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Gütesiegel, die (nicht mehr) fehlen

Seit zwei/drei Wochen stoße ich auf Hinweise zu „Gütesiegeln“. Jede Meldung einzeln keine große Sache, aber in der Gesamtheit nun doch auffallend: Da Gütesiegel wirken (A), Kundeninteressen aber divergieren, scheint eine Art ‚Siegelitis‘ auszubrechen: zu den bekannten Siegeln zur Shopgüte und zur Kundenbewertung tritt mittlerweile ein Siegel für die Liefergeschwindigkeit (B). In den Startlöchern steht ein Siegel zur Ethik (C) und gefordert (oder doch nicht?) ist eines zur Nachhaltigkeit (D).

Der Reihe nach:

A – Dass Gütesiegel wirken hat wieder einmal eine Studie der GfK herausgefunden, freuen tun sich darüber zuallererst sicher die Auftraggeber der Studie, TrustedShops. Die Ergebnisse der Befragung von 1.000 repräsentativen Internetnutzern in Schlagworten: 62,1 Prozent halten ein Gütesiegel „wichtig“ oder „sehr wichtig“ – bei den unter 30jährigen sind es allerdings nur 56,2% bei den über 60jährigen satte 68,4%. Frauen und Männer unterscheiden sich dagegen praktisch nicht mehr in ihrer Einschätzung. Für „unverzichtbar“ halten die Befragten Gütesiegel vor allem, wenn sie unsicher sind, z.B. weil sie

B – Ein Siegel für die Liefergeschwindigkeit vergibt nun pixi: Das „pixi* Versandsiegel“. Hierzu wird die Versandgeschwindigkeit automatisch gemessen und täglich aktuell im  Siegel eingeblendet, wieviele Bestellungen binnen 24 Stunden versendet wurden. Pixi:

Für die Messung der Kennzahl werden nur Bestellungen mit lagernden Artikeln herangezogen, die innerhalb 24 Stunden versendet worden sind. 24 Stunden heißt: es wird nur die Zeit zwischen Bestelleingang, bzw. dem Zahlungseingang bei Vorkasse-Bestellungen bis zur Übergabe an den Versand-Dienstleister berücksichtigt. Als Versandtage werden nur die Arbeitstage von Montag bis Freitag gezählt.

Unnötig zu erwähnen, dass das Ganze natürlich nur funktioniert, wenn man pixi* verwendet. Das die Wartezeiten auf bestellte Produkte erfahrungsgemäß einen sehr kritischen Faktor bei der Kundenzufriedenheit darstellen (wie Peter gerade erst schilderte und auch die Kommentare zu Drop-Shipment zeigen), schätze ich, dass ein solches Siegel bei Kunden ebenfalls durchaus eine spürbare Wirkung haben kann: Nicht wenige Kunden dürften lieber einen Euro mehr zahlen, wenn sie dafür ihre Lieferung am Folgetag statt in zwei Wochen bekommen. Nicht zuletzt die Liefergeschwindigkeit ist beine der Stärken von Amazon…

C – „Ethify Yourself“ ist zunächst ein Buchprojekt des österreichischen Autors und Mitbegründers von Creative Commons Austria, Roland Alton-Scheidl. Er postuliert darin neun Werte als Grundlage dafür, persönlich sowie in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik etc. ethischer zu werden:

Das Buch wurde unter die CC-by_SA gestellt und kann auf der Website mitgestaltet/weitergeschrieben werden. Im Buch erläutert Alton-Scheidl zu jeder Tugend ‚Richtlinien‘ oder Übungen für Personen, aber eben auch für Organisationen sowie… Produkte! Und hier kommt dann (evtl.) auch ein Ethify-Siegel ins Spiel, wie futurezone.at berichtet:

In Planung befinde sich auch ein Ethify-Label. Auf Basis der Community, also der Bewertungen vieler Menschen, soll ein Ethify Quotient (EQ) für Produkte, Unternehmen und Dienstleistungen berechnet werden, der auf der Ethify-Plattform abrufbar sein werde.
Der EQ soll ein Stimmungsbild zum Ausdruck bringen, wie viel in einem Unternehmen getan werde, um ethische Ziele zu erreichen, heißt es auf der Website.

Eine prima Idee: da ja jeder gern ein „Gutmensch“ ist, kaufen Verbraucher dann nur noch bei „Ethified Shops“ (wie nur bekommt man „die Bösen“ nur dazu ein „Bös-Label“ zu implementieren?).

D – Verbraucher interessieren sich vermehrt für Nachhaltigkeit und wollen solche Produkte/Unternehmen unterstützen, die nachhaltig hergestellt wurden bzw. nachhaltig arbeiten. Das hat die EU herausgefunden. Und hat eine Studie (PDF-Datei) beauftragt, ob man nicht ein schönes einfach zu verstehendes Siegel dazu machen könnte…?

Das mit der Studie beauftragte Öko-Institut bejaht, dass es sinnvoll wäre, ein einheitliches „Nachhaltigkeitszeichen“ zu haben und äußert sich skeptisch, dass das Ziel der Nachhaltikeitsförderung auch ohne eine zentrale Reglementierung – allein aus freiwilliger Marktentwicklung erreicht werden können. Allerdings wäre eine Neuentwicklung eines Nachhaltigkeitssiegels zu aufwendig, ggf. könne man versuchen, bestehende Label weiterzuentwickeln. Infrage käme hierfür allerdings nur der „Blaue Engel“.

Vielleicht wird der also in der Zukunft einmal „ergrünt“ über Produkten (und Unternehmen???) schweben – wenn dann noch Platz ist auf den Shiop-Seiten.

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

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