In unserer Interviewreihe "Leute des E-Commerce – sieben Fragen, sieben Antworten" befragten wir diesmal einen Händler, der vor einiger Zeit einen Onlineshop wegen zu großem Erfolg verkaufen mußte, wir berichteten.
Sollte er nochmals in diese Verlegenheit kommen, würde es Jens Börner von Börner’s Meisenresidenz beim nächsten Mal jedoch anders machen, wie er uns versicherte.
1.) Was ist Ihr Kernprodukt/-thema und wer Ihre Zielgruppe im E-Commerce?
Ich verkaufe Vogelhäuser und Nistkästen. Durch diese enge Produktschiene fühlen sich überwiegend Menschen der mittleren bis älteren Generation angesprochen.
2.) Ist Ihr Onlineshop Bestandteil einer Multichannel-Strategie oder der einzige Vertriebskanal?
Zurzeit ist der Onlineshop der einzige Weg, auf dem ich meine Produkte vertreibe. Da ich mir aber derzeit ein neues Lager einrichte, weil die Garage zu Hause zu klein geworden ist, habe ich vor, in naher Zukunft auch Lagerverkäufe anzubieten. Mal sehen, vielleicht wird längerfristig ja ein stationärer Laden daraus. Ich bin in diesem Punkt sehr offen.
3.) Wo sehen Sie momentan die größten Defizite beim E-Commerce und welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen für Ihr Onlinegeschäft noch?
Ich habe einige Probleme mit dem Versand. Bis zu einer Packungs-Größe von 60x60x120 cm befördern die Paketdienste die Waren zu moderaten Preisen. Doch wenn die Maße nur fünf cm darüber hinausgehen, schnellen die Versandkosten explosionsartig in die Höhe. Ich würde mir wünschen, dass sich ein Transportunternehmen mit anderen Konditionen für diese Bereiche etabliert. Das ist schließlich eine Marktlücke, weil ich bestimmt nicht der einzige Händler bin, dem es so geht.
Ein weiteres Problem sehe ich in den Abmahnungen, von denen wir kleinen Händler ständig bedroht sind. Das halte ich für reine Geldmacherei von einigen Rechtsanwälten. Der Gesetzgeber hat meines Erachtens die Pflicht, diesem Unwesen einen Riegel vorzuschieben.
4.) Es gibt ständig neue Entwicklungen und besonders ‚hippe‘ Themen rund um den E-Commerce. Seien es Blogs, Ajax, Web 2.0 oder wie die aktuellen Buzz-Words gerade heissen. Welche aktuelle Entwicklung finden Sie spannend und planen Sie evtl. auch etwas davon einzusetzen?
Ich habe auf der Webpräsenz meines Shops einen Blog, in dem ich meinen Kunden die neusten Nachrichten aus der Vogelwelt mitteile. Da meine Kundschaft in der Regel etwas älter ist und neuen Strömungen zunächst kritisch gegenübersteht, halte ich mich zurück, wenn es darum geht, neue Fachbegriffe einzuführen.
5.) Was war die letzte Optimierungsmaßnahme, die Sie in Ihrem Shop vorgenommen haben (und war sie erfolgreich)?
Mein Umstieg von osCommerce zu Tradoria im vergangenen Jahr hatte ungeahnte Auswirkungen. Der Erfolg war so umwerfend, dass ich meinen Hund-Shop nach vier Monaten verkaufen musste, weil ich die Nachfrage im Nebenberuf nicht mehr bewältigen konnte.
Zurzeit streben wir die Zusammenarbeit mit einem professionellen Texter an, der die Artikel beschreiben soll. Ich hoffe, dass der Umsatz dadurch noch mehr steigt und vor allem die Kunden sich stärker an meine Produkte gebunden fühlt. Die ersten zehn Beschreibungen habe ich in Auftrag gegeben, und bin sehr gespannt, was dabei herauskommt.
6.) Aus welchen Bestandteilen besteht Ihr Marketing-Mix (in % oder in der Reihenfolge der Wichtigkeit)?
An den „Google-AdWords“, also der Anzeigenschaltung auf der Suchmaschine, geht leider kein Weg vorbei.
7.) Auf welche Methoden setzen Sie bei der Kundenbindung?
Wichtig sind natürlich qualitativ gute Artikel und ein schneller Versand. Außerdem freut es Kunden – mehr als jede Werbung – wenn man ab und zu mal ein kleines Geschenk dazulegt.
Und die Zusatzfrage: Welche Webseiten besuchen Sie momentan am liebsten?
Oh, das sind nur zwei, und sie hängen auch noch zusammen, nämlich http://www.tradoria.de und http://forum.tradoria.de.
margarete meint
habe mir mal die Bewertungen von tradoria angesehen;- 87 Verkäufe in 9 Monaten, also etwa zehn pro Monat ist nicht so umwerfend !! und schon gar nicht so hoch, dass man es nicht bewältigen könnte…. also, für mich klingts irgendwie gekauft oder nach tradoria-Eigenwerbung??….
shopanbieter.de meint
Das Interview selbst ist natürlich weder gekauft noch Tradoria-Eigenwerbung!
Zum Verkauf – dieser wurde damals auch im Tradoriaforum veröffentlicht. Da könntest Du die Historie bei Interesse nochmals nachschlagen. Ich denke daraus erschliesst sich dann schon, dass auch das keine gezielte Aktion war. Gut – hier bin ich tatsächlich etwas im Vorteil, da ich weiss das dem nicht so war.
Übrigens, lässt die Anzahl der Bewertungen nur bedingt einen Rückschluss auf die Anzahl der Verkäufe zu.
Jupp meint
Niemand verkauft einen Online-Shop „wegen zu großem Erfolg“. Was für ein Witz!