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Interview mit Sascha Langner, marke-X


In unserer Interview-Reihe "7 Fragen, 7 Antworten" befragten wir diesmal Sascha Langner. Auf seinem Portal marke-X veröffentlicht und sammelt er Tipps und Artikel rund um das Thema Online-Marketing, Kundengewinnung und -bindung. Außerdem schreibt er Bücher zu Marketingthemen, sein neuestes Werk "Viral Marketing" stürmte (zu Recht) die Bestsellerlisten.


1.) Was ist Ihr Kernprodukt/-thema im E-Commerce?

Marketing. Seit mittlerweile 6 Jahren gebe ich ein kleines aber feines eZine heraus (marke-X), das vor allem kosteneffiziente Online-Marketing Strategien und Taktiken behandelt. Der Fokus des Magazins liegt dabei jedoch nicht auf News, sondern auf praxisnahen How-to-Artikeln, sprich kurzen Ratgebern dazu, wie man mit wenig Budget möglichst viele Nutzer auf seine Website lockt und zeitnah zu Kunden konvertiert.

2.) Wer nutzt Ihr Angebot?

Vor allem Marketinginteressierte und –verantwortliche in kleinen und mittleren Unternehmen. Darunter eine ganze Reihe von bekannten Experten aus der deutschen Online-Szene. Mittlerweile wird das Magazin von weit über 20.000 Nutzern monatlich gelesen und hat über 6.000 Newsletter-Abonnenten.

3.) Was ist eine typische Konstellation/Problemstellung bei Ihren Nutzern, wenn sie zu Ihnen kommen?

Eine wirklich typische "Konstellation" gibt es bei marke-X nicht. Jeder Leser versucht natürlich andere Ziele umzusetzen und unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Was die Besucher des Magazins eint, ist die Suche nach Tipps & Tricks zur Bekanntheitssteigerung des eigenen Internetangebots, zur Erhöhung der Konversionsrate (Besucher zu Kunde) und zum effizienten Kundenservice & Support.

4.) Wo sehen Sie momentan noch die größten Defizite beim E-Commerce oder welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen noch?

Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen jetzt alle meine Geschäftsideen verrate, oder? 😉 Scherz beiseite. Was mir vor allem fehlt, sind keine neuen E-Commerce-Lösungen oder Geschäftskonzepte, sondern eine gewisse Grundhaltung. Mir mangelt es im deutschen Internet manchmal an Experimentierfreudigkeit und Offenheit für neue Ideen. Natürlich sollte jeder Unternehmer immer mit Skepsis und Vorsicht vorgehen, doch kann ich nicht verstehen, dass beispielsweise knapp 60% der Online-Händler (aktuelle Studie der internet World Business 06/06) nicht einmal über den Einsatz von Weblogs zur Kundenansprache nachdenken. Klar, das wird sich innerhalb der nächsten Jahre ändern, dennoch wird in der Zwischenzeit viel Potenzial verschenkt – vor allem, wenn man sich als Unternehmer vor Augen führt, das womöglich ein Wettbewerber die Zeichen der Zeit erkannt hat und seinen branchenbezogenen First-Mover-Vorteil voll ausspielen kann.

5.) Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung in nächster Zeit, speziell in Ihrem (E-Commerce-)Bereich?

Ich habe das vor kurzem schon einmal im e-commerce-blog von Michael Jung und Daniel Schäfer umrissen: Meiner Meinung nach wird die Professionalisierung und Automatisierung im Web weitergehen. Immer weniger Menschen werden sich mit relativ technischen Themen wie beispielsweise "HTML" oder "JavaScript" auseinandersetzen müssen, um eine erfolgreiche Website zu führen oder im Web inhaltlich vertreten zu sein. Diese Entwicklung kann man schön bei Weblogs, Podcasts oder Videoblogs verfolgen. Schöne Beispiele hierfür sind etwa die amerikanischen Portale myspace.com oder youtube.com. Auch Shop-Systeme werden immer benutzerfreundlicher und zugänglicher. Technisches Detailwissen wird für die Masse der Nutzer in fast allen Bereichen des Web immer unwichtiger. Für das Marketing und damit den E-Commerce bedeutet das, dass das Internet seine wahre Stärke ausspielt: die soziale Vernetzung der Menschen – das Social Web. In den nächsten 5 Jahren werden daher Strategien und Taktiken immer wichtiger, die die Kommunikation zwischen den Menschen selber nutzen, um Marken bekannter zu machen und/oder Produkte und Dienstleistungen an den Mann zu bringen wie etwa "Viral Marketing" oder "Open Source Marketing". Das heißt natürlich nicht, dass die klassischen Methoden des Internet Marketing nicht mehr funktionieren. Wer jedoch seinen Wettbewerbern auch in Zukunft einen Schritt voraus sein will, muss sich schleunigst mit dem "Web 2.0" und den Konsequenzen daraus beschäftigen. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang sind die Artikel "Märkte sind Gespräche" (Handelsblatt) von Klaus Eck und Martin Oetting und "Die Web 2.0-Maschine" (Telepolis) von Harald Taglinger.

6.) Ein Shopbetreiber nimmt sich heute einen halben Tag Zeit, seine Site/sein Angebot einmal bezüglich Optimierungsbedarf zu überprüfen. Was ist Ihr Tipp, was er sich heute mal konkret angucken sollte? ("4-h-Optimierungstipp" oder auch 8-h-…?)

Er sollte nicht selbst seine Website überprüfen, sondern jemand anderen (seiner Frau, seinen Kindern, Freunden, Bekannten, etc.) beim Nutzen der Site über die Schulter schauen. Sie glauben gar nicht wie viele Fehler und Optimierungsmöglichkeiten man über diese simple Methode erkennt. Der Grund: Man wird einfach viel zu schnell betriebsblind für die eigenen Fehler und betrachtet seine eigene Website mit ganz anderen Augen als ein Besucher es tut. Besonders gravierend ist diese Wahrnehmungsdifferenz bei Nutzern, die das eigene Online-Angebot zum ersten Mal besuchen. Wenn man nach diesem Test noch Zeit hat, lohnt es sich in amerikanischen Foren und Weblogs nach Online-Shops zu recherchieren, die entweder sehr erfolgreich im eigenen Marktsegment sind oder durch ihre Ideen und Konzepte aus der Masse hervorstechen. Da uns die USA in Sachen "Internet" immer noch ein paar Jahre voraus sind, findet man schnell die oder andere Anregung für das eigene Tagesgeschäft.

7.) Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen, was fasziniert Sie im E-Commerce am meisten/macht Ihnen am meisten Spaß?

Die Unmittelbarkeit des Markts. Innerhalb von Minuten kann man grafische Änderungen an seiner Website vornehmen, eine Produktbeschreibung umformatieren oder eine Anzeige knackiger formulieren und beobachten, was sich tut: Steigen die Konversionsraten? Sinken die Beschwerden? Erhöht sich der Besucherstrom? Kein anderes Medium bietet diese unmittelbaren Handlungs- und Beobachtungsmöglichkeiten – und das rund um die Uhr. Dieses "Marketing in Echtzeit" fasziniert mich seit jeher und wird wohl auch in Zukunft der größte Motivator bleiben.

Und die Zusatzfrage: Welche Webseiten besuchen Sie momentan am liebsten?

Am häufigsten lese ich laut Browser-Historie gerade…

Das ändert sich aber laufend, je nach dem, wo mich meine Arbeit mal wieder inhaltlich hin führt.

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