Nun ist der neue Marktplatz unter quelle.de also gestartet. Erste Eindrücke: Das Marktplatzlayout gefällt mir: Sehr aufgeräumt und klar, die Kunden-Argumente zentral und deutlich gelistet („Neuware, kostenloser Rückversand, sichere Zahlung, geprüfte Händler“). Einzig den Liveticker hätte ich etwas klarer abgegrenzt; so fällt er erst durch die Bewegung auf. Immerhin: Bewegung zeigt er, und nicht zu knapp. Ob da derzeit ein Skript laufend Produkte in den Warenkorb legt*? Oder stürmen die Kunden nach nur fünf Tagen Live-Betrieb tatsächlich bereits so an die Kassen? Alle 5-6 Sekunden gibt es einen neuen Live-Ticker-Eintrag…
Datenhygiene noch verbesserbar
Ebenfalls (noch) relativ aufgeräumt sind die Produktdaten, so dass identische Produkte auch zusammengefasst sind. Die Filtermöglichkeiten sind rubrikenspezifisch angepasst, aber noch ausbaufähig. So kann man bei Rädern nach Herren/Damen/Kindern…, Einsatzzwecken, Marken etc. filtern – nicht aber (leider) nach Größe (Radumfang, Rahmenhöhe). Auch die Markendefinition ist nicht überall sauber, so gibt es als Markenauswahl sowohl ‚LEGO‘ als auch ‚Lego‘. Hier sollte noch nachgebessert werden, denn bisher ist das Sortiment noch überschaubar:
Trotzdem sind die einzelnen Rubriken rund um die Kategorien „Elektronik“, „Garten & Baumarkt“, „Sport & Hobby“ sowie „Wohnen“ teilweise relativ spärlich besetzt – Händler die jetzt zusteigen, dürften noch viele freie Nischen finden. Wenn aber das selbstverfasste Ziel von „mehr als eine Million Produkte“ „in Kürze“ tatsächlich erreicht wird, können solche Unschärfen in den Produktdaten das Einkauferlebnis zu einem „Rechercheerlebnis“ a la Amazon verwandeln, wo sich trotz des rigorosen EAN-Gebotes eine Produktsuche mittlerweile ja oft recht aufwendig gestaltet. Bereits jetzt können Kunden sich in den gleichförmigen Listenansichten mit oft identischen Abbildungen und Bezeichnungen schon leicht verlaufen, beispielsweise wenn iPads in der Listenansicht gleichlautend aber mit rund 100,- Euro Unterschied angeboten werden und nur aus den in den jeweiligen Details gelisteten Daten hervorgehet, dass beide Modelle sich im Speicherplatz unterscheiden. Da man zudem nicht sieht, welche Produktdetails man bereits betrachtet hat, münndet eine Suche leicht in orientierungslosen Vor- und Zurückklicken. Da wären Varianten doch angebrachter…
Händlerkonditionen
Apropo zusteigen – die Konditionen für Händler sind:
„Einmalige Zugangsgebühr: 100,- Euro“, danach „Monatliche Gebühr: 50,- Euro“ plus Verkaufsprovisionen:
- Elektronik: 7%/15%
- Wohnen, Sport und Hobby: 15%
- Garten und Baumarkt: 12%
- Fahrräder: 10%
Die Monatsgebühren werden zum jeweiligen Monatsbeginn fällig, die erste Rate also direkt nach Registrierungs-Abschluss. Die Kündigungsfrist beträgt 14 Tage zum Monatsende.
Zahlungsabwicklung inkl. Ausfallrisiko
Im Gegenzug übernimmt quelle.de die Zahlungsabwicklung inkl. des Zahlungsausfallrisikos. Als Zahlarten werden angegeben: PayPal, sofortüberweisung, giropay, Kreditkarte, Rechnung sowie Ratenzahlung über die Santander-Bank.
Für Kunden also durchaus attraktive Zahlarten, unverständlich aber, warum quelle.de zur Registrierung zwingt: Es sollte sich doch mittlerweile wirklich herumgesprochen haben, dass diese Hürde für einige Kunden abschreckend wirkt und somit Konversion frisst.
Händler erhalten ihr Geld 18 Tage nach Lieferung, wenn es keine Retoure gegeben hat.
Kundendaten ‚gehören‘ Quelle.de
Quelle.de liefert neben dem Zahlungsmanagement sowie den Portalfunktionen auch zentrale „rechtssichere“ Texte und den 1st-Level-Kundensupport. Im Gegenzug werden allerdings die Kundendaten behalten, d.h., Händler auf quelle.de erhalten im Regelfall nur die für den Versand notwendigen Daten. Kundenafragen zu Produktdaten werden über quelle.de per Weiterleitung an den Händler bearbeitet.
Überhaupt können sich Händler nur spärlich präsentieren: Der Händlername wird als reiner Text eingeblendet, ein Logo erscheint nur beim Überfahren des ‚Info-i‘. Ebenso nüchtern (aber mit Logo) präsentiert sich die Händler-Info als reine Adressinformation. Immerhin: Händler können als Favorit gekennzeichnet werden – aber natürlich (leider) wieder nur mit Login. Die Funktion, sich alle Produkte eines Händlers anzusehen, ist reichlich versteckt. Andererseits können Händler jedoch auf quelle.de eigene Markenshops anlegen.
Anforderungen an die Händler vor allem bezüglich der Abwicklung
Um das Kunden-Versprechen „geprüfte Händler“ einzulösen besteht quelle.de auf bestimmten Voraussetzungen bei den anbietenden Händlern: Neben den entsprechenden Unternehmensnachweisen (z.B. Handelsregistereintrag etc.) und der Fokussierung rein auf originalverpackte Neuware sind dies Vorgaben zur Auftragsabwicklung:
So müssen die Sendungen eine „ordentliche Verpackung“ haben und der Händler ein „gutes Retourenhandling“ vorweisen. Die (selbst angegebenen) Lieferzeiten müssen eingehalten werden und die Versandkosten müssen „handelsüblich“ sein – hierfür gibt quelle.de vier Versandkostengruppen vor: „versandkostenfrei, Briefware, Paketware, Speditionsware“, denen ein Produkt zugeordnet sein muss. Die eigentlichen Kosten können aber variieren, so versendet ein Händler iPads für 4,99 Euro, ein anderer für 4,50 Euro.
Ich bin gespannt auf die ersten Erfahrungen mit dem neuen Marktplatz – teilen Sie uns Ihre ersten Eindrücke und Verkaufserlebnisse mit! Ich würde mich sehr freuen!
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
*Und jede Minute kauft einer ein Sylvester-Wandtattoo, während in den Warenkörben Unmengen an Biederlack-Plaids und HP-Geräten landen. Liebe Programmierer: Das sollte doch etwas unauffälliger gestaltbar sein, oder? Verkauft doch bitte Kunden nicht für sooooo blöd!
H.P. meint
Auf die Frage nach dem CSV Format war man so beschäftigt das man erst eine umfangreiche Mail mit allen möglichen Angaben haben wollte.
Schätze mal das Ding ist arg beta und wird wohl primär mit Otto Zeugs laufen und ein paar Anfangspartner haben die auch sonst überall drauf sind.
Die Zukunft wird zeigen ob ein solch abgeschottetes Modell überhaupt noch Chancen hat. Da die Kundendaten bei Quelle verbleiben bedeutet das eine Bindung an den Marktplatz die schon bei eBay / Amazon eine für den Händler unfeine Angelegenheit bedeutet. Da die Provisionshöhe eine Menge Sortimente mit dünnen Margen defacto ausschließt werden sich die üblichen Verdächtigen auf dem Portal tummeln. Ob die Welt ein solches Portal dann braucht wird sich vermutlich recht schnell entscheiden. 🙂
Tobias meint
der „Live-Ticker“ ist ein Witz, die stets gleichen 12-15 Produkte wiederholen sich in einer Endlos-Schleife…. Unfassbar, wie man da veräppelt wird. Aber laut Live-Einblendung wird minütlich und stets aufs Neue eine unfassbar hässliche violette Plastik-Vase verkauft. Na was wohl der Anbieter dafür an Quelle bezahlt hat…..