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Interview mit Kirstin Walther, Kelterei Walther GmbH & Co. KG

Gegenstand unserer heutigen Ausgabe der Interviewreihe "7 Fragen, 7 Antworten" ist ein Saftladen – dies aber im Wortsinne, denn es handelt sich um den Online-Shop der Kelterei Walther unter Walthers.de.

Unsere Fragen beantwortete Kirstin Walther, die als Mitglied der Geschäftsführung auch im sehr erfolgreichen ‚Saftblog‚ der Kelterei schreibt.

1.) Was ist Ihr Kernprodukt/-thema und wer Ihre Zielgruppe im E-Commerce?

Wir stellen in unserem Familienunternehmen seit 1927 gesunde Obstsäfte her und nutzen seit 2000 auch den Onlineverkauf. Seit wenigen Monaten auch bundesweit. Die Zielgruppen, welche man auf diesem Weg erreichen kann, ändern sich genauso schnell wie die Prozessorleistungen eines PCs. Heute bestellt die 75jährige Rentnerin genauso wie der Programmierer um die 20 und nicht zu vergessen die brandneue Zielgruppe "Blogger". Die kannten wir bis vor kurzem noch gar nicht. Die Zielgruppe "Kinder" bedienen wir auf diesem Weg noch nicht – ist aber geplant.

2.) Ist Ihr Onlineshop Bestandteil einer Multichannel-Strategie oder der einzige Vertriebskanal?

Immer diese Fremdwörter… Ja, man würde es wohl Multichannel-Strategie nennen. Wobei das Schöne ist, daß uns unsere Kunden, bzw. Interessenten immer den Weg gewiesen haben, welche Vertriebskanäle sinnvoll sind. Und unsere Kunden haben uns nie enttäuscht. Wir bedienen alle Vertriebskanäle, welche man als Fruchtsafthersteller zur Auswahl hat. Direktvertrieb, Handelspartner (gehobener Lebensmitteleinzelhandel), Großhandel, der dann wiederum die Gastronomie beliefert, Lohnaufträge (pressen und abfüllen für Selbstvermarkter aus der Obstbranche, usw.

3.) Wo sehen Sie momentan die größten Defizite beim E-Commerce und welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen für Ihr Onlinegeschäft noch?

Es fehlen bezahlbare und unkomplizierte Lösungen, um E-Shop-Software in vorhandene Systeme einzubinden, worunter ich auch die Anbindung an Systeme von Logistikdienstleistern zähle. Verkauf über E-Shops soll ja unter anderem Kosten und Administrationsaufwand einsparen, das ist noch nicht unbedingt gegeben. Es sei denn man startet gerade.

4.) Es gibt ständig neue Entwicklungen und besonders ‚hippe‘ Themen rund um den E-Commerce. Seien es Blogs, Ajax, Web 2.0 oder wie die aktuellen Buzz-Words gerade heissen. Welche aktuelle Entwicklung finden Sie spannend und planen Sie evtl. auch etwas davon einzusetzen?

Was Blogs sind weiß ich seit einigen Monaten, Web 2.0 bekomme ich auch noch zusammen – aber was ist denn "Ajax". Wir haben seit 19. Januar 2006 unseren Saftblog. Und seitdem finden wir das Thema Weblogs megaspannend. Ich persönlich halte es für fast jede Branche die E-Commerce nutzt, für eines der wirksamsten und kostengünstigsten Marketingtools, die man haben kann. Bei uns ist es inzwischen das wirksamste und das, welches uns ziemlich schnell viele neue Kunden gebracht hat und das nicht nur im Online-Verkauf. Damit hatten wir ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Aber wie immer belehren uns die Kunden eines besseren – welche uns indirekt auch auf diese Idee gebracht hatten.

5.) Was war die letzte Optimierungsmaßnahme, die Sie in Ihrem Shop vorgenommen haben (und war sie erfolgreich)?

Wir haben Kundenstimmen im Shop hinterlegt. Und zwar in erster Linie Blogeinträge von Leuten, die wir gar nicht persönlich kennen, die aber Berichte bzw. Tests über unsere Produkte im Web veröffentlicht haben. Das führte dazu, daß wir bei den neuen Bestellungen, die dann kamen, im Zusatztext von Onlinebestellungen Sachen stehen hatten wie: "Ich würde sonst nie "blind" Säfte kaufen, aber wenn man die Bewertungen Ihrer Kunden liest, kann ja gar nichts schiefgehen." oder "Habe Euch über Blog x gefunden und freue mich schon auf die leckeren Säfte."

Eine weitere Optimierungsmaßnahme war die Verlinkung des Shops auf dem Saftblog – und war natürlich auch erfolgreich.

6) Aus welchen Bestandteilen besteht Ihr Marketing-Mix (in % oder in der Reihenfolge der Wichtigkeit)?

Also – wie gesagt – das Weblog spielt eine sehr große Rolle im bundesweiten Verkauf – on- und offline. Regional auch, aber da gibt es z. B. noch folgende Dinge: Jeden Herbst besuchen wir ca. 140 Kindertagesstätten und Grundschulen mit einer kleinen mobilen Saftpresse, mit welcher die Kinder ihren eigenen Saft herstellen können. Und sie erfahren natürlich viel über Streuobst, warum es besser ist als Tafelobst, welches man ganzjährig im Laden kaufen kann und warum der Erhalt von Streuobstwiesen und Wildobstbeständen wichtig ist. Kinder lieben unsere Saftbox und die Eltern freuen sich wenn die Kinder Saft trinken und keine künstlichen Limonaden.

Pressearbeit ist klar. Erübrigt sich aber auch zunehmend, weil Redakteure inzwischen regelmäßig unser Saftblog lesen und von selber auf uns zukommen. Sie greifen sogar allgemeine Themen auf, Dinge, die gar nichts mit uns zu tun haben, weil wir ja zeitweise auch über politische Dinge schreiben, die uns aber auch andere Unternehmen oder auch alle Deutschen betreffen.

7.) Auf welche Methoden setzen Sie bei der Kundenbindung?

1. Dialog 2. Dialog 3. Dialog. Man muß den Kunden einfach ernst nehmen – das ist alles! Wir handeln da nach der Devise: Behandle andere immer so, wie Du selbst behandelt werden möchtest. Da gibt es keine Methode. Das muß man eigentlich auch nicht lernen oder so. Wir machen da viel "aus dem Bauch heraus" und ganz individuell.

Und die Zusatzfrage: Welche Webseiten besuchen Sie momentan am liebsten?

Puuh… Da muß ich kurz überlegen. Im Moment hauptsächlich Weblogs, private und kommerzielle – siehe Blogroll (also verlinkte Seiten, die man auf unserem Saftblog finden kann). Und wenn ich Zeit habe auch Seiten, die sich mit technischen Dingen befassen, damit wir unsere Internetauftritte weiter optimieren können.

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