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Local Heroes: Die Cyberport Stores als stationäre Schaufenster für das Online-Geschäft

Dass stationäre Geschäfte von Onlinehändlern nicht immer nach ultraschlanken E-Commerce-Prinzipien funktionieren müssen, beweist der Elektronikhändler Cyberport mit seinem mittlerweile zehn Stores. Natürlich spielen auch für Cyberport attraktive Preise eine große Rolle, doch steht das Unternehmen viel stärker in Bezug zu Allround-Elektronikhändlern wie Saturn, aber auch zum Design- und Trend-bewussten Apple-Handel.

Nähe zum Apple-Handel: Blick in den Cyberport Store in Berlin

Im Onlinestore von Cyberport wird das verdeutlicht durch ein breitgefächertes Sortiment, die prominente Platzierung von gehobenen Hightech-Marken wie Bose, Apple und Panasonic sowie durch ein insgesamt großzügiges Shop-Layout. Zudem setzt das bereits seit dem Jahr 2000 mehrheitlich zum Medienkonzern Burda gehörende Cyberport bei der Kundenansprache bewusst auf eine Vielzahl von Kanälen: So wird der Onlineshop durch einen jährlich erscheinenden, in Hochglanz gehaltenen Printkatalog flankiert und ist der Elektronikversender auch bereits seit längerem mit einem eigenen Markenshop auf der Online-Handelsplattform eBay vertreten.

Früher Einstieg in den stationären Handel

Folgerichtig stieg Cyberport daher bereits relativ früh – im Jahr 2003 – in den stationären Handel ein, damals allerdings noch ganz pragmatisch mit einem Store am Firmensitz im Dresdner Waldschlösschen-Areal. Doch bereits mit der Eröffnung des zweiten Cyberport Stores in Berlin-Mitte 2007 signalisierte der Elektronikversender größere Ambitionen. Zwar bemühte sich das Unternehmen mit der Wahl einer „1b-Lage“ um eine überschaubare Kostenstruktur, doch bekräftigte Cyberport mit einer großzügig bemessenen Ladenfläche und modernem Design seine Absicht, sich von der auf PC-Hardware und Gamer-Komponenten fokussierten Online-Konkurrenz abzusetzen und auch im Offline-Handel sein auf gehobene Unterhaltungselektronik gerichtetes Profil zu akzentuieren.

Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel

Während sich Ladenbau und Warenpräsentation der Cyberport Stores sichtlich an den Apple-Handel anlehnen, verweisen die stationären Filialen des Elektronikversenders dennoch klar auf ihren E-Commerce-Bezug. So werden die in der schlanken Online-Struktur begründeten Preishighlights selbstbewusst auf zentralen Podesten präsentiert, verdeutlichen Internet-Terminals das Selbstverständnis der Läden als Teil des umfassenderen Onlineshop-Angebots und spielen die Abholtheken für Internet-Bestellungen eine große Rolle. Während die großen Handelsketten mit ihren überdimensionierten Elektronikmärkten immer stärker unter Druck geraten, überträgt Cyberport das Konzept von Media-Saturn und Co. in das E-Commerce-Zeitalter: Die Stores sprechen die Konsumenten in ihrer Technikbegeisterung an und laden mit einem umfassenden Produktangebot zum Ausprobieren und Stöbern ein. Dennoch verhehlt Cyberport nicht, dass es sich bei seinen Ladengeschäften letztlich nur um eine Art „vergrößertes Schaufenster“ für ein noch wesentlich breiteres, preisgünstiges Online-Angebot handelt.

Stores schaffen Mehrwerte – On- und Offline

Das bedeutet allerdings nicht, dass das Engagement des Unternehmens im stationären Handel nicht auch seinen Selbstzweck erfüllt: „Unsere Läden werden als eigenständige Profitcenter geführt“, berichtet Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel. „Das bedeutet, dass die Ladenkette für sich betrachtet profitabel sein muss – und es auch ist.“ Man habe über die Jahre festgestellt, dass die Kunden die stationäre Strategie des Onlinehändlers honorierten: „Die kombinierte Wertschöpfung aus dem in den Stores erzielten Umsatz und der daraus resultierenden Kundenbindung rechtfertigt das stationäre Geschäft“, so Siegel. Denn mit ihren kanalübergreifenden Angeboten hätten sich die Cyberport-Stores für das Unternehmen zu einem wichtigen Hebel zwischen Offline und Online entwickelt. „Wir realisieren durch unsere stationäre Standorte Umsatz-Effekte, die über die in den Läden realisierten Umsätze hinausgehen“, berichtet der Cyberport-Geschäftsführer. Während das Unternehmen beim Einstieg in den stationären Handel noch befürchtet habe, dass sich On- und Offline-Umsätze gegenseitig kannibalisieren könnten, habe man schnell gelernt, dass dem nicht so ist – sondern im Gegenteil sogar eine Befruchtung zwischen den einzelnen Kanälen stattfinde.

Zuletzt eröffnete Cybeport im Mai 2013 einen Store in Köln

Zudem wirken sich die Cyberport-Stores auch positiv auf die Möglichkeiten des Unternehmens im Onlinehandel aus: Während viele Internethändler damit kämpfen, dass eine steigende Anzahl von Herstellern besonders attraktive Produkte ausschließlich für ihre qualifizierten Vertriebspartner im stationären Handel reserviert, ermöglicht Cyberport die hochwertige Präsentation in den stationären Filialen den Verkauf solcher Selektivware auch im Internet. Zudem helfen die Läden dem Onlinehändler bei der Akquise von zusätzlichen Unterstützungsleistungen durch die Industrie.

Ehrgeiziger Expansionskurs

So verwundert es nicht, dass Cyberport, das 2012 – nicht zuletzt durch den zügigen Ausbau des Store-Geschäfts – einen regelrechten Umsatzsprung von 364 Millionen Euro auf 538 Millionen Euro verzeichnen konnte, bereits die Eröffnung weiterer stationärer Filialen plant. So soll das Store-Netz in diesem Jahr durch die Eröffnung weiterer Geschäfte in Essen, Stuttgart, Berlin-Charlottenburg und München auf mindestens 14 Standorte wachsen. Mittelfristig kann sich Cyberport-Chef Olaf Siegel für das Store-Geschäft auch die Einführung eines Franchise-Modells vorstellen – auch wenn es dafür bis jetzt keine konkreten Pläne gibt. Für den Onlinehändler hat sich der Einstieg in den stationären Handel jedenfalls als Erfolg erwiesen, der das Profil im E-Commerce keineswegs verwässert, sondern vielmehr sogar dazu beiträgt, dieses zu schärfen.

 

Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.

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