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Europa nicht verschont…

"Europa ist verschont geblieben" – rufen sich die unter dem unbarmherzigen Beschuss der Aliens im neuen Spielberg-Film "Der Krieg der Welten" die verzweifelten Amerikaner zu. Mit dem selben Spruch möchten sich die europäischen Shophändler vor dem Hintergrund der Serie US-amerikanischer Skandale rund um Kreditkarten- und Identitätsdiebstahl ermutigen. Nur stimmt dies leider ebenso wenig wie das Gerücht im Spielberg-Film: Auch unter europäischen Kunden wächst das Misstrauen – und damit die Enthaltsamkeit, was Shopping oder Online-Banking angeht.

In den letzten Wochen und Monaten häuften sich die Meldungen über massiven Datendiebstahl in den USA, zuletzt erschreckte die Meldung über den Diebstahl von rund 40 Millionen Kundendaten, darunter 13,9 Millionen MasterCard-Kunden, Ende Mai. Bei diesem bisher größten Coup waren auch Deutsche betroffen, die in den USA eingekauft hatten, weswegen die Postbank bei 2500 Kunden nun die Karten austauschen will.

Immer wieder ist Schlamperei (Mit-) Schuld an solchen Datendiebstähle, so waren die Kundendaten im obigen Fall einfach im Firmennetzwerk gespeichert worden. Hier setzt die neue PCI-Zertifizierung von Visa und Mastercard an, nach der die Datenspeicherung stark eingeschraenkt wird. Allerdings war auch die Speicherung im Netzwerk des bestohlenen Unternehmens per Bestimmungen verboten gewesen – dennoch fanden die Hacker die Daten dort vor.

Ist die Schlamperei beim Umgang mit Kundendaten in den USA also weit verbreitet? Die Kunden nehmen es an – und verweigern sich: "Beunruhigend ist, dass die Leute mit ihrer Tastatur abstimmen" kommentiert Chris Voice, Vizepresident Technologie des Sicherheitsunternehmens Entrust das Verhalten der Kunden gegenüber der E-Commerce Times.

Entrust hatte im vergangenen Oktober sowie im März dieses Jahres repräsentative Untersuchungen zu den Sicherheitsbedenken von Internetusern durchführen lassen. Während die Untersuchungen im Herbst 2004 auf den US-amerikanischen Markt zielten, wurden in diesem Frühjahr Nutzer aus Großbritannien und Deutschland befragt.

Ging man bisher davon aus, dass vorwiegend die US-Amerikaner (zu Recht) von Sicherheitsbedenken geplagt werden, zeigt die Entrust-Untersuchung, dass auch auf dieser Seite des großen Teiches die Onlinewelt mehr und mehr erschüttert wird.

Kunden sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien berichteten, dass sie durch Sicherheitsbedenken davon abgehalten werden, mehr Online-Banking-Aktivitäten und Online-Einkäufe zu tätigen! Die Ergebnisse im Überblick:

Dennoch: "It’s all about trust" kommentiert Tanya Candia die Herausforderungen und ruft eindringlich dazu auf, sich des Problems anzunehmen. Dem kann man sich von hier aus nur anschließen, immerhin ist die Sensibilität im Umgang mit persönlichen Daten hierzulande traditionell viel geschärfter. Mag mancher auch hin und wieder über die hohen Datenschutzanforderungen stöhnen – gerade sie dürften (noch) den Unterschied im Kundenvertrauen ausmachen.

Herzlich aus Hürth
Nicola Straub

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