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Local Heroes: Gaxsys beteiligt stationäre Händler am Online-Geschäft der Hersteller

„Die Marken sind über den lokalen Handel gewachsen und deshalb halte ich es für richtig, wenn Markenhersteller auch im Onlinehandel ihren stationären Partnern Umsätze zuführen“, erklärt Mathias Thomas das Grundprinzip des von ihm gegründeten E-Commerce Dienstleisters Gaxsys. Ähnlich dem Fleurop-Prinzip ermöglicht es die Technologie von Gaxsys („Global Article Exchange“), zentral in einen Hersteller-Onlineshop eingehende Bestellungen dezentral durch die Handelspartner vor Ort abzuwickeln. Ohne selbst die Anforderungen und Risiken für einen Einstieg in den Onlinehandel tragen zu müssen, können lokale Händler so eine Rolle in der E-Commerce-Wertschöpfungskette übernehmen und damit auch die Zukunftsfähigkeit ihres stationären Geschäfts verbessern. „Ich mag unsere Innenstädte wie sie sind und möchte dazu beitragen, dass sie auch weiterhin vitale Einkaufsumgebungen bleiben“, so Gaxsys-Chef Thomas.

Warehouse-Management-Spezialist: Gaxsys-Gründer Mathias Thomas

Auch wenn sich der Unternehmer damit als Fan des lokalen Einzelhandels outet, entstand der Impuls zur Gründung von Gaxsys dennoch vor allem aus den Erfahrungen, die Thomas im täglichen Umgang mit den ganz großen Handels- und Herstellermarken sammelt: Als Geschäftsführer des 1980 gegründeten Warehouse-Management Spezialisten Dr. Thomas & Partner betreut der Karlsruher ein von Adidas über Otto bis zu Zalando reichendes Kundenspektrum. „Dabei konnte ich zum einen erfahren, was der E-Commerce bedeutet, aber auch welche Herausforderung in diesem Bereich ein nachhaltiges Geschäft darstellt“, erklärt Thomas. Vor allem die kostentreibenden Aspekte Lagerung, Versand und Retourenhandling seien es, die den Neueinstieg in den Onlinehandel für kleine Händler zur Herkulesaufgabe machten, aber auch etablierte Händler und Hersteller vor große Hürden stellten. „Die Antwort von Gaxsys darauf ist, dass nicht die Waren reisen sollen, sondern die Daten. Die Auslieferung und Retourenabwicklung von Online-Bestellungen übernimmt nach unserem Modell der jeweils nächstgelegene stationäre Händler“, so Thomas.

Auftragsweitergabe nach dem Online-Börsen-Prinzip

Dabei sei es ein Grundprinzip, dass der Kunde vom Einsatz der Gaxsys-Lösung im Prinzip nichts merke. „Der Kunde kauft im Onlineshop der Marke und sieht höchstens am Lieferschein, dass es der Händler vor Ort ist, der seine Bestellung ausliefert“, erklärt Thomas. Im Backend löst die eingehende Kundenbestellung allerdings einen Prozess nach dem Online-Börsen-Prinzip aus: Nach Regeln, die vom Hersteller definiert werden (vor allem die räumliche Nähe, aber auch z.B. der Partnerstatus), wird der Bestellauftrag nacheinander dem jeweils am besten geeigneten Partnerhändler angezeigt. Dieser kann sich den Auftrag sichern, ein entsprechendes Versandetikett ausdrucken und die Ware an den Kunden liefern.

Die nötige Einheitlichkeit beim Service-Niveau und dem Markenauftritt (z.B. Versandverpackung) stellt der Hersteller durch eine Schulung seiner Handelspartner sicher. Durchläuft eine Kundenbestellung die Artikelbörse ohne dass sich ein Händler den Auftrag sichert, steht immer in letzter Instanz das Zentrallager der Marke zu Verfügung, so dass eine Erfüllung des Auftrags in jedem Fall gewährleistet bleibt. Für jede erfolgreich abgewickelte Bestellung erhebt Gaxsys eine Provision, die allerdings dem Hersteller berechnet wird, so dass der Händler auch für vermittelte Online-Aufträge seine volle Marge erhält. Die Höhe der Umsatzbeteiligung hängt von dem vom Hersteller gewählten Service-Level ab. So können neben der Nutzung der Gaxsys-Technologie auch z.B. Händlerschulungen oder eine Logistikdienstleister-Integration gebucht werden.

Feine Lederwaren dezentral ausgeliefert: Der Handtaschen-Hersteller Picard setzt auf Gaxsys

Schwerpunkt im Fashion-Segment

In der aktuellen Form ist das Gaxsys-System seit Ende 2011 verfügbar und stößt in Handelskreisen auf eine gute Resonanz: Neun Markenhersteller setzen bislang auf den E-Commerce-Dienstleister und haben insgesamt 220 Handelspartner mit der Abwicklung ihrer Online-Bestellungen autorisiert. Aufgrund der Kontakte von Gaxsys-Gründer Mathias Thomas mit Marken aus dem Zalando-Umfeld handelt es sich bei den bisherigen Geschäftspartnern ausschließlich um Hersteller aus dem Fashion- und Lifestyle-Bereich, darunter Indigo Snow, Picard Lederwaren sowie die Schuhmarken Peter Kaiser und Ricosta. „Im Prinzip ist unser Modell aber branchenunabhängig“, betont Thomas. Aufgrund des Provisionsmodells eigne sich Gaxsys aber klar für Handelssegmente mit höheren Warenkorbwerten.

Für die Zukunft kann sich Thomas verschiedene Ausbauschritte der Gaxsys-Lösung vorstellen, darunter auch die Online-Anzeige von stationären Verfügbarkeiten. „Wir haben bereits am Anfang daran gedacht, über die Kassensysteme der Händler auch an die Warenbestände heranzukommen“, erklärt der Unternehmer, „doch hat sich gezeigt, dass die Systeme in vielen Fällen nicht online-fähig waren“. Nun plant der E-Commerce-Dienstleister eine App, mit deren Hilfe lokale Händler Bestandsangaben hochladen können. Ebenfalls in Entwicklung ist eine App-basierte Lösung zur Abholung von Online-Bestellungen beim Händler vor Ort. „Technisch können wir das alles integrieren – auch eine Lösung für Kurierdienste“, berichtet Thomas. „Dann könnten Kunden angeben, wo sie sich gerade befinden und ihre Bestellungen genau dorthin geliefert bekommen.“

Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.

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