Das Rat Race der Amazon-Aufkäufer um die besten Schnäppchen auf dem deutschen Markt wird immer hektischer. Während sich die einen mit immer noch größeren Finanzspritzen gegenseitig überbieten, gibt es auch einen ersten Aussteiger: Brands United will vorerst keine weiteren Amazon-Marken mehr akquirieren.
Deutsche Amazon-Händler mit starken Eigenmarken werden von professionellen FBA-Aufkäufern derzeit regelrecht belagert. Dabei scheint die Devise zu gelten: Wer mehr Kapital zu vergeben hat, wird das Rennen machen. Vor drei Wochen ließ der Berliner Aufkäufer SellerX, gegründet von Philipp Triebel und Malte Horeyseck, verlauten, man habe sich eine weitere Finanzspritze von 26 Millionen Euro von seinen Investoren geben lassen – nachdem das Unternehmen erst letzten November mit einer Start-Finanzierung von 100 Millionen Euro in den Markt eingetreten war.
Vor einigen Tagen antwortete darauf dann Thrasios Deutschland-Chef Sami Turkie dann in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“, man wolle 500 Millionen US-Dollar für Zukäufe in Deutschland und Europa ausgeben.
Das wiederum wollte BBG nicht auf sich sitzen lassen und gab ihrerseits eine Bankenfinanzierung über 200 Millionen Euro bekannt, mit der man die neue Anfkauf-Strategie aufpolstern will.
Brands United kauft keine FBA-Marken mehr
In einem Rennen, in dem mit dreistelligen Millionenbeträgen nur so um sich geworfen wird, ist zu erwarten, dass früher oder später jemand aus der Kurve fliegt. Und tatsächlich gibt es jetzt den ersten Aussteiger: Brands United, letztes Jahr gegründet von Dieter Pfeffer und Marc Nußbaumer, kauft aktuell keine FBA-Unternehmen mehr auf. Das bestätigte uns CEO Marc Nußbaumer per Mail. Stattdessen wolle sich das Unternehmen auf das ursprüngliche Geschäftsmodell von Nußbaumers alter Firma Argentum 360 konzentrieren und Schmuckmarken auf Amazon aufbauen. Vom Geschäftsmodell des Markenaufkaufs im großen Stil aus verschiedensten Produktbereichen hat das Unternehmen dagegen Abstand genommen.
Im Februar hatte Mitgründer und Ex-KW Commerce-Mitarbeiter Dieter Pfeffer das Unternehmen verlassen. Er verkauft seitdem mit seinem neuen Unternehmen NeedIt wieder (wie schon zuvor bei Tradora) elektronische Parkscheiben. Die Website von Brands United ist bereits offline.
Mit Brands United verlässt ein Player das Rennen, der letzten Herbst durchaus selbstbewusst gestartet war. Die erfolgreiche Übernahme einer FBA-Marke konnte das Unternehmen während seiner kurzen Präsenz am Markt nicht vermelden.
Die Führungsgruppe aus Thrasio, BBG, SellerX und Razor Group setzt sich ab
Auch von anderen rund um den Jahreswechsel gestarteten Aufkäufern wie Amazon Brands Group, Orange Brands, plusultragroup oder Zeelos hört man seit den meist vollmundigen Start-Meldungen nichts mehr. Noch gut im Rennen sind dagegen Thrasio, BBG und SellerX, dazu noch die Razor Group, die vor einem Monat mit der Übernahme von Happy Po einen prominenten Erfolg vermelden konnte.