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1&1-Webshops: Ohne Installieren und Programmieren in den Onlinehandel

Im Zentrum des zweiten Teils unserer lose Serie von Interviews mit Lösungsanbietern steht heute eine Shopsoftware.

Händler, die den Schritt ins Online-Geschäft wagen, stehen zunächst einmal vor der Entscheidung, welches Shopsystem sie verwenden wollen. Der Markt ist selbst für erfahrene Beobachter unübersichtlich und neben der Frage des reinen Systems bleiben noch die Bereiche des Hostings, des Payments, der rechtlichen Rahmenbedingungen – alles nicht gerade Themenfelder, die zur Kernkompetenz von Versandhändlern gehören…

Da können Angebote, bei denen Shopsystem und Hosting aus einer Hand kommen, eine Lösung sein: Insbesondere Starter, die erst einmal mit kleineren Angeboten den Online-Markt testen wollen, können so sehr einfach und schnell eine (erste) Lösung finden.

Wie leistungsfähig sind solche Webshops mittlerweile? Können sie auch für ‚Profis‘ sinnvoll sein? Und was für Services dürfen Nutzer neben reinem Shopsystem und Hosting noch erwarten – dazu haben wir Herrn Jentzsch von 1&1 gefragt.


HHerr Jentzsch, Sie sind Produktmanager Applications bei 1&1, d. h., Sie sind zuständig für die Entwicklung der Webshops – vielleicht können Sie uns ein bißchen über die 1&1-Webshops erzählen.

Gerne!

Können Sie Ihr Angebot an Shophändler kurz beschreiben, wo liegen die besonderen Stärken der 1&1 E-Shops?

Ich denke, das herausragende Merkmal unserer Shops ist, dass es sich um eine gehostete Lösung handelt, d. h., wir verkaufen ein Gesamtpaket aus Hosting-Dienstleistung und Webserver mit vorinstallierter Software, die bei uns im Haus entwickelt wurde und auch laufend weiterentwickelt wird. Das Besondere daran ist, dass sich unsere Kunden auf ihr eigentliches Geschäft, nämlich das Verkaufen von Waren konzentrieren können und sich nicht so sehr um die Technik, um die Installation und Konfiguration kümmern müssen.

Die E-Shops gibt es bei 1&1 in vier verschiedenen Größen zwischen € 19,- und € 99,- pro Monat und die Shops kommen inklusive Domain, inklusive SSL-Verschlüsselung und bei den größeren Shops auch mit Kreditkarten-Zahlungssystem. Das bedeutet, dass man ganz klein anfangen kann, und später die Möglichkeit hat, mit seinem Shop zu wachsen. Dabei findet man jeweils die Features vor, die man wirklich braucht.

Das klingt für mich besonders interessant für Shop-Betreiber, die aus dem Handel kommen, den Computer eher als Mittel zum Zweck ansehen und weniger zum ausgiebigen Basteln am Webshop neigen. Diese finden dann ja auch fertige Layouts, die übernommen werden können. Gibt es andererseits aber auch die Möglichkeit, ganz eigene Layouts umzusetzen?

Die Shops bringen ab der kleinsten Lösung bereits fertige Layouts mit. Ob man die jetzt einsetzen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Es gibt auch Layouts auf Englisch und eine Stärke unseres Systems ist, dass sich der Online-Shop komplett in andere Sprachen übersetzen lässt. Konkret bedeutet dies, dass alle Buttons und Grafiken gegen solche mit anderer Beschriftung ausgetauscht werden können. Zudem kann man jeden auch noch so kleinen Text, der im Shop vorkommt, übersetzen. Wir haben daher durchaus Shops, die auch auf Portugiesisch oder Griechisch betrieben werden. In diese Richtung lässt sich also sehr viel anpassen.

In den höheren Shoptarifen (ab Premium-Shop) haben wir darüber hinaus die Möglichkeit, die PHP-Templates, auf denen der Shop beruht, komplett umzuprogrammieren und durch eigene Logikabfragen und Berechnungen zu ergänzen oder nach Belieben neue Webseiten hinzuzufügen.

Nun tut sich ja regelmäßig einiges am so genannten ‚Best Practice‘: Usability-Studien gewinnen laufend neue Erkenntnisse, beispielsweise zur optimalen Gestaltung des Checkout-Prozesses. Entwickeln Sie da Ihre Webshops auch weiter und fließen solche Erkenntnisse ein, so dass die Shopanbieter durch Upgrades quasi ‚automatisch‘ von entsprechenden neuen Layouts oder Logiken profitieren?

Grundsätzlich hat man nicht nur Einfluss auf das Layout seines Shops sondern auch auf die gesamte Logik. Ab dem Shoptarif, bei dem ich das Layout beeinflussen kann, kann ich auch jeden einzelnen Logikschritt des Warenkorbes umprogrammieren. Das ist aber kein Feature für reine Vollkaufleute sondern dafür sollte man sich schon von entsprechend erfahrenen PHP-Programmierern unterstützen lassen. In unserer FAQ listen wir dafür diverse Beispiele; wir haben da eine recht umfangreiche Dokumentation, auch eine Art "Shop-Kochbuch", in dem die wichtigsten Tipps und Tricks verraten werden. Man darf sich aber keine Illusionen machen, dass solche Eingriffe einfach sind und rein mit ‚drag and drop’ möglich wären – es erfordert schon, dass man sich stark mit der Materie auseinandersetzt.

Zur Weiterentwicklung: Grundsätzlich ist Änderungen an den Shops dadurch eine gewisse Grenze gesetzt, dass es sich um ein gehostetes System handelt und wir natürlich nicht im laufenden Betrieb die Shops unserer Händler verändern können. Was wir machen ist, dass wir regelmäßig neue Template-Generationen erstellen, die dann auch um Funktionen für Logik und Design erweitert werden. Die Händler haben dann die Möglichkeit, diese Änderungen für ihren Shop zu übernehmen. Allerdings kann sich das bei Shops, die sehr viele eigene Anpassungen gemacht haben, auch schon mal beißen.

Gerade die Shops jedoch, die die Standard-Templates verwenden, können sehr einfach ein Upgrade auf die nächste Template-Version machen und darin gibt es dann beispielsweise einen Adress-Check, den es zuvor nicht gab, oder andere neue Features.

Welche Zahlungsmöglichkeiten bieten die 1&1-Shops – Sie erwähnten, dass bei den größeren Shop-Paketen eine Funktion für die Kreditkartenakzeptanz enthalten sei.

Wir bieten innerhalb der 1&1-Shops das Zahlungssystem iPayment der Schlund + Partner AG an. iPayment ist eine Zahlungsplattform, über die Kreditkartenzahlungen, aber auch elektronisches Lastschriftverfahren sowie andere Zahlungsarten abgewickelt werden können. Für österreichische Händler gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit, Paybox oder die österreichische PaySafe-Card zu anzubieten.

Die meisten Händler nutzen aber tatsächlich Kreditkartenzahlungen mit allen gängigen Kreditkarteninstituten über das iPayment-System. iPayment ist wie gesagt in den größeren 1&1-Shops kostenlos enthalten – die einzigen Kosten, die anfallen, sind die Transaktionskosten, die zwischen 6 und 19 Cent liegen. Man benötigt dafür nur einen Akzeptanzvertrag mit einem Kreditkarteninstitut, wobei wir eigentlich alle Kreditkarteninstitute am Markt unterstützen. Unser System ist zudem AIS/SDP-zertifiziert und momentan arbeiten wir an der neuen PCI-Zertifizierung. Dies bedeutet, dass der Händler selbst mit den Kreditkartendaten gar nichts zu tun hat, die liegen nur noch im System. Um Buchungen, Stornierungen oder Umbuchungen vorzunehmen, wird rein über Transaktions-IDs auf die Daten zugegriffen – durch diese externe Datenhaltung vermindert sich das Haftungsrisiko für die Händler enorm.

Über diese Online-Zahlungsarten hinaus hat man ansonsten natürlich die Möglichkeiten, alle gängigen Zahlungsarten im Shop zu konfigurieren, also Vorkassen, Nachnahme, Rechnung. Und wir bieten auch iClear und PayPal an.

Eine Frage zum Bereich des Backoffices: Onlineshop-Händler müssen ja in Kommunikation mit den Kunden treten und diese – beispielsweise über Newsletter – auch halten. Zunächst zur Bestellabwicklung: sicherlich gibt es eine automatische Bestellbestätigung, aber gibt es darüber hinaus auch eine integrierte Lösung für die Abwicklung der Bestellungen oder bieten Sie Import-/Exportfunktionen an, so dass die Daten in externen Programmen weiterverarbeitet werden können?

Unser Backoffice bietet die Möglichkeit, die Bestellungen abzuwickeln, es sind also bis hin zum Rechnungsdruck alle wichtigen Funktionen vorhanden. Man kann die Kundendaten hinterher in eine eigene Kundenverwaltung übernehmen, und man kann diese Daten auch nutzen, um Newsletter an die Kunden zu senden. Ein weiteres Feature: Bestandskunden können ein Passwort festlegen, mit dem sie sich bei der nächsten Bestellung wieder authentifizieren können, so dass die bereits vorhandenen Daten den Kunden wieder zugeordnet werden können.

Allerdings muss man natürlich eine gewisse Abgrenzung machen: Wie weit geht der Shop und wo beginnt das Warenwirtschaftssystem. Unser Ziel war es nicht, eine vollwertige ERP-Lösung anzubieten, weil wir uns auf das Hosten und Betreiben der Shops konzentrieren wollen. Für unsere Zielgruppe ist eine kleinere Warenwirtschaft, wie sie beispielsweise von Lexware angeboten wird, gut geeignet. Hierfür haben wir in Zusammenarbeit mit Lexware eine Schnittstelle entwickelt, über die man aus deren Warenwirtschaft geänderte Artikeldaten in unseren Shop übernehmen kann und genauso Bestelldaten aus dem Shop abrufen kann, um diese in der Faktura weiterzuverarbeiten.

Kunden, die eine andere ERP-Lösung benutzen wollen, steht grundsätzlich aber auch der normale CSV-Import und -Export zur Verfügung, um den Katalog und die Kundendaten zu aktualisieren sowie um Bestelldaten herunterzuladen. Darüber hinaus stellt unser Support Kunden, die eine eigene Lösung programmieren wollen, auf Anfrage ein Dokument zur Verfügung, das die Automatisierungsschnittstelle des Shops beschreibt. Über diese lassen sich dann die wichtigsten Shop-Funktionen auch direkt aus einer externen ERP-Lösung fernsteuern.

Sie haben selbst bereits den Newsletter-Versand angesprochen: Das Marketing und dabei insbesondere der Newsletter-Versand sind für Shopbetreiber extrem wichtig. Welche Möglichkeiten bieten Ihre Shops in diesem Bereich? Haben Shop-Betreiber gegebenenfalls sogar Vorteile im Marketing durch den zentralen Verbund der Shops bei 1&1?

Unsere Shops bringen ein ganzes Set von Marketingfunktionen mit: So hat beispielsweise jeder unserer Shops die Möglichkeit, sein Artikelsortiment automatisch in Produktsuchmaschinen eintragen zu lassen. Shopbetreiber können so ihr Sortiment über diese Produktsuchmaschinen listen und darüber Kunden gewinnen. Zurzeit bieten wir hier Schnittstellen zu Froogle und Pangora an und es gibt sogar eine Sonderaktion, bei der 1&1-Shophändler ein Guthaben in Höhe von € 50,- bekommen, um kostenpflichtige Eintragungen in Produktsuchmaschinen über Pangora vornehmen zu können. Momentan arbeiten wir zudem an einer neuen Schnittstelle zu Kelkoo.

Eine weitere Marketingfunktion ist das Newsletter-Tool, das wir innerhalb der Kundenverwaltung der Shops anbieten. Es ermöglicht, ausgewählten Kundengruppen oder einzelnen Kunden, die man sich über eine Suchfunktion zusammengestellt hat, einen dezidierten Newsletter zuzusenden und darüber sein Shop-Angebot zu vermarkten.

Basis des Marketings sind die Nutzungsdaten. Welche statistischen Tools bieten Ihre Shops an? Gibt es integrierte Auswertungen oder kann man die Daten aus dem Shopsystem herausziehen, um sie selbst – z.B. mit externen Programmen – zu analysieren?

Wir bieten allen unseren Webhosting-Kunden eine Möglichkeit, die HTML-Logs ihrer Webseiten selbst zu analysieren. Hierfür stellen wir ihnen mit unserer 1&1-Webstatistik eine grafische Darstellung der wichtigsten Webseitendaten zur Verfügung. Diese HTML-Log-Daten können natürlich auch heruntergeladen und extern weiterverarbeitet werden.

Speziell für die Shops loggen wir zusätzlich alle wichtigen Shop-Aktionen wie "Artikel in den Warenkorb gelegt" und "Artikel bestellt" oder "Artikel gesucht" in einer speziellen Log-Datei im so genannten ‚ShopSuxess-Format‘ mit. Diese Daten stehen den Kunden ebenfalls zur Verfügung, um sie mit einem Tool ihrer Wahl auszuwerten.

Welche spezifischen Stärken, die wir bisher vielleicht noch nicht angesprochen haben, sehen Sie für das 1&1-Webshopsystem?

Meiner Erfahrung nach ist für Shopbetreiber die rechtliche Situation, in der er sich bewegt ein sehr wichtiger Aspekt. Die Rechtsprechung ist in diesem Bereich stark im Fluss, sie kann sich von Monat zu Monat ändern. Jede Gerichtsentscheidung kann da wieder andere Vorgehensweisen bedeuten. Deswegen haben wir bereits seit einigen Jahren eine Kooperation mit der Trusted Shops GmbH aus Köln. Betreiber von 1&1-Shops können sich durch Trusted Shops zu vergünstigten Konditionen zertifizieren lassen.

Dies ist deshalb möglich, weil unsere Shops bereits von Haus aus den Prüfungskriterien für dieses Gütesiegel entsprechen, da wir mit Trusted Shops sehr eng zusammenarbeiten. So sorgen wir regelmäßig dafür, dass die Formulierungen, die als Standardtexte in den Shops verwendet werden – beispielsweise für die Bestellbestätigung, aber auch für den gesamten Warenkorb- und Checkout-Prozess – den rechtlichen Bedingungen entsprechen. Die Händler können sich daher darauf verlassen, dass eine Shop-Zertifizierung schnell und einfach über die Bühne geht.

Dadurch haben die Händler die Möglichkeit, ein vertrauensvolles Umfeld für ihren Shop zu schaffen. Denn um Kunden dazu zu bewegen, bei einem unbekannten Shop einzukaufen, kommt es in erster Linie darauf an, dass die Interessenten Vertrauen zu der Marke, zu dem Namen des Shops haben. Der Shop muss gut aufgebaut und übersichtlich gestaltet sein. Wenn der Kunde die Informationen, die er sucht, gut findet, wird er auch schnell Vertrauen bekommen.

Dies in Kombination mit vertrauenswürdiger Zahlungsabwicklung setzt den Händler in eine Position, auch über einen kleinen Onlineshop eine Marke aufzubauen und damit mittelfristig auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Herr Jentzsch, danke für das Interview.

Herrn Jentzsch erreichen Sie unter tobias.jentzsch@1und1.com, die Website von 1&1 erreichen Sie unter www.1und1.com. Das Interview wurde am Rande des Linuxtages geführt, auf dem 1&1 Aussteller war.


Erläuterungen:
Shopsuxess-Format: Ein vom Unternehmen Exody entwickeltes Format für Logs von Onlineshops (PDF, 102 kb). Das Format ist von Exody beim W3C zur Standardisierung eingereicht worden.

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