Die aktuelle Sonderauswertung des vom ECC Handel erhobenen Konjunkturindex e-KIX beschäftigt sich mit dem Thema der Bezahlabwicklung in Onlineshops und kommt dabei zu dem Schluss, dass viele Händler durch unattraktive Bezahlmethoden freiwillig auf Umsätze verzichten. So ergibt die Studie, dass sich 27,1 Prozent aller Onlinehändler vor Zahlungsausfällen schützen, indem sie grundsätzlich keinen Rechnungskauf und/oder Lastschriftzahlungen anbieten.
In eine ähnliche Richtung deuten auch die Anfang 2011 erhobenen Zahlen des E-Commerce Leitfadens: Demzufolge wird die bei Kunden ungeliebte Vorkasse per Überweisung von 83 Prozent der Onlineshops angeboten und ist damit weiterhin die am stärksten verbreitete Bezahloption im Internet. Die Zahlung per Rechnung bieten laut dem E-Commerce Leitfaden zwar 45 Prozent der Händler an, doch weisen die Studienautoren darauf hin, dass der Rechnungskauf in vielen Fällen nur auf den B2B-Onlinehandel beschränkt ist.
So verständlich die Angst der Shopbetreiber vor einem Zahlungsausfall ist, bei den Kunden könnten Onlineshops mit dem Rechnungskauf jedenfalls punkten. So belegt eine Studie des Versandhandelsverbands bvh aus dem Jahr 2011, dass 40 Prozent der Online-Shopper den Rechnungskauf anderen Zahlungsarten wie Vorauskasse, Paypal oder Nachnahme vorziehen. Dieses Ergebnis geht konform mit einer im Shopbetreiberblog veröffentlichten Umfrage: Wird in einem Shop beispielsweise nur Vorkasse angeboten, sehen sich 79 Prozent der User nach einer Alternative (also einem anderen Anbieter) um. Bei einer Kombination von Vorkasse und Rechnung hingegen sinkt die Abbruchquote auf 10 Prozent und zahlen 84 Prozent der damit gewonnenen Kunden per Rechnung.
„Die Onlinehändler verschenken damit gewaltiges Potenzial, denn gerade der Kauf auf Rechnung und das Lastschriftverfahren sind die in Deutschland beliebtesten Zahlungsarten im E-Commerce“, erklärt Beate Rank, Geschäftsführerin von Rakuten Deutschland, einem der Partner des e-KIX.
Uwe B. meint
Sind denn auch der Aufwand und die Kosten für das Mahnwesen/ Inkasso gegen gerechnet worden? Oder die Gefahr der Insolvenz wegen ausbleibender Zahlungseingänge? Wie viel Sinn machen die Anbieter wie z.B. Paymorrow mit Kosten von ca. 5-8% der Rechnung? Hier wird immer nur die halbe Wahrheit runter gebetet, wie mit Facebook! 😉
H.P. meint
Neben den Kosten die der Kauf auf Rechnung aufwirft stellt sich auch noch die Frage inwifern Kunden die automatische Abtretung der Forderung an einen Dritten sowie das vor dem Rechnungskauf an sich stattfindende Scoring finden. Ich wäre vorsichtig was Pauschalaussagen wie „Rechnungskauf ist toll“ betrifft, der Kunde bezahlt schließlich die Kosten und unterzieht sich min. einer Bonitätsprüfung wenn das über eine Drittplatform stattfindet. Für mich persönlich ist das inakzeptabel, da kaufe ich lieber bei einem ordentlichen Shop und zahle per Vorkasse, Risiko habe ich ja bei dieser Zahlart nur wenn der Shop unseriös ist undnicht liefern würde. Zudem wird bei Vorkasse gern mal Skonto gewährt, immerhin kann man also hin und wieder auch mal 2% sparen. Dank Onlinebanking ist eine Überweisung schnell erledigt, insofern ist das kein Thema. Beim Kauf auf Rechnung ist der Aufwand nicht geringer da ja auch hier, wenn auch später, überwiesen werden muss.
Shopsoftware Rechnungskauf meint
Sehe ich auch so. Ich wäre als Shopbetreiber bei solchen Kosten dann eher bemüht den Kunden Richtung Kreditkarte oder PayPal zu drängen, da diese Zahlarten deutlich günstiger sind.
Es gibt zumindest in der Mode-Branche dann noch ein weiteres KO-Kriterium für den Rechnungskauf: Die unglaublich hohe Retourenquote! Auch die verschweigen viele gern. Kunden die noch nichts bezahlt haben, schicken viel eher einen Großteil der Ware wieder zurück, als derjenige, der schon die Belastung auf seiner Kreditkarte hat.
Ebenso ein Nachteil ist die Kapitalbindung. Bei den Zahlarten, wo das Geld quasi mit „Bestellung absenden“ dem Shopbetreiber zufließt kann dieser mit dem Geld wieder arbeiten. Beim Rechnungskauf nicht.
Viele Shops bieten den Rechnungskauf an, aber erheben saftige Gebühren. Das ist ein natürliche Möglichkeit den Besucher in eine andere Zahlart zu drängen.
In jedem Fall ist das alleinige Anbieten des „Kauf auf Rechnung“ eine Vertrauensmaßnahme. Es macht sich gut, wenn man damit werben kann. Aus dieser Sicht kann es allgemein gesagt durchaus ein Umsatztreiber sein..
Marcel meint
Der Rechnungskauf ist ein Freibrief für Internetbetrüger. Solche Menschen suchen ganz gezielt nach kleinen online shops, die die Zahlung auf Rechnung anbieten (s. google Analytics). Sie gehen davon aus, das aufgrund der Größe des shops kein vernünftiges Scoring stattfindet. Dann bestellen Sie auf Rechnung und zahlen nicht. Die Bestellbeträge sind bewusst so niedrig gewählt, dass sich das gerichtliche Mahnverfahren für den Händler finanziell nicht lohnt.
Aus diesem Grund bieten wir den Kauf auf Rechnung im B2B Bereich und nach vorheriger Prüfung an. Endverbraucher haben ab der dritten Bestellung die Möglichkeit, auf Rechnung zu kaufen. So haben wir für den Fall der Fälle zumindest die richtige Adresse.
Steffen meint
Da schließe ich mich den bisherigen Kommentatoren an…Rechnungskauf selbst abzuwickeln ist mit zu vielen Risiken verbunden…und eine Payment Provider mit einzubinden bedeutet z.B. 30€ monatliche Grundgebühren und Transaktionskosten von min. 3,25% plus Ausführungskosten von 1,69€ zzgl Mwst. – da sollte man genau rechnen können…wir bieten 3% Skonto bei Vorkasse und Trusted Shops an, mehr kann man meiner Meinung nach dem Kunden nicht entgegenkommen – solche Meldungen wie die obige sind immer mit Vorsicht zu behandeln und trifft auf, mit den zur Zeit durchgeführten Sales Aktivitäten eines schwedischem Anbieters zusammen…und außerdem war die Frage des Monats Feb. 2012: „Können Ihre Kunden in Ihrem Online-Shop zwischen verschiedenen
Zustelldiensten (z.B. DHL, Hermes, etc.) auswählen?“
Ralf Clasen meint
Seit wir im Januar unsere Marktstudie zu Zahlungsgarantien für den Rechnungskauf veröffentlicht haben, werden wir als eCommerce Berater immer wieder auf das Thema angesprochen.
Dabei sammelt man eine Menge Infos aus dem Markt: Beispielsweise ist es für viele Branchen wirklich schwer eine bezahlbare Zahlungsgarantie zu bekommen. Oft wird auch gar keine angeboten. Dann ist man wieder dabei, das Risikomanagement selbst durchzuführen. Und das klappt auch – manchmal mit ganz simplen Methoden wie einem Telefonanruf…