eBays Kampf gegen Amazon schien für manche verloren. Doch das Blatt könnte sich wenden, bzw. war nie so, meinen einige Marktplatz-Experten.
In den vergangenen Jahren hat eBay ordentlich auf die Mütze bekommen, bzw. musste scheinbar tatenlos zusehen, wie Amazon mit neuen Innovationen scheinbar immer müheloser davonzog. Die ganze Branche spricht scheinbar nur noch davon, wie man auf Amazon am erfolgreichsten verkaufen kann. Oder was man Amazons Dominanz entgegensetzen kann. Sogar auf der letztwöchigen Neocom 2016 gab es kaum einen Vortrag, der sich nicht mit Amazon beschäftigte.
Selbst schuld, meinen einige. Schließlich hieß es bei eBay jahrelang nur: „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Mal waren sie Flohmarkt, dann wollten sie gewerblichen Verkäufern und Marken eine professionelle Plattform bieten, nur um etwas später wieder den Flohmarkt-Charakter zu betonen. Alles was angepackt wurde schien nur halbherzig oder gar nicht zu Ende gebracht zu werden. Und die Liste der Punkte auf der Unzufriedenheits-Skala von eBay-Händlern schien ständig länger zu werden.
Soweit zumindest die Außenwahrnehmung. Das ist ja aber immer so eine Sache. Insgesamt konnte man aber durchaus den Eindruck gewinnen, dass sich Amazons volle Konzentration auf den Kunden in überdurchschnittlich hohe Wachstumszahlen auszahlt, während sich eBay selbstzufrieden vor allem mit sich selbst beschäftigt. Als mache Amazon alles richtig und eBay alles falsch.
Die letzten Tage und Wochen lassen nun jedoch auch den Außenstehenden aufhorchen. Einerseits kündigt eBay selbst einige Neuerungen an, die in die richtige Richtung zu mehr Kundenkonzentration und Händlerunterstützung gehen. Andererseits springen einige Marktplatz-Experten dem Marktplatz-Pionier verbal massiv zur Seite.
eBays Weg zu mehr Kundennutzen und Händlerunterstützung
Bereits vor drei Monaten wurde bekannt, dass eBay mit seinem Top Pick ein Pendant zu Amazons Buy Box startet. Einhergehend mit der Ankündigung die Strukturierung seiner Produktdaten zu verbessern. Zumindest Zweiteres ist ein wichtiger Schritt zu mehr Kundennutzen. Auch wenn Händler damals monierten, dies führe nur dazu, dass eBay zur Amazon-Kopie verkomme, darf man Eines nicht vergessen: Alles was Umsatz bringt, ist schön. Für das Einkaufserlebnis der Kunden sind strukturierte Daten nun mal wichtig. Immerhin geht eBay ja einen etwas anderen Weg bei der Darstellung, wie nun bekannt wurde.
So bietet eBay dem Besucher verschiedene Einstiegsmöglichkeiten in ihre Produktwelt, siehe auch das Beispiel http://www.ebay.de/sch/Nikon-Digitalkameras/31388/bn_1383/i.html. EBay möchte nämlich erkannt haben, dass Konsumenten nicht ausschließlich nach den günstigsten Preisen suchen, sondern auch andere Kriterien bei der Produktsuche haben. Dies würde ich an dieser Stelle mal so unterschreiben.
Gleichzeitig erlauben es strukturierte Daten, eBay passgenauere Marketing-Maßnahmen und die Möglichkeiten zum Cross- und Upselling zu verbessern.
Außerdem hat eBay vor einigen Wochen damit begonnen, Produktbewertungen einzuführen. Auch dies ein wichtiger Punkt zu mehr Kundennutzen, sind diese doch ein wichtiger Anhaltspunkt zur Kaufentscheidung. Heute gibt es bereits mehr als 500.000 Produktbewertungen auf dem deutschen eBay-Marktplatz. Auch hier werden Kritiker bemängeln, dass dies nur von Amazon abgekupfert sei. Aber lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht.
Bereits seit Längerem gibt es das Treueprogramm eBay Plus (vgl. Amazon Prime). Hier können Käufer u.a. für alle eBay Plus-Artikel kostenlosen und besonders schnellen Versand sowie kostenlosen Rückversand in Anspruch nehmen. Laut eBay nehmen bereits 185.000 Käufer am Programm teil. Hier bin ich jedoch gespannt, ob sie Amazons riesigen Vorsprung mit derem Prime now-Programm auch nur annähernd einholen werden können.
Experten brechen Lanzen für eBay
Interessant waren die letzten Tage aber auch, weil gleich drei namhafte Marktplatz-Experten, bzw. Händler, eine Lanze für eBay brachen. Da wäre zum einen Marion von Kuczkowski, seit 1999 eBay-Verkäuferin und eine der ersten deutschen Powerseller und seinerzeit Mitglied der eBay Elite (Top-500-Seller weltweit). In einer Kolumne für die aktuelle Ausgabe des Onlinehändler-Magazins beschreibt sie, welche Vorteile eBay Händlern im Vergleich zu Amazon biete und skizziert zugleich die Gefahr bei Amazon, von asiatischen Händlern überrollt zu werden. Diese können sich bei Amazon ins gemachte Nest setzen, müssten sich nicht um Steuern, deutsche Rechtsprechung oder Übersetzung etc. kümmern. Amazon übernähme den Versand und Kundenservice für sie. Folgedessen könnten diese asiatische Händler ihren deutschen Wettbewerb preislich stets unterbieten und würden bei Amazon daher immer den Vorrang bekommen.
– Marion von Kuczkowski
Auch Michael Atug, Geschäftsführer der MAW Werkzeuge GmbH und bekannter Marktplatz-Händler, warnte vergangenen Samstag, in seinem Vortrag beim Plentymarkets Multi-Channel-Day, seine Händlerkollegen eindringlich davor, eBay zu vernachlässigen.
Während es bei Händlern und Medien scheinbar gerade modern sei, nur noch vom erfolgreichen Verkauf bei Amazon zu sprechen, mache er nach wie vor hervorragenden Umsatz mit seinen eBay-Accounts in den verschiedenen Ländern.
Kurze Anmerkung am Rande: Dies mag aber auch daran liegen, dass eBay es seinen Verkäufern durch ständige Änderungen der Rahmenbedingungen auch manchmal schwer machte zu verkaufen. Anders als etwa Amazon. Hier haben Händler weniger Freiheiten und Möglichkeiten. Mit allen Vor- und Nachteilen. Dies bringt mich wieder zu meiner kürzlichen Aussage dass Marktplätze nur erfolgreich sind, wenn diese kontrollierend und regulierend steuern und notfalls eingreifen.
Das meistbeachteste Plädoyer für eBay hielt jedoch sicherlich Mark Steier, Betreiber von wortfilter.de, u.a. in seinem Podcast-Interview mit Kassenzone. Meines Erachtens ein Muss für jeden Marktbegleiter. Mit seinen Aussagen verblüffte er nicht nur den bekennenden Amazon-Fan Alexander Graf.
Er verwies unter anderem darauf, dass eBay mit 1 Milliarde Artikel weltweit (140 Millionen in Deutschland) deutlich mehr mehr Produkte als Amazon im Angebot habe. Weiterhin, dass eBay mehr Umsatz für seine Händler als Amazon (nach Abzug deren Eigengschäfts) erwirtschafte. Das würde ich aber sicherheitshalber gerne noch einmal nachrechnen. Zumindest hatte Mark im Podcast einen Rechenfehler drin. Müsste ich aber nochmal nachhören.
In einem Kommentar zum Podcast verweist er auch darauf, dass Deutschlands erfolgreichster eBay-Händler über 100 Mio. € Umsatz über deren Marktplätze erziele.
Und, genau wie ich, traut er eBay anhand der aktuellen Entwicklungen zu, in nächster Zeit deutliche Sprünge nach vorne zu. Wobei er eBay auch derzeit schon, wie erwähnt, für deutlich unterschätzt hält. Aber hört am besten selbst rein. Es lohnt sich.
Einschätzung: EBay wird derzeit zu Unrecht von den Händlern unterschätzt und dürfte in den nächsten Monaten nochmal einen deutlichen Sprung nach vorne machen. Vorläufig wird aber Amazon nach wie vor das innovativste Unternehmen im E-Commerce bleiben. Dafür sind sie einfach zu schnell, pragmatisch in der Handlungsweise und mutig genug einfach mal etwas auszuprobieren.
Bildquelle: fotolia.de, @ ddgrigg
Jürgen meint
Also ich kann dieses Ebay Halleluja nicht mehr hören. Ebay ist aus meiner Sicht am Arsch und Ende. Da kann man noch so sehr von 90Mrd Umsatz reden und von Optimierungen. Fakt ist, und das kann auch ein Herr Steier nicht verleugnen, es werden Ebay Anzeigen auf den ersten Plätzen gerankt die Optimierungstechnisch am Ende stehen sollten, wieso? Weil der Ganze mist keine Bedeutung hat. Und, von 3000 Aufträgen die ich habe sind 35 von Ebayplus. Ebay interessierte sich nie für seine Händler sondern hat ausschließlich hirnrissige „Verbesserungen“ vor gebracht. Und jetzt komm mir bloss keiner mit „na dann sind halt deine Produkte scheisse“, ich mal einen fast 7 stelligen Umsatz auf Amazon, dagegen halte ich einen 5 stelligen Monatsumsatz bei Ebay. ich finde ebay lächerlich. Ich habe 3 Leute die ausschließlich Ebay Verbesserungen und Optimierungen machen, aber wisst ich was, ich denke dass Ebay gezielt gegen Händler arbeitet und gezielt andere Händler pusht, nur so kann ich mir erklären wieso alles so unfruchtbar ist. Außerdem scanne ich den Markt und ich kann nur sagen: Der Umsatz geht bei allen Mitbewerbern runter und ist bei allen im Vergleich zu Amazon aus meiner sicht am Arsch. ALSO WO BITTE IST EBAY? AMAZON ruft bei mir 9 mal die Woche an, von Ebay höre ich nur das gerede von irgendwelchen Gurus.
Peter Höschl meint
Vielen Dank für das Händlerfeedback! Interessant im Zusammenhang mit dem Artikel vielleicht noch ein schneller Similiarweb-Auswertung.
https://www.similarweb.com/website/ebay.de?competitors=amazon.de
Bei den mtl. Trafficzahlen sind eBay und Amazon quasi gleichauf, wenn man unterstellt, dass 50% des Amazon-Traffics zugunsten deren Eigenumsatzes, als nicht zu Marketplace-Händlern läuft.
Wenn man Similarweb Vertrauen schenkt (ich neige dazu) kann es also nicht an der Reichweite (Traffic) liegen, dass Händler meist davon sprechen mit Amazon deutlich mehr Umsatz als mit eBay zu machen.
Dann fällt mir als möglicher Grund auf die schnelle nur ein, dass
1. sich eBays gesamter Außenumsatz auf mehr Händler verteilt
2. Amazon deutlich besser bei den Konvertierungsraten ist
3. die Warenkörbe bei Amazon höher sind
An dieser Stelle freue ich mich sehr auf weitere Händlermeinungen!
Uwe Looschen meint
Ich kann den Artikel nur bestätigen. Ich verkaufe ausschl. bei eBay.
Warum? Weil ich Lebensmittel als Snackartikel verkaufe. Amazon will sage und schreibe 15% Provision sowie eine feste Monatsgebühr.
Bei eBay bezahle ich nur dann Provision, wenn ich etwas verkauft habe. Und hier auch nur 10%.
Amazon ist zu gierig. Die denken tatsächlich, dass man bei Lebensmittel unheimlich hohe Margen hat. Ich habe mal bei Amazon nachgefragt, ob die Gebühr für Lebensmittel gesenkt werden dürfte? Was denken Sie, was ich für eine Antwort erhalten habe? Genau. Keine Antwort.
Somit bleibt eBay meine Hauptplattform.
Ihr Pringles-Automat.de
Florian Obermüller meint
Ich kann es auch schon nicht mehr hören. Was hatte ich Diskussionen über all die Jahre mit Ebay… Dann hat man es geschafft, die Geschäftsführung davon zu überzeugen, dass manches anders gemacht werden muss – dann kam die nächste Geschäftsführung und die haben gleichmal ganz was anderes gemacht. Mal Hü, mal Hott. Nur eines blieb gleich: Nicht auf die Verkäufer zugehen. So werden bis heute keine Bewertungen gelöscht, die gegen das Produkt gehen. „Die Schauspielerische Leistung von XY ist einfach Müll“…. Wird bei Amazon sofort gelöscht. Ebay macht nix. Warum? Aus Prinzip. Und so ist es mit vielem. Ebay trifft nur falsche Entscheidungen.
Und was soll das Ebay Treueprogramm? Wo ist der Nutzen für irgendwen? Die Händler müssen das Porto einrechnen. Die Kunden zahlen es also wie bisher, plus eine jährliche Pauschale. Ebenso mit Rücksendungen usw.
180.000 Kunden die dafür zahlen? NIE IM LEBEN!
Ich würde mir für unser Geschäft nichts mehr wünschen, als ein wieder erstarktes Ebay aber dafür gibt es absolut keine Anzeichen. Und solange Amazon UND Ebay alles dafür tun, dass es mit Ebay bergab und mit Amazon bergauf geht, wird es auch so weiter gehen. Leider.
alex meint
1-Ebay muß gefälschte ARtikel löschen
2-Chinaverkäufer löschen
3-Nicht verdiente negative Bewertungen löschen
EBay tut nichts für seine Kunden.