Kraft einsparen die wir aufbringen um uns über Tatsachen aufzuregen oder um irgendein früher gutes, aber jetzt überholtes Konzept zu retten…..und die gesparte Kraft lieber in neue Denkweisen investieren (auch wenn das mittelfristig bedeutet dass man vielleicht erstmal weitere Einbußen hinnehmen muss) ist schon viel geholfen. Einfach ists keinesfalls, merk ich selbst…aber Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.“

Die Podiumsdiskussion mit verschiedenen E-Commerce Experten und einem Händler verlief sehr einmütig. Selten habe ich eine solche Runde erlebt, in der alle letztlich gleicher Meinung waren. Henning Groß von der NetzKombyse meinte in seinem Recap dazu: „Zu meiner Überraschung wurden auf der großen Bühne ernste Worte an die Vielzahl der anwesenden Shopbetreiber gerichtet, etwas das man auf ähnlichen Veranstaltungen manchmal vermisst.“

Quelle: netzkombyse

Letztlich sehe ich persönlich die Frage nach einem Zukunftskonzept für Online-Händler nicht als unmöglich zu bewältigende Herausforderung. Es müssen vor allem erst einmal die Hausaufgaben gemacht werden. Nur kurz zusammengefasst und sicher nicht vollständig:

  1. Der genannte Umsatz von 2,25 Mrd. Euro bestätigt mir, dass viele plenty-Händler kein Umsatzproblem haben. Das Problem ist, dass sie kein Geld verdienen.
  2. Online-Händler müssen sich absolute Produktkompetenz aufbauen, sie müssen für ihre Produkte brennen und diese Begeisterung nach außen tragen. Unterm Strich – klare Positionierung notwendig.
  3. Besser Nische, als großes Sortiment. Ist auch nicht notwendig, da der Händler eine wichtige Filterfunktion übernimmt und nur die besten Produkte zu „seinem Thema“ bereits vorausgewählt anbietet. Da er seine Produktkompetenz unter Beweis bzw. nach Außen trägt sind die Besucher für die Vorselektion dankbar.
  4. Sich nicht von Marken abhängig machen. Spätestens wenn die Positionierung gelungen ist, auch unbekannte Marken (exklusiv), Zubehörartikel etc. einbinden und idealerweise auch Eigenmarken aufbauen. Wie das gelingt, werden wir übrigens in unserer, am 15. März erscheinenden, fünften Magazin-Ausgabe erläutern. Wie immer kostenlos. Also am Besten jetzt für unseren Newsletter anmelden und nichts mehr verpassen.
  5. Ganz wichtig – sich endlich auf die kaufmännischen Tugenden konzentrieren. Denn was aktuell im Bereich Controlling passiert ist ein Trauerspiel. Ein Online-Händler muss bspw. stets wissen, welche Produkte sich nach Abzug aller Kosten und Retouren überhaupt lohnen und in welchen Marketingkanälen diese funktionieren. Alles andere ist Geldverschwendung!Dazu gehört auch die laufende Wettbewerbs- und Marktanalyse. Das machen auch sehr viele Händler nicht. Die Folge: Sie verlangen entweder zu viel oder zu wenig. Zugegebenermaßen geht es bei unserem ersten, seit einer Woche im Betatest befindlichen, eigenen Tool auch nicht ganz zufällig darum, Online-Händlern kostengünstig (ab 29 Euro mtl.) eine Übersicht zu geben, wer ihr Wettbewerb ist und was die aktuellen Marktpreise zu ihren Produkten sind.
  6. Raus aus der operativen Tretmühle. Jede Woche mind. 2-3 Stunden für strategische Themen sollten genügen. Aber dazu habe ich in diesem Artikel schon genug gesagt.

Weitere Zusammenfassungen zum vergangenen Wochenende

http://geistreich78.info/ecommerce/plentymarkets-zukunftskonferenz-kummer-statt-visionen

http://netzkombyse.de/2015/03/01/plentymarkets-haendler-kongress-2015-die-angst-geht-um-im-e-commerce

http://www.effivendo.de/recap-zur-plentymarkets-konferenz-2015/

http://www.wortfilter.de/news15Q1/4853-plentymarkets-Die-Herren-Griesel-oeffnen-in-Kassel-die-Pforten-zur-Hoelle.php

https://www.facebook.com/plentyMarkets

https://twitter.com/search?q=plentymarkets&src=typd

Fazit

Die zwei Tage bestätigten den plentymarkets-Kongress als ersten Pflichttermin in der E-Commerce-Branche des Jahres. Am beeindruckendsten fand ich, wie leidenschaftlich und intensiv sich die Händler mit dem plentymarkets-System auseinandersetzen.

Noch besser drückt es Stefan Hoffmeister vom geistreich78-Blog aus: „Die rege Beteiligung und viele konstruktive Vorschläge, zeigen doch ein echtes Interesse und auch eine Bereitschaft sich einzubringen und gemeinsam an der Weiterentwicklung zu arbeiten.“

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