Hersteller von ausschließlich über das Internet angebotenen Waren gehen nicht nur das E-Commerce-Geschäft mit einer anderen Schwerpunktsetzung an als reine Onlinehändler – auch wenn es um das Thema einer kanalübergreifenden Präsenz geht, setzen diese Hersteller/Händler andere Akzente: In der Regel kommt dabei im stationären Umfeld neben dem Warenverkauf der Warenpräsentation eine größere Bedeutung zu. Das zeigt auch das Beispiel der Online-Möbelmarke Fashion For Home.
Das 2009 gegründete Unternehmen mit Sitz in Berlin lässt seine Designermöbel von einem Pool namhafter internationaler Gestalter entwerfen und nach dem jeweils besten Preis-/Leistungsverhältnis von Auftragsfertigern in Deutschland, Skandinavien und Osteuropa herstellen. Preisvorteile erzielt Fashion For Home dadurch, dass erst mit der Bestellung des Kunden der Startschuss für die Produktion des Möbelstücks fällt. Seit seiner Gründung hat der Online-Möbelhändler bereits mehr als 100.000 Kunden beliefert und bietet in seinem Onlineshop ein Sortiment von mehr als 8.000 Wohnartikeln und Accessoires an. Dabei ist der Erfolg von Fashion For Home auch in Anlegerkreisen nicht unbemerkt geblieben und sind inzwischen die Investoren Acton Capital Partner und Holtzbrinck Ventures an dem Unternehmen beteiligt.
Den Schritt in den stationären Handel vollzog Fashion For Home im August 2012 mit der Eröffnung eines Showrooms in der unweit von Friedrichstraße und Gendarmenmarkt im Herzen Berlins gelegenen Behrenstrasse. Dort zeigt der Internethändler auf über 400 Quadratmetern eine quartalsweise wechselnde Möbelausstellung aus Design-Highlights und Bestsellern seines Online-Sortiments. Kunden können in dem Showroom an großen Terminals im Onlineshop von Fashion For Home stöbern und unterschiedliche Varianten der im Store ausgestellten Möbel ansehen sowie auch direkt online bestellen. Unterstützung erhalten die Besucher des Ladengeschäfts von Einrichtungsexperten vor Ort.
Stationäres Geschäft bietet Mehrwerte zum Onlineshop
„Der Berliner Showroom macht die Marke Fashion For Home und die Qualität unserer Produkte für Kunden und Mitarbeiter offline erlebbar“, erklärt CEO Marc Appelhoff die Intention hinter der Eröffnung des stationären Geschäfts. Besucher könnten so das hochwertige Sortiment von Fashion For Home in Realität kennenlernen und – besonders wichtig für den Online-Möbelhändler – auch „probewohnen“.
Durch die in dem knappen Jahr seit der Eröffnung des Ladengeschäfts gesammelten Erfahrungen sieht Appelhoff die kanalübergreifende Strategie seines Unternehmens bestätigt: „Wir erhalten durchwegs ein sehr positives Feedback von unseren Kunden und Besuchern des Showrooms.“ Dabei wüssten die Konsumenten vor allem die im Netz nicht darstellbaren Einkaufsmöglichkeiten zu schätzen, wie beispielsweise das breite Angebot an Stoff- und Ledermustern zum Anfassen. Zudem setzt Fashion For Home in dem Showroom auf die Beratungskompetenz ausgebildeter Inneneinrichter, um so die Vorzüge des hochwertigen Möbelangebots adäquat zu präsentieren und gleichzeitig professionelle Einrichtungstipps mitzuliefern – ein Service, der sich laut Appelhoff bei den Kunden großer Beliebtheit erfreut.
Einzelmodell mit Beispielkraft
Für Fashion For Home ist der Berliner Showroom ein klassischer „Flagship-Store“, bei dessen Konzipierung nicht an die Eröffnung weiterer Filialen oder gar eine ganze Ladenkette gedacht wurde. „Aktuell gibt es keine konkrete Planung dazu“, stellt Firmenchef Appelhoff klar. „Im Kern fokussieren wir uns auf den Onlineverkauf unserer Produkte im Internet.“
Der CEO von Fashion For Home hält es daher auch nicht für angebracht, aus den Erfahrungen in Berlin generelle Rückschlüsse auf die Perspektiven der Vermischung von On- und Offlinehandel zu ziehen. „Wir sind überzeugt, dass der Berliner Showroom eine sinnvolle Ergänzung unseres Online-Markenauftritts ist“, erklärt Appelhoff. „Verallgemeinern lässt sich das aber nicht, da wir kein reiner Onlinehändler, sondern eben gleichzeitig auch Hersteller sind.“
Dennoch dürfte das Beispiel Fashion For Home typisch sein für Onlinehändler, die in Handelsbereichen angesiedelt sind, in denen es um großformatigere, hochwertige und vor allem sehr stark geschmacks- und emotionsbezogene Artikel geht. Selbst wenn ein Lagershop dem schlanken Geschäftsmodell von Fashion For Home eigentlich eher entsprechen würde, legt die Erwartung der Kunden doch eine Showroom-Lösung nahe, die eine Präsentation der Möbel in einem Phantasie und Kaufimpulse anregenden Umfeld ermöglicht. Das gilt auch für Kunden, für die es aufgrund der räumlichen Entfernung gar nicht in Frage kommt, den Showroom von Fashion For Home zu besuchen: Die bloße Tatsache, dass es sich bei dem Möbelhändler um mehr als „nur“ einen Internethändler handelt, trägt zum Wertempfinden der Markenwahrnehmung bei, steigert das Kundenvertrauen und erhöht die Attraktivität des Möbel-Labels.
Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.
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